Flugzeugabsturz: Gedenkfeier in Medellin und Solidarität bewegen Brasilianer

Tausende Menschen haben sich im kolumbianischen Stadion Atanasio Giradot zu einer eindrucksvollen Gedenkfeier für die beim Flugzeugabsturz Montagnacht bei Medellin verunglückten Menschen eingefunden. Im Stadion des südbrasilianischen Fußballclubs Chapecoense ist ihnen zur gleichen Zeit mit einem ökumenischen Gottesdienst gedacht worden.

Foto: Alcaldía de Medellín
Foto: Alcaldía de Medellín

Dort, wo am Mittwochabend das erste Finalespiel des Südamerika-Cups zwischen Atlético Nacional und Chapecoense hätte stattfinden sollen, hat sich der Rasen in ein Blumenmeer verwandelt. Von den Zuschauerrängen aus haben die Menschen nach der Gedenkfeier die Blumen auf das Spielfeld geworfen.

Mit Transparenten, angezündeten Kerzen und in Weiß gekleidet, haben die Kolumbianer in und vor dem Stadion die schlichte, aber anrührende Zeremonie verfolgt. Bei der Verlesung der Namen der Passagiere der Unglücksmaschine haben Kinder weiße Ballone in die Luft gelassen.

Tauben sind durch das Stadion geflogen und immer wieder waren von den Fans des Atlético Nacional Sprechchöre zu Ehren des Fußballclubs Chapecoense zu hören, wie in den brasilianischen Medien zu verfolgen war.

“Hört es in allen Kontinenten, an den Champion Chapecoense werden wir uns immer erinnern“, lautete einer der Sprechchöre. Atlético Nacional hat darum gebeten, dass Chapecoense zum Sieger des Copa Sul-Americana erklärt wird. Als eine Botschaft des Pabstes verlesen wurde, ließen die Fans Blütenblätter auf den Spielrasen regnen.

Was wie ein kleiner Trost wirken mag, bewegt Fans und Angehörige. Angesichts der großen Solidarität aus der ganzen Welt zeigen sich die Brasilianer Welt beeindruckt.

Beinahe das ganze Profi-Team des Chapecoense ist bei dem Flugzeugabsturz in Kolumbien ums Leben gekommen. Wann die Körper der Verunglückten überführt werden, ist noch offen. An den Vorbereitungen für eine gemeinsame Trauerfeier in der Arena Condá, dem Heimatstadion des Erstligisten, wird bereits gearbeitet.

Die Aufbahrung der Toten ist ebenso in dem Stadion vorgesehen. Gerechnet wird damit, dass die Trauerfeier am Freitag oder Samstag stattfinden wird.

Währenddessen sind viele Häuser der Stadt Chapecó mit schwarzen Fahnen bestückt worden. Bilder zeigen ebenso Geschäftsauslagen mit schwarzen Schleifen. Etliche Fans nächtigen in Zelten und unter freiem Himmel rund um das Stadion.

Bei dem Absturz des Fluges Lamia 2933 sind 71 Menschen gestorben, sechs haben überlebt, drei Fußballspieler, ein Journalist und zwei Crewmitglieder. Sie befinden sich teilweise mit Schwerstverletzungen in kolumbianischen Krankenhäusern. Der Gesundheitszustand des Verteidigers Neto wird als kritisch, aber mit guten Chancen zur Besserung angegeben.

Torwart Follmann musste ein Bein amputiert werden. Sein Zustand wird als “stabil“ bezeichnet. Außensspieler Allan Ruschel wurde einer Operation an der Wirbelsäule unterzogen. Auch sein Zustand wird als “kritisch“ aber “stabil“ beschrieben.

Neben dem brasilianischen Fußballteam befanden sich ebenso 21 Journalisten, der Trainer sowie geladene Gäste an Board.

Unfallursache

Laut Medienberichten haben die kolumbianischen Behörden offiziell erklärt, dass das verunglückte Flugzeug keinen Treibstoff mehr hatte, was wohl auch zum Ausfall der Elektronik geführt hat. Veröffentlicht wurden ebenso die Gesprächsaufzeichnungen zwischen Pilot und Flughafentower.

Danach hat dieser um eine bevorzugte Landung wegen “Treibstoffproblemen“ gebeten. Im Landeanflug befand sich jedoch schon eine kolumbiansche Maschine, wie es heißt. Während diese um 0:51 Uhr aufgesetzt hat, ist die Avro RJ-85 der LaMia-Airlines mit der brasilianischen Fußballdelegation an Board wenige Minuten später vom Radar verschwunden.

Warum die für 3.000 Flugmeilen ausglegte Avro RJ-85 bei dem knapp 3.000 Meilen weiten Flug nicht wie eigentlich vorgesehen einen Zwischenstopp zur Nachtankung eingelegt hat, ist unbekannt.

Nach den Gesprächsaufzeichnungen hatte der Pilot zuletzt ebenso Probleme mit der Position des Flugzeuges und immer wieder nach Vektoren gebeten. Beim Versuch, die Maschine in die richtige Landeposition zu bringen, befand sich die Avro RJ-85 schon zu tief. So wie es aussieht hat sie dabei mit einem Flügel den bewaldeten Berg gestreift, bevor sie gänzlich abgestürzt ist.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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