Regeln 2011 für die Paraden der Samba-Schulen von São Paulo

São Paulo, 04. März 2011 Um in Anhembi (Parade-Platz) gut abzuschneiden, genügt es nicht, dass die Samba-Schulen von São Paulo das Publikum mit schönen Verkleidungen und imponenten allegorischen Wagen überraschen. Man braucht auch Disziplin. Die 14 Samba-Schulen von São Paulo, die in der Gruppe “Spezial“ an den Tagen 4. und 5. März paradieren, müssen sich dem von Repräsentanten der verschiedenen Vereine festgesetzten Reglement unterwerfen.

Diese Regeln reichen von der minimalen und maximalen Aufmarschzeit bis zu den vorgeschriebenen Mitgliederzahlen für die jeweiligen “Alas“ (Themengruppen). Die Nichteinhaltung einer jeweiligen Vorschrift straft die Jury mit Minuspunkten im Moment der Parade.

Im Falle des Verpassens eines pünktlichen Eintritts in die Parade-Avenida, zum Beispiel, oder sich beim Sammeln zu verspäten oder den vorgegebenen Parade-Termin mit einer anderen Samba-Schule auszutauschen, kann zur Desklassifizierung führen. Auch sind Verkleidungen, Allegorien, Dekorationen und Skulpturen anderer Schulen nicht erlaubt.

Die Juroren sind auf die neun Türme entlang der Avenida Anhembi verteilt, die jedes einzelne der vorgeschriebenen Parade-Details bewerten werden: “Bateria“ (Rhythmus-Gruppe) – “Harmonia“ (Harmonie der einzelnen Bestandteile) – “Evolução“ (Evolution) – “Samba-Enredo“ (Themen-Samba) – “Mestre-sala e Porta-bandeira“ (Tanzendes Standarten-Paar) – “Comissão-de-frente“ (Einleitende Gruppe der Parade) – “Alegoria“ (Allegorie) – “Enredo“ (Thema) und “Fantasia“ (Verkleidungen). Jedes Detail wird von fünf Juroren beurteilt – die jeweils höchste sowie die niedrigste Punktzahl für jedes Detail werden gestrichen.

“Fünf Juroren werden jedes beschriebene Detail bewerten, und weil sie auf verschiedene Stellen der Parade-Avenida verteilt sind, können ihnen eventuell Irrtümer bei der Bewertung passieren. “Deshalb glauben wir dass, wenn wir die höchste und tiefste Note jeweils eliminieren, die ganze Bewertung gerechter wird für alle Beteiligten“, kommentiert Rogério Felix, Mitglied der Karnevals-Kommission der “Super Liga das Escolas de Samba“ von São Paulo.

Die anderen Juroren können Noten zwischen 7 und 10 für die besagten Details vergeben – mit Abständen von 0,25 – lediglich die totale Abwesenheit einer vorgeschriebenen Komponente berechtigt zur Note 0.

An den beiden Extremen der Avenida kontrollieren Männer mit Stoppuhren den exakten Ein- und Abmarsch der Paraden. Jede Schule der “Grupo Especial“ hat 55 bis 65 Minuten für ihre Parade zur Verfügung. Die Nichteinhaltung von Minimal- oder Maximalzeit einer Parade führt zu Punkteverlust: Die Überschreitung als solche = 1 Punkt – und je einen weiteren Minuspunkt für jede über- oder unterschrittene Minute! Die Piste (Avenida) für die offiziellen Paraden ist 12 Meter breit und 530 Meter lang.

Mit einem Strafpunkt werden auch solche Schulen belegt, die in den einzelnen “Alas“ (Themen-Gruppen) und den Allegorien – die vorgeschriebene Mitgliederzahl unter- oder überschreiten. Ebenso ernten Strafpunkte die Schulen, welche sich der Kraft von Zugtieren beim Bewegen der allegorischen Wagen bedienen (sie müssen von Menschen bewegt werden) – Strafpunkte auch für jegliche Promotion oder Hinweise auf irgendwelche Fussballclubs (in Text oder Melodie) innerhalb der Carnevals-Sambas – nicht einmal beim Sammeln ausserhalb der Avenida sind die erlaubt!

Der “Abre-alas“ (Eröffnungs-Wagen) muss der erste Wagen sein, der in die Avenida einrollt – er muss den Namen, das Symbol oder den Spitznamen der jeweiligen Schule präsentieren. Im Fall einer Nichteinhaltung wieder ein Strafpunkt für die Schule.

Die Schule, welche die Sirene als Signal zum Einmarsch in die Avenida nicht respektiert, die irgendeine Art von Werbung betreibt oder Symbole eines Fussballclubs präsentiert, verliert zwei Punkte – es sei denn, dass solche Symbole sich am offiziellen Pavillon der Schule befinden oder im Mittelpunkt ihres Karnevals-Themas stehen.

Der höchste Punkteverlust – mit fünf Strafpunkten – geschieht im Falle einer fehlenden Präsentation von allegorischen Wagen und keiner “Ala de Baianas“ (Gruppe der Bahianerinnen).

“Wer sich die Paraden anschaut, möchte eine perfekte Darbietung sehen, also ist es wichtig, dass jedes einzelne Mitglied einer Schule vollkommen bei der Sache ist. Sie müssen sich entsprechend verkleiden (maskieren), müssen gut singen können, denn die Parade ist eine einzige Vibration, ein Austausch von Energien. Wenn die Schule singt, erreicht sie das Publikum, und wenn das Publikum mit der Schule singt, ist das ganze Spektakel komplett. Die Show des Karnevals muss auf der Piste beginnen und auf den Tribünen enden“, sagt Felix.

Nachdem sie mit so vielen Regeln konfrontiert worden ist und sie erfolgreich bestanden hat, wird die Sieger-Samba-Schule erneut am 11. März paradieren – ihre Sieger-Parade. Und man sollte noch erwähnen, dass die drei Champions (1.,2. und 3. Platz) bei der Sieger-Parade genau denselben Regeln unterworfen sind!

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