Brasilien: 5 Jahre nach Mord an Wächter des Waldes sind Täter weiterhin straffrei

Fünf Jahre nach der Ermordung von Paulo Paulino Guajajara, einem indigenen Wächter des Waldes, der von illegal agierenden Holzfällenden erschossen wurde, wartet seine Familie immer noch auf Gerechtigkeit.

Paulo Paulino Lobo Guajajara – Foto: Sarah Shenker/Survival International

Über Paulos Tod wurde in der Weltpresse ausführlich berichtet, (auch im BrasilienPortal) doch trotz der Aufmerksamkeit wurden seine Mörder nie vor Gericht gestellt. Zwar wurden zwei Männer, Antônio Wesly Nascimento Coelho und Raimundo Nonato Ferreira de Sousa, angeklagt, aber es wurde noch kein Prozess geführt.

Paulo Paulino, auch bekannt unter dem Namen Kwahu Tenetehar, wurde während eines Angriffs aus dem Hinterhalt von Holzfällenden in den Nacken geschossen und starb im Wald. Ein weiterer Wächter, Tainaky Tenetehar, wurde in den Rücken und in den Arm geschossen, konnte aber entkommen und überlebte.

Die Wächter*innen des Waldes patrouillieren seit mehr als 15 Jahren ihr Territorium im östlichen Amazonasgebiet, um es vor illegaler Abholzung zu schützen. In dem Gebiet leben auch unkontaktierte Angehörige der indigenen Awá.

Seit Holzfällende und andere Eindringlinge das Araribóia-Gebiet ins Visier genommen haben, wurden mindestens sechs Wächter getötet und viele ihrer Verwandten erschossen. Das indigene Territorium ist eines der letzten verbliebenen Waldgebiete in dieser Region im Osten des brasilianischen Bundesstaates Maranhão.

Survival unterstützt die Wächter*innen des Waldes seit vielen Jahren. Survivals Brasilien-Expertin Sarah Shenker, die die Wächter*innen bei einem ihrer Einsätze begleitet hat, sagte vor fünf Jahren: „Kwahu war trotz der Risiken ganz der Verteidigung seines Waldes und seiner unkontaktierten Verwandten verschrieben. Er war auch einer der bescheidensten Menschen, die ich je getroffen habe.“

„Er wusste, dass er mit seinem Leben bezahlen würde, aber er sah keine Alternative, da die Behörden nichts taten, um den Wald zu schützen und die Rechtsstaatlichkeit zu wahren.“ Nach jahrelangem Druck seitens der Wächter*innen und der kontaktierten Awá haben die brasilianischen Behörden vor Kurzem mit dem Bau eines Wachpostens in Araribóia begonnen, um die Bewegungen illegal tätiger Holzfäller*innen zu beobachten und deren Eindringen zu verhindern.

In einem Statement zum Jahrestag von Paulos Ermordung erklärten die Wächter*innen: „Wir fühlen den Schmerz des Guajajara-Volkes über die anhaltende Straffreiheit der Mörder unseres Volkes und insbesondere des Kriegers Paulo Paulino, an den wir uns immer erinnern werden, vor allem wegen seines Kampfes zum Schutz unseres angestammten Territoriums.“

„Die Wächter*innen bereiten einen Akt des Gedenkens an fünf Jahre Straflosigkeit vor, und wir schließen uns Survival für diesen Moment der Anklage an und fordern, dass die Verantwortlichen für den Mord an Paulo Paulino ordnungsgemäß vor Gericht gestellt und verurteilt werden.“

Fiona Watson, Survivals Direktorin für Recherche und Advocacy, sagte heute: „Vor fünf Jahren bezahlte Paulo Paulino mit seinem Leben, um sein geliebtes Zuhause, den Regenwald, und die indigenen Völker, die dort leben, zu schützen.“

„Er war einer von unzähligen Indigenen in Brasilien, die jedes Jahr getötet werden, weil sie ihr Land verteidigen – und die Mörder machen weiter, weil sie wissen, dass es unwahrscheinlich ist, dass sie jemals vor Gericht gestellt werden.

Die brasilianische Regierung gibt leere Versprechen ab, das zu schützen, was vom Amazonasgebiet übrig geblieben ist – aber die Menschen, die es vor Ort verteidigen, opfern ihr Leben, während der Regenwald um sie herum zerstört wird. Wie lange wird diese entsetzliche Ungerechtigkeit noch andauern?“

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