Begonienhochburg Rio de Janeiro: Biologen entdecken neue Art im Stadt-Regenwald

Jetzt im Frühjahr werden in Mitteleuropa die Begonien aus der Überwinterung geholt, damit sie in wenigen Wochen wieder mit ihren Blüten für Balkonfreuden sorgen. Aber wussten Sie, dass die Heimat der meisten Begonienarten Südamerika und allen voran Brasilien ist? Dort haben Forscher jetzt auch eine weitere Begonienart entdeckt. Die kommt ausschließlich im Parque Estadual da Pedra Branca in Rio de Janeiro vor, einem der größten Stadtwälder der Welt.

Begonien – Foto: chaicha auf Pixabay

Die Begonia pedrabrancesis, wie die von den Forschern der Universität Rio de Janeiro (UFRRJ) und der Stiftung Fiocruz entdeckte Art genannt wurde, ist bei weitem nicht die einzige Begonienart, die dort wächst.

Die eigentliche Heimat der Begonien sind feuchte tropische und suptropische Regionen. In Südamerika sind die meisten Begonienarten zu finden. An erster Stelle steht dabei der Atlantische Regenwald. Er beherbergt so viele Begonienarten wie kein anderes Biom der Welt. Über 190 sind es. Aber auch im Amazonas-Regenwald, der Caatinga, dem Cerrada, Pampa und dem Pantanal wachsen Begoinen. Weltweit gibt es etwa 1.400 Begonienarten. Etwa ein Viertel davon ist in Brasilien zu finden.

Begonien weisen eine enorme Vielfalt auf. Längst wachsen sie nicht nur als Staudenpflanzen, wie wir sie als Balkon-, oder Zimmerpflanzen oder aus Parkanlagen und Gärten kennen. Im Atlantischen Regenwald gibt es vielmehr auch Begonien, die sich an den Stämmen der Bäume hoch ranken und oben in luftiger Höhe büschelweise ihre roten Blüten entfalten. Ein Beispiel dafür ist Begonia radicans.

Rio de Janeiro: Hochburg der Begonien Brasiliens

Rio de Janeiro ist vom Atlantischen Regenwald geprägt, dem Biom mit den meisten Begonienarten. In der Cidade Maravilhosa befinden sich zwei der größten Stadtwälder der Welt, der Floresta da Tijuca und der Parque Estadual da Pedra Branca. In dem sind die Biologen auf die jetzt neu erfasste Art gestossen.

Eine weitere Besonderheit Rio de Janeiros ist, dass die dort liegenden Wälder die höchste Zahl von Begonien aufweisen, die weltweit nur in dieser Region wachsen und damit endemisch sind. Gleichzeitig gibt es dort aber auch die höchste Zahl an Begonienarten, die auf der Roten Liste stehen und gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind.

Übrigens wächst auch die mittlerweile veredelte und in europäischen Gartenmärkten angebotene Polka-Dot- oder Forellenbegonie (Begonia maculata) in den Regenwäldern Rio de Janeiros wild. Wegen ihrer weiß-gepunkteten Blätter ist sie in den vergangenen Jahren zum Zimmerpflanzenstar geworden.

Während die Forellenbegonie nicht nur im schützenden Schatten der Regenwaldbäume Rio de Janeiros wächst, sondern ebenso im angrenzenden Bundesstaat Espírito Santo, kommt ihr kürzlich entdeckter Verwandter nur auf einem äußerst eng begrenzten Gebiet Rio de Janeiros vor. Bisher wurde sie lediglich in dem Schutzgebiet auf einer Fläche von acht Quadratmetern nachgewiesen.

Begonienexperten zwischen beobachten und vergleichen

Ausfindig gemacht hat die neue Art mit ihren zarten, weißen Blüten der Biologe Jaílton Costa von der Stiftung Fiocruz. Ihm ist bei der Waldarbeit in der Naturschutzeinheit aufgefallen, dass die Begonie anders war, als die bisher dort registrierten Begonien.

Begonien weiss – Foto: Hans auf Pixabay

Der Biologe begann deshalb über das Jahr hinweg die verschiedenen Stadien der Pflanze zu beobachten und Stängel, Blüte, Blätter und Samen zu sammeln. Die Sammelstücke leitete er an das Herbarium der Universität Rio de Janeiro weiter.

Dort begann Eliane Jacques die Proben mit anderen in Herbarien vorhandenen Begonien zu vergleichen. In Sachen Begonien ist Eliane Jacques Expertin. Sie hat bereits andere Begonienarten entdeckt, wie die bis zu einen Meter hoch werdende Begonia lunaris. Auch diese stammt aus dem Bundesstaat Rio de Janeiro.

Nach eingehenden Forschungen hat Eliane Jacques nachgewiesen, dass es sich bei dem von Jaílton Costa erhaltenen Material um eine bisher wissenschaftlich unbekannte Begonienart handelt. Um den Ort hervorzuheben, wo sie gefunden wurde, haben die beiden ihr den Namen Begonia pedrabrancesis gegeben.

Ob sie auch einmal auf europäischen Balkonen zu finden sein wird, ist offen. Tatsächlich werden im Botanischen Garten der Universität Rio de Janeiro (UFRRJ) derzeit 14 verschiedene Begonienarten kultiviert. Dazu gehört die Begonia friburgensis, eine in der Natur vom Aussterben bedrohte Art. Auch die Begonia hirtella wird im Botanischen Garten gezüchtet. Ihr schreiben die Forscher ein großes Zierpotential als Topfpflanze zu.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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