In Brasilien hat sich am Sonntag (31.) der Tag des Militärputsches gejährt. Der ist von Protesten und einer von Präsident Jair Bolsonaro ausgelösten Polemik begleitet worden. Über einen offiziellen Regierungskanal wurde zudem ein Video verbreitet, in dem die 21 Jahre dauernde Militärdiktatur verharmlost und das Militär als Retter der Nation vor dem Kommunismus hervorgehoben wird.
Schon im Vorfeld hatte Bolsonaro mit einem Erlaß für Polemik gesorgt. Nach diesem sollte der Jahrestag in den Militärkasernen gefeiert werden. Nach harrscher Kritik selbst aus den Reihen des Militärs ruderte der Rechtspopulist zurück.
Es sollte nur daran erinnert und ein Text verlesen werden, so Bolsonaro. Der scheute auch nicht davor zurück, den Putsch mit einem Streit und “Problemchen“ in der Ehe zu vergleichen.
Bolsonaro selbst war am Jahrestag nicht in Brasilien. Er war zu einem offiziellen Besuch nach Israel gereist. Eine weitere Stellungnahme gab es von ihm nicht, auch nicht zu dem über den Regierungspalast in WhatsApp verbreiteten Video.
Für Aufsehen sorgt nicht nur die Verbreitung des Videos mit dem fragwürdigen Inhalt. Vielmehr räumte die Pressestelle des Präsidenten ein, dass sie nicht wisse, wer es gedreht oder gepostet hat. Von der Regierung sei es nicht produziert worden, hieß es. Gleichzeitig ist das Video jedoch über Twitter von Bolsonaros Sohn Eduardo gepostet worden.
Während der von 1964 bis 1985 dauernde Militärdiktatur wurde der Kongress geschlossen, freie Wahlen verboten und die Presse zensiert. Laut der Comissão da Verdade (Wahrheitskommission) wurden vom Militärregime 434 Menschen umgebracht oder verschwanden.
Nur 33 Körper der Opfer wurden gefunden. Etwa 20.000 Menschen wurden gefoltert, unter ihnen Ex-Präsidentin Dilma Rousseff und der Schriftsteller Paulo Coelho. Andere wurden gezwungen, das Land zu verlassen, wie der Musiker Gilberto Gil.
In mehreren Städten Brasiliens wurde am Sonntag (31.) mit Protesten an die Opfer und Greuel der Militärdiktatur erinnert und vor einer Wiederholung einer solchen gemahnt wurde. Gegeben hat es aber ebenso Demonstrationen im Prol der Militärdiktatur.
Von über 50 Organisationen ist eine Stellungnahme unter dem Titel “Ditadura não se celebra, democracia sim” (“Diktatur wird nicht gefeiert, Demokratie ja“) veröffentlicht worden, in der die Aussagen Bolsonaros zur Befeierung des Militärputsches und zur Relativierung der Diktatur kritisiert und zurückgewiesen werden.