Internationaler Tag der Indigenen Völker

Das Datum – der 09. August – für „den Internationalen Tag der Indigenen Völker“ wurde von der United Nations Organisation (UNO) 1995 in Genf durch eine Verordnung festgelegt, nachdem sich dort Gruppen von Eingeborenen eingefunden hatten, die zu jener Zeit von der Gesellschaft ins Abseits gedrängt, nun für ihre Menschenrechte und die Verbesserung ihrer Lebensbedingungen kämpften.

Ihre Bewegung resultierte in der “Erklärung der UNO bezüglich der Rechte Indigener Völker“, anerkannt durch die 107. Plenarversammlung vom 13. September 2007. “Die Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte der Indigenen Völker stellt eine Referenz dar, welche die Regierungen zur Stärkung ihrer Relationen mit den indigenen Völkern und dem Schutz ihrer Menschenrechte nutzen sollen. Seither haben wir beobachtet, dass immer mehr Regierungen sich wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wiedergutmachung durch Gesetze und andere Mittel annehmen, und dass die Angelegenheiten bezüglich indigener Völker in der internationalen Agenda eine bedeutendere Position einnehmen denn je“, erklärte der Generalsekretär der UNO, Ban Ki-Moon.

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Weiter führte er aus, dass von der UNO zum “Internationalen Tag der Indigenen Völker“ in diesem Jahr (2012) das Thema “Indigene Filmproduzenten“ ausgewählt worden sei. “Diese Cineasten öffnen uns die Fenster zu ihren Kommunen, ihrer Kultur und Geschichte, und ihre Arbeiten verbinden uns mit Systemen des Glaubens und der Philosophie, und sie fangen sowohl die tägliche Routine als auch den Geist der indigenen Kommunen ein“, erklärte der Generalsekretär der UNO. “Während wir diese Beiträge feiern, fordere ich die Regierungen und die zivilen Gesellschaften der ganzen Welt auf, ihre Versprechen zu halten und die Situation der indigenen Völker zu verbessern“, sagte Ban Ki-Moon.

In einer gestern (09) veröffentlichten Botschaft an die Generaldirektorin der Unesco, Irina Bokova, erinnerte er daran dass “in einer Epoche, die sich der Debatte über eine neue Agenda globaler Erhaltung geöffnet hat, ist es nötig, die Stimmen der indigenen Völker anzuhören. Es ist nötig, ihre Rechte, Kulturen und Wissenssysteme zu berücksichtigen“. Bokova hob hervor, dass die indigenen Völker 370 Millionen Menschen repräsentieren, die in fast 90 Ländern leben. “Sie sind die Hüter eines immensen Reichtums an Sprachen und Traditionen. Sie sind Träger einzigartiger Erfahrung in der Verbindung kultureller Vielfalt mit biologischer Diversifikation auf eine erhaltende Art und Weise. Sie haben Zugang zu den prfundeten Quellen der Weisheit und der Kreativität“.

Die Generaldirektorin der Unseco verteidigte ausserdem eine Einbindung der indigenen Völker in die erhaltende Entwicklung. “Die indigenen Völker sind von den härtesten Auswirkungen einer Veränderung betroffen – von Armut und sozialer Ungerechtigkeit bis zu Diskrimination und gesellschaftlicher Verdrängung. Eine solche Situation ist keine erhaltende – sie ist zerstörerisch. Alle Stimmen für eine erhaltende Entwicklung müssen nicht nur gehört werden, sondern auch erhört – und die indigenen Völker gehören dazu“!

Der Vorsitzende des “Memorial dos Povos Indigenas“ und Mitglied der “Brasilianischen Kommission für Justiz und Frieden des “Internationalen Indigenen Lehrstuhls“, Marcos Terena, erinnert daran, dass “Situationen der Unterdrückung unsere Revolte und unsere Empörung wecken müssen“. “Mehr denn je müssen wir, als Teil der indigenen Bewegung, uns an die indigenen Eroberungen erinnern und niemals mehr erlauben, dass der weisse Mann für uns spricht, unsere Ideen übernimmt und sich als “der grosse Vater“ fühlt. Diese Zeit ist längst vorbei, aber es liegt an uns Indigenen, jene rassistischen und von Vorurteilen behafteten Aktionen zu erkennen, zu verbreiten und zu kontrollieren“, protestiert Terena.

Kulturpolitische Notizen zum Thema

Seit dem Jahr 2004 arbeitet das brasilianische Kultur-Ministerium mit den Führungskräften der verschiedenen indigenen Kommunen des Landes zusammen, deren Bevölkerung sich auf zirka 817.000 Personen beläuft – nach einer Zählung des “Instituto Brasileiro de Estatística (IBGE)“ von 1912. Diese Bevölkerung besteht aus 270 organisierten Ethnien, die 180 verschiedene indigene Sprachen sprechen.

Ebenfalls 2004 wurde innerhalb des Kultur-Ministeriums eine Arbeitsgruppe (GT) gegründet, die sich aus Mitgliedern der brasilianischen indigenen Verbände, Repräsentanten der Universitäten und dem Kultur-Ministerium selbst, zusammensetzt – ihr Ziel ist es, an der öffentlichen Politik für das Segment mitzuwirken. Im Jahr 2010, während der II. Nationalen Kulturkonferenz, wurden dann die ersten indigenen Repräsentanten des “Kollegs für Indigene Kulturen“ gewählt.

Unter den vom Kultur-Ministerium entwickelten Aktionen und Projekten (ab 2005) sind auch die so genannten “Pontos de Cultura Indigenas“ (Indigene Kulturzentren), gefördert vom “Programm Lebendige Kultur“ mittels Bekanntmachungen. Zwischen 2005 und 2007 wurden mit dem Kultur-Ministerium 23 Indigene Kulturzentren abgestimmt. 2010 begann der Prozess einer Implantierung von weiteren 30 Zentren. Gegenwärtig existieren 105 Indigene Kulturzentren im ganzen Land – einige davon noch in der Erstellungsphase. Noch in diesem Jahr 2012 wird die “Secretaria da Cidadania e da Diversidade Cultural (SCDC)” einen neuen Antrag zur Errichtung von weiteren 46 Indigenen Kulturzentren einreichen.

Im Jahr 2007 schuf das Kultur-Ministerium eine erste Prämierung kultureller Initiativen durch indigene Völker. Bis 2012 fanden davon drei Ausgaben statt, in denen insgesamt R$ 2,1 Millionen an 92 prämierte Initiativen gezahlt wurden.

Quarup – ein Höhepunkt indigener Kultur

Eins der grössten und bekanntesten indigenen Feste versammelt jedes Jahr am Rio Xingu (Parque Indigena do Xingu) verschiedene indigene Völker zur Quarup-Zeremonie. Sie findet zu Ehren bestimmter illustrer Toten statt und wird von allen 17 Völkern der Xingu-Region gemeinsam begangen – jedes Jahr in einem anderen Dorf. Die durch diese Zeremonie zu ehrenden Personen haben sich in der Regel als begnadete Führer ihres Volkes hervorgetan oder sie haben sich als Verteidiger ihrer Kultur und ihrer Menschenrechte Anerkennung erworben, sodass auch “Weissen Männern“ eine solche Ehre zuteil werden kann, wie zum Beispiel der Quarup zu Ehren von Orlando Villas Boas – Gründer des Indigenen Nationalparks am Xingu – oder, wie in diesem Jahr, zu Ehren des Anthropologen und Indioverteidigers Darcy Ribeiro. Bei den Indios vom Xingu werden alle durch einen Quarup geehrte Persönlichkeiten in die Reihe ihrer Ahnen aufgenommen und in ihre Mythologie integriert.

In diesem Jahr 2012 findet der “Quarup“ zu Ehren von Darcy Ribeiro am 18. und 19. August im Dorf des Yawalapiti-Volkes statt.

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