Die indigenen Völker Brasiliens stehen vor einem großen Problem. Sie sind von einer Diabetes-Epidemie bedroht. Beim Volk der Xavantes ist bei über 28. Prozent bereits Diabetes diagnostiziert worden. Schuld daran sind veränderte Lebensweisen, westliche Industrienahrung und ein Übermaß an Erfrischungsgetränken, wie Studien belegen.
Ursprünglich lebten die Xavantes als Nomaden und ernährten sich von den Früchten des Waldes, Süßkartoffeln, Kürbis, Maniok und auch proteinreichen Grillen, Ameisen und Larven. Ende der 50er Jahre sind sie seßhaft geworden, haben sich in Sangradouro im Munizip General Carneiro des Bundesstaates Mato Grosso niedergelassen. In den 70er Jahren versuchte die Indio-Behörde Funai mit einem Projekt zum Anbau von Reis die Nahrungsversorgung des Volkes zu verbessern.
Doch schon in den 80er Jahren erreichten die ersten zuckersüßen Erfrischungsgetränke die Dörfer. Bald darauf passten sie ihre Ernährungsweise denen der Nicht-Indios an. Statt Wasser gab es Erfrischungsgetränke, statt der traditonellen Nahrung Kastenbrot, Fertiggerichte, abgepackte Kuchen. Heute ist von den 4.000 in Sangradouro und São Marcos lebenden Xavantes etwa die Hälfte übergewichtig und leiden 28,2 Prozent an Diabetes, während der Landesdurchschnitt Brasiliens bei sieben Prozent liegt.
Ganz unschuldig an dem Dilemma ist auch die Regierung nicht. Sie hat noch im Jahr 2000 Grundnahrungsmittelkörbe geschickt, die keineswegs auf die Indios angepasst waren, sondern mit Goiabada, Zucker, Nudeln und Weißmehl ausgestattet waren.
Laut Medizinern sind die Xavantes-Indios für Übergewicht und Diabetes besonders anfällig, weil sie einen genetischen Mechanismus entwickelt haben, bei dem Energie eingelagert wird, um Mangelzeiten zu überstehen. Heute unterliegen die Xavantes den gleichen Versuchungen wie die Nicht-Indios. Anders als Städter haben sie allerdings keinen so leichten Zugang zum Gesundheitswesen. Der Gesundheitsposten im Dorf ist seit Jahren geschlossen, die nächste Stadt 50 Kilometer entfernt.
Ein weiteres Problem sind die fehlenden sanitären Einrichtungen. Während die Häuser mit Kühlschrank und Fernseher ausgestattet sind, gibt es keine Toiletten und kein fließend Wasser. Ihre Notdurft verrichten sie nahe der Bäche, die ebenso für die Trinkwasserversorgung dienen und darüber hinaus mit Agrochemikalien belastet sind. Die Folge sind Durchfallerkrankungen und eine hohe Kindersterblichkeit. 2014 ist nach Angaben des katholischen Missionsrates Cimi alle drei Tage ein Kind unter fünf Jahren gestorben. Verzeichnet wird ebenso eine hohe Rate an Fehlgeburten und Mißbildungen.
Dringend notwendig wären sauberes Trinkwasser und eine Behandlung der Abwasser. Den einzigen Ausweg für die Diabeteserkrankungen und Übergewicht sehen die Mediziner darin, zur traditionellen Ernährung zurückzukehren und Erfrischungsgetränke zu verbannen. Begonnen wurde bereits damit, Gemüsebeete anzulegen. Mit einem Projekt werden zudem Blutzuckergehalt und Gesundheit der Xavantes monitoriert.