Brasiliens Musikgigant Erasmo Carlos gestorben

Brasiliens Rock und Pop-Größe Erasmo Carlos ist tot. Der Sänger und Komponist, der den Brasilien-Rock ins Leben gerufen hat, ist am Dienstag (22. November) im Alter von 81 Jahren verstorben. Erasmo Carlos war Symbol der Jovem Guarda, der jungen Garde, die in den 1960er Jahren für Aufsehen gesorgt hat.

Erasmo Carlos – Foto: Screenshot Video

In Rio de Janeiro aufgewachsen hat Erasmo schon jung sein Faible für Musik entdeckt. Zu seiner Clique gehörten Tim Maia und auch Jorge Ben Jor. Tim Maia war es, der ihm das Gitarrespielen beigebracht hat. Bei einem Konzert von Rock’n Roll Star Bill Haley lernte er Roberto Carlos kennen. Daraus entwickelte sich nicht nur eine enge Freundschaft. Gemeinsam haben die beiden 500 Songs geschrieben und den Grundstein für den Brasilien-Rock gelegt. „É proibido fumar“ und „Pode vir quente que eu estou fervendo“ sind Beispiele dafür.

Bei Roberto Carlos ist selbst der Samba dem Rock’n Roll nicht ausgekommen. In „Coqueiro Verde“ haben er und Roberto Carlos den Samba-Rock kreiert. Später waren es die Beatles, die die beiden musikalisch beeinflusst haben. Der Brasilien-Pop war geboren und „Iê-iê-iê” eroberte die brasilianischen Radios und Herzen.

Seine Spuren hat Erasmo Carlos aber auch im Jazz, Soul und vor allem der Música Popular Brasileira (MBP) hinterlassen. Viele Musikgrößen Brasiliens sind mit ihm aufgetreten oder haben seine Songs vertont.

Erasmo Carlos war seiner Zeit voraus. Schon bei seinen TV-Auftritten in den 60er Jahren fiel er durch seine extravagante Kleidung auf. 1981 schrieb er „Mulher“ (Frau). „Es heißt, die Frau ist das schwache Geschlecht, aber was für eine absurde Lüge…“ schrieb er, in einer Zeit, in der in Brasilien noch lange nicht über die Gleichberechtigung der Geschlechter diskutiert wurde. Die Militärdiktatur kritisierte er und forderte in den 80er Jahren öffentlich Direktwahlen.

Der 1,93 Meter große Musiker mit der sanften Seele war nicht nur unter Fans, sondern auch unter Künstlern beliebt. Am stärksten aber war das Freundesband zwischen Erasmo Carlos und Roberto Carlos. Auch das wurde vertont, in „Amigo“. In dem Song geht es um die Freundschaft, um Freunde, die durch Dick und Dünn gehen, die in frohen und ebenso in schweren Stunden einander zur Seite stehen.

Die Melodie haben Erasmo Carlos und Roberto Carlos gemeinsam komponiert. Der Text kam dann aber erst drei Jahre später dazu. Den hat Roberto Carlos geschrieben, als Hommage an seinen Freund Erasmo Carlos.

Erasmos Carlos hat hingegen schon mit seinem Künstlernamen seine „Carlos-Freunde“ geehrt, denn mit bürgerlichen Namen hieß er Erasmo Esteves. Esteves hat er in seinem Künstlernamen durch Carlos ersetzt, als hommage an seinen Musik-Partner Roberto Carlos und den Produzenten Carlos Imperial.

Über 600 Lieder hat Erasmo Carlos geschrieben und komponiert, über 30 Alben aufgenommen und in sechs Jahrzehnten seines musikalischen Wirkens unzählige Shows gegeben. Dutzende der Kompositionen Erasmo Carlos‘ wurden zu zeitlosen Hits, die über Generationen hinweg gesungen wurden und werden.

Wie aktuell und beliebt seine Hits vergangener Zeiten sind, zeigt auch die jüngste Grammy-Verleihung. Erst vor fünf Tagen ist Erasmo Carlos für sein Album „O futuro pertence à… Jovem Guarda” der Grammy Latino 2022 verliehen worden, als bestes Rockalbum oder Alternativmusik in portugiesischer Sprache. Das Album hat er im Februar aufgenommen. Auf ihm sind Hits von ihm mit neuen Arrangements zu hören.

Es war nicht der erste Grammy, der ihm verliehen wurde. 2014 hat er mit „Gigante Gentil“ in der Kategorie Bestes Album Rock-Brasileiro die Auszeichnung erhalten. 2018 war er beim Grammy Latino einer der mit dem Musical Excellence Award Ausgezeichneten.

Erasmo Carlos wurde Mitte Oktober in einem Krankenhaus wegen Ödem-Syndrom behandelt. Am 2. November konnte er das Krankenhaus zwar verlassen, allerdings verschlechterte sich sein Zustand wenige Tage später wieder. Am Dienstag ist der Musikgigant im Krankenhaus in Rio de Janeiro im Kreise seiner Familie verstorben.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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