Mehr als 500 Indios wurden seit 2003 in Brasilien umgebracht

Ein neuer Bericht der vom CIMI (Conselho Indigenista Missionário – Indigener Missionsrat) veröffentlicht wurde, gibt an, dass 503 Indios zwischen 2003 und 2011 in Brasilien umgebracht wurden – im Durchschnitt mehr als 55 Morde pro Jahr.

Nach Aussage des CIMI ist die Anzahl der Ermordungen dann im vergangenen Jahr zurückgegangen: da waren es 51 Fälle – der niedrigste Stand seit dem Jahr 2005. In jenem Jahr waren es –nur“ 43 Morde, aber seither registrierte man 60 Fälle pro Jahr.

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Der CIMI hob jedoch hervor, dass der Rückgang der Morde nicht etwa eine Verringerung der Gewaltverbrechen gegen die indigenen Völker in Brasilien bedeute.

Nach einem Bericht unter dem Titel “Violência contra os Povos Indígenas no Brasil“ (Gewalt gegen die Indigenen Völker in Brasilien) hat sich die Situation in verschiedenen anderen Aspekten sogar verschlimmert: Zum Beispiel hinsichtlich der Statistik der versuchten Morde, der indigenen Suizide und der Indios, die wegen fehlender Gesundheitsfürsorge starben.

Für den CIMI bedeuten die 30 Mordversuche, die im vergangenen Jahr registriert wurden, eine “erschreckende Zunahme”, besonders wenn man sie mit den 18 Fällen dieser Art im Jahr davor (2010) vergleicht.

Unter den im Jahr 2011 registrierten Vorfällen, ereigneten sich 27 im Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Darunter auch jener Fall im Monat Juli 2011, bei dem ein Schulbus, der Schüler des IT (Indianer-Territorium) “Cachoeirinha” (Ort “Miranda”) transportierte, umzingelt und mit Steinen beworfen wurde. Wie der CIMI weiter berichtet, wurde der Bus dann angezündet. Mindestens vier Kinder erlitten schwerste Verbrennungen und mussten in ein Hospital eingeliefert werden.

Der CIMI macht ausserdem auf die zunehmenden Fälle von Selbstmord aufmerksam. Insgesamt identifiziert sein Bericht 26 Fälle, in denen Indios sich das Leben nahmen, und weitere 8 Fälle von Selbstmordversuchen. Die Mehrheit der Opfer ist männlichen Geschlechts, sie sind bis zu 24 Jahren alt und wollten sich mit einer Nylonschnur erhängen.

Für den CIMI sind diese Suizide Ausdruck der Verzweiflung der indigenen Völker in Bezug auf die Nachlässigkeit der Regierung, symbolisiert, unter anderem, durch ihre Saumseligkeit bei der Regulierung der Indianer-Terriorien (IT).

“Die Regierungsstrategie läuft auf eine deutliche Verzögerung im Rhythmus der noch zu demarkierenden Indianer-Territorien hinaus. Im Jahr 2011 hat die Präsidentin Dilma Rousseff lediglich drei ITs rechtskräftig anerkannt – das Justiz-Ministerium erklärte nur sechs ITs als traditionell, und lediglich 9 ITs wurden identifiziert und demarkiert von der FUNAI (Indianerschutz-Organisation). Diese Verlangsamung scheint jedoch System zu haben, sie nimmt jedes Jahr zu”, bestätigt der Exekutiv-Sekretär des CIMI, Cléber Buzatto in diesem Bericht.

Nach diesem Dokument wurden während der acht Regierungsjahre des Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva (2003-2010) insgesamt 80 Demarkierungs-Prozesse von Indianer-Territorien rechtskräftig – eine niedrigere Zahl als in allen anderen Regierungsperioden nach 1988.

Der CIMI hebt auch hervor, das die Zahl der Suizide – welche nach Zeitungsnotizen, offiziellen Daten und Informationen von den Missionaren selbst in den Bericht aufgenommen wurden – nicht der Realität entsprechen, also wesentlich höher sein können.

Der Bericht erwähnt Zahlen vom “Distrito Sanitário Especial Indígena” (Indigener Gesundheits-Distrikt) von Mato Grosso do Sul, nach denen sich allein in diesem Bundesstaat 45 Indios im vergangenen Jahr das Leben genommen haben.

Fehlende Gesundheitsfürsorge

Ein weiteres in diesem Bericht behandeltes Problem befasst sich mit der indigenen Gesundheitsfürsorge – wie zum Beispiel dem Fehlen von Medizinern, Medikamenten, Ausrüstungen, Krankentransport und kontinuierlicher Vorsorge.

Nach Auskunft der Anthropologin Lúcia Helena Rangel hat die fehlende Gesundheitsfürsorge für die Indios mehr als 35.000 Personen in 15 Einheiten der Föderation geschädigt. Die schlimmste Situation, so berichtet sie, wurde in Amazonien festgestellt, besonders im Tal des Rio Javari.

Der Bericht erwähnt auch die erlittenen Aggressionen indigener Kommunen, die versuchten, ihr verlorenes Land wieder in Besitz zu nehmen – während des entstandenen Konflikts mit Landbesetzern wurden sie “angegriffen von Aggressoren, die mit ihren Gewehren blind nach allen Seiten feuerten”. Ein weiteres Beispiel für die Ohnmacht der Regierung fand in der Kommune “Guayviri” von Anambi (Mato Grosso do Sul) statt: Der Häuptling Nísio Gomes wurde von Pistoleiros entführt, nachdem diese wild um sich geschossen hatten – Gomes ist seither verschwunden.

Die Indizien bezüglich ambientaler Zerstörung innerhalb der Indianer-Territorien haben ebenfalls zugenommen. Während der CIMI im Jahr 2010 noch 33 Invasionen in indigenen Besitz und illegale Ausbeutung von natürlichen Ressourcen registriert hat, waren es 2011 42 Fälle.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Luiz Ferreira/IAPF

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