Kampfhähne, Brasiliens Pferde des kleinen Mannes

In den Favelas der Grossstädte sind sie ebenso zu jeder Tageszeit zu hören wie auf den Fazendas überall im Land. Kampfhähne sind die Leidenschaft vieler Brasilianer, denn im Gegensatz zu Pferden sind sie einfach zu züchten und zu halten.

Kampfhähne sind in Brasilien zwar verboten aber doch allgegenwärtig (Foto: Handout / CPAmb Amazonas)

Natürlich ist es ein heikles Thema. Wettkämpfe, bei denen Tiere gegeneinander gehetzt werden, sind in Europa weitgehend verpönt und verboten. In Süd- und Mittelamerika genauso wie in Afrika und Asien jedoch gehören Kampfhähne und die Wettkämpfe der Tiere zum Leben. So auch in Brasilien, wo vom Tagelöhner bis zum Grossgrundbesitzer jeder zumindest einen kleinen Verschlag besitzt, in dem ein oder zwei Kampfhähne und Hennen gehalten werden. Den Tieren geht es dabei weitgehend gut, und zwar weit besser als den Legehennen in europäischen Zuchtanlagen. Selbst der ärmste Brasilianer kümmert sich um seine Kampfhähne und die dazugehörigen Hennen. Geschroteter Mais, das Grundnahrungsmittel für Brasiliens Hühner, ist überall erhältlich. Darüber hinaus werden Vitamine verabreicht, mal im Trinkwasser aufgelöst, mal gespritzt. Schliesslich müssen auch Kampfhähne in Form gebracht werden.

Die Wettkampftage sind meist auf einen Sonntag gelegt, weil der überwiegende Teil der brasilianischen Bevölkerung mindestens 6 Tage in der Woche arbeitet, nicht wenige auch 7 Tage, um über die Runden zu kommen. Eine Hahnenkampfarena ist eine einfache Sache. Selbst in der gehobenen Ausstattung ist sie nicht viel mehr als ein etwa 30 cm hoher, gepolsterter Ring mit einem Durchmesser von 2,5 m. Manchmal bilden auch einfach die Kampfhahnbesitzer mit ihren Beinen die improvisierte Arena. Bevor jedoch die Tiere aufeinander losgehen, wird festgestellt, welche Tiere gegeneinander antreten. Das geht einerseits nach Gewicht und andrerseits nach Kampflust. Kampfhähne gehen nicht einfach auf jeden anderen Hahn los. Auch wenn die Gewichtsklasse stimmt, heisst das nicht unbedingt, dass die Tiere gegeneinander kämpfen. Das muss zuvor getestet werden. Stehen die Gegner fest, geht es ans Wetten. In der Regel ist der Besitzer der Arena zugleich auch der Buchmacher, der die Wetten auf die Tiere annimmt. Im Kleinen unterscheidet sich dies nicht von den grossen Wettbüros, wie etwa 888sport, wo auf Fussball oder Basketball gewettet wird.

Sind Hahnenkämpfe grausam?

Sicher können aus mitteleuropäischer Sicht die Hahnenkämpfe in Brasilien und anderen Ländern als grausam bezeichnet werden. Ein Teil der Tiere lässt während des Kampfes sein Leben, es muss jedoch nicht immer tödlich ausgehen. Ein mehrfacher Sieger in der Arena kann für seinen Besitzer einen ordentlichen Wert darstellen, umgerechnet von mehreren hundert bis mehreren tausend Schweizer Franken.

Ein Hahnenkampf dauert je nach Kampfeswillen der Tiere drei, manchmal auch fünf Minuten. Wenn ein Tier am Boden liegt, wird üblicherweise die Zeit gestoppt. Je nach Region werden die Hähne nach einer halben oder einer Minute getrennt. Früher gab es diese Regelung nicht und der Tod des Verlierers war gewiss. Heute kann ein Verlierer überleben und hat sonst ein recht angenehmes Leben, bis auch er irgendwann im Kochtopf landet. In Europa werden männliche Küken millionenfach bei lebendigem Leib geschreddert und Hühner ihr Leben lang auf der Fläche eines DIN-A4-Blattes gehalten, so stark hoch gemästet, das sie ihr eigenes Gewicht zu Boden drückt. Da stellt sich doch die Frage, was wohl grausamer ist? Das Masthähnchen vom Grill oder der Kampf zweier Hähne?

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