In Brasilien werden jährlich etwa 30.000 neue Fälle von Lepra registriert. Die Infektionskrankheit steht in dem südamerikanischen Land am Sonntag (31.) im Mittelpunkt etlicher Aktionen, mit denen auf sie aufmerksam gemacht und ebenso Vorurteile abgebaut werden sollen. Begangen wird damit ebenso der internationale Tag des Kampfes gegen Hanseníase, wie die Krankheit mittlerweile in Brasilien genannt wird.
Auch wenn in den vergangenen Jahren einiges erreicht werden konnte, liegt die jährliche Erkrankungsrate in Brasilien noch bei etwa 15 Personen pro 100.000 Einwohner. Damit ist es das einzige Land der Welt, in dem das UN-Milleniumsziel, eine Rate von unter 10 Neuansteckungen pro 100.000 Einwohnern zu erreichen, nicht geschafft wurde. Mit dieser Rate würde sich die Krankheit im Ausmerzungsprozess befinden.
Dass die Zahl der Neuansteckungen nicht im gewünschten Umfang abgenommen hat, wird auf mehrere Faktoren zurückgeführt. Vor allem in den ländlichen Regionen werden nach wie vor Neuzugänge registriert. Bei einer Ansteckung bricht die Krankheit jedoch nicht sofort aus. Hinzu kommt, dass viele Betroffenen nach dem Auftreten heller und oft unsensibler Flecken auf der Haut nicht gleich einen Arzt aufsuchen.
Laut Artur Custódio kommen zehn Prozent der neu registrierten Fälle bereits mit Folgeschäden zum Arzt. Custódio ist Koordenator der 1981 gegründeten Organisation zur Rehabilitation Betroffener Leprakranker. Er fordert mehr politisches Engagement bei der Bekämpfung und Aufklärung der Hanseníase. Vom Gesundheitsministerium heißt es, dass in den nächsten Wochen genaue Zahlen vorgelegt und Aufklärungsaktionen eingeleitet werden.
Je früher die biblische Krankheit diagnostiziert wird, desto leichter lässt sie sich behandeln und desto weniger wird sie verbreitet. Übertragen wird die Bakterie Mycobacterium leprae durch die Atmung. Nicht jeder steckt sich jedoch nicht mit ihr an. Voraussetzung ist unter anderem ein enger Kontakt über eine längere Zeit hinweg. Kinder stecken sich leichter an als Erwachsene. Hinzu kommen Risikofaktoren wie Unterernährung und beengte Wohnverhältnisse. Custódio spricht deshalb von einer Krankheit, die die extreme Armut begleitet.
Um Voruteile abzubauen sowie Betroffene und Interessierte zu informieren hat die Morhan-Organisation diese Woche “ZapHansen“ lanciert, das über WhatsApp zugänglich ist.