Einmal mehr wenden sich die Indios des Volkes der Guarani Kaiowá an die Welt und bitten um Hilfe. Sie denunzieren die steigende Gewalt gegen sie im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Nach ihren Angaben sind sie in den vergangenen zwei Monaten mindestens zwölf Mal von Milizen angegriffen worden. Mindestens vier Menschen sollen dabei ums Leben gekommen und etliche verletzt worden sein, darunter auch Kleinkinder.
Seit Jahren verweisen Hilfsorganisationen und der katholische Indio-Missionsrat (Cimi) auf die angespannte Situation in Mato Grosso do Sul und das damit einhergehende Blutvergießen. Auslöser sind Landkonflikte und Verzögerungen bei der Ausweisung der laut brasilianischer Konstitution garantierten Indio-Territorien. Die Demarkation liegt jedoch auf Eis. Auch wenn das traditionelle Gebiet der Guarani Kaiowá 2013 endlich von der Indio-Behörde Funai anerkannt worden ist, weigern sich die Fazendeiros das Land zu verlassen. Was fehlt, ist die endgültige Demarkation.
Seit sie einen Teil ihres angestammten Landes versucht haben zu besetzen, werden sie immer wieder vor allem nachts angegriffen, mit Schüssen, dem Anzünden ihrer Güter und anderen Gewaltakten. Ende August ist zudem einer ihrer Sprecher ermordet worden. Die laufenden Untersuchungen scheinen die Angreifer nicht einzuschüchtern. Kurz nach dem Mord kam es zu weiteren Gewalttaten. Vernichtet wurde dabei ebenso die von Survival International eingerichtete Kommunikationsausrüstung der Indio-Gemeinschaft.
Elizeu Lopes von den Guarani Kaiowá macht die Fazendeiros für die Übergriffe verantwortlich und ebenso einige Lokalpolitiker. Selbst Polizisten sollen darin verwickelt sein. Um internationale Hilfe zu erreichen, war Elizeu Lopes 15 Tage in Europa. Auch die UNO wurde eingeladen, sich vor Ort ein Bild von der Situation der Indigenen zu machen. Angestrebt wird zudem, eine parlamentarische Kommission aus Europa ins Land zu holen. Erreichen wollen die Ureinwohner Brasiliens damit unter anderem eine unabhängige Untersuchung der paramilitären Attacken gegen sie.
Doch nicht nur Brasilien bleibt weitgehend regungslos, was eine effektive Lösung des Problems angeht. Auch die Welt scheint sich aufs Zusehen verlegt zu haben. Die Hilferufe der brasilianischen Ureinwohner erschallen keineswegs zum ersten Mal. Sie haben sich in den vergangenen Jahren schon mehrfach unter anderem an Länder in Europa gewandt. Ein Aufruf zur Hilfe wurde ebenso von Survival International eingeleitet.
In den vergangenen zwölf Jahren sind laut dem katholischen indigenen Missionsrat Cimi 390 Indios in Mato Grosso do Sul umgebracht worden. Hinzu kommt eine der höchsten Selbstmordraten der Welt. Wegen der scheinbar aussichtslosen Situation haben sich in den vergangen zwölf Jahren 585 vor allem junge Indios das Leben genommen.