Marielle Franco hat sich für die Menschenrechte eingesetzt und die Gewalt durch Polizisten angeprangert. Jetzt ist die 38-jährige Stadträtin Rio de Janeiros tot. Sie wurde am Mittwoch (14.) im Zentrum Rio de Janeiros erschossen.
Die Soziologin und Politikerin der linken PSOL-Partei hat sich nach einer Veranstaltung über die Rechte schwarzer Frauen wahrscheinlich auf dem Heimweg befunden, als neben ihrem Wagen ein anderer auftauchte und aus diesem neun Schüsse abgegeben wurden.
Drei trafen die auf der Rückbank sitzende Marielle Franco am Kopf. Der Fahrer des Wagens wurde durch Schüsse in den Rücken getötet. Eine neben der Stadträtin sitzende Assessorin wurde durch Glassplitter verletzt.
Erste Untersuchungen deuten auf eine Hinrichtung hin. Sie zeigen, dass sämtliche Schüsse mit Kaliber neun auf das abgedunkelte Fenster abgegeben wurden, hinter dem die Menschenrechtlerin saß. Feuerwaffen mit Kaliber neun werden in Brasilien unter anderem von Polizei und Militär verwendet.
Die Ermittlungen zu dem Mord Marielles laufen unter Verschluß. Verteidigungsminsiter Raul Jungmann hat umgehend Unterstützung bei den Untersuchungen angekündigt. Erst im Februar hat Präsident Michel Temer per Dekret eine Militärintervention in Rio de Janeiro erlassen.
Kurz später wurde Marielle Franco zur Berichterstatterin der vom Stadtparlament Rios eingerichteten Kommission zur Kontrolle der Militärintervention gewählt.
Die Afrobrasilianerin hat sich unermüdlich für die Rechte der Minderheiten eingesetzt, allen voran der schwarzen Frauen, der Bewohner der Favelas und der ärmeren Bevölkerung. Ins Stadtparlament Rio de Janeiros ist sie 2016 mit über 46.500 Stimmen eingezogen, dem fünfbesten Ergebnis aller Kandidaten.
Noch am Dienstag hat die in der Favela Maré geborene und aufgewachsene Aktivistin in Facebook geschrieben “Wie viele Jugendliche müssen noch sterben, bis dieser Krieg gegen die Armen aufhört?“. Am Samstag (10.) hat sie in einem Post das 41. Bataillon der Militärpolizei Rio de Janeiros beschuldigt, die Bewohner der Favela Acari zu terrorisieren und die Morde an zwei Jugendlichen angeprangert.
Laut PSOL-Parteikollege Chico Alencar störte sie “kleine und große Mafias“. In etlichen Favelas Rio de Janeiros agieren neben Drogenbanden ebenso Polizei-Milizen. Ein Zusammenhang mit dem Mord ist bisher indes nicht erwiesen.
Rio de Janeiro hat 2017 einen enormen Anstieg der Gewalt verzeichnet. Laut dem Institut für Sicherheit ISP sind im Bundessaat Rio de Janeiro im vergangenen Jahr 6.731 Menschen ermordet worden, was einem Index von 40 Morden pro 100.000 Einwohner entspricht. Mit der Militärintervention soll der Gewalt Einhalt geboten werden.