Vila Isabel eröffnet zweite Nacht der Sambaparaden der Elitegruppe in Rio

Die Sambaschule Vila Isabel hat die zweite Nacht der Paraden der Elitegruppe Rio de Janeiros im Sambódromo eröffnet. Sie hat mit ihrem Thema Miguel Arraes geehrt und damit ebenso die Kultur und Natur des brasilianischen Bundesstaates Pernambuco.

Der 1916 im Nordosten Brasiliens geborene Miguel Arraes war Bürgermeister Recifes und Gouverneur Pernambucos. Durch die Not des Volkes und die Dürre schwer beeindruckt und bemüht soziale Konflikte zu lösen hat er die Herzen der Bevölkerung gewonnen, von der er den Namen “Pai Arraia“ (Vater Arraia) erhalten hat.

Um die Menschen aus der Not zu führen, hat er auf die Bildung gesetzt und Intellektuelle und Erzieher zur Erarbeitung einer Reform eingeladen. Das Ergebnis war eine Revolution des Bildungswesens und der Volkskultur.

Dargestellt hat die Sambaschule aus der Nordzone Rio de Janeiros Geschichte und Wirken des für Pernambuco wichtigen Mannes mit 28 alas (Themengruppen), 3.800 Komponenten und sechs allegorischen Wagen.

Dargestellt wurde ebenso die reichhaltige Kultur des semiariden Nordosten Brasiliens. Die Literatur des “Cordel“

Das in Pernambuco vorherrschende Biom der trockenen Caatinga wurde durch das erste Paar repräsentiert, dem Mestre-sala und der Porta-bandeira (Fahnenträgerin), die von Phelipe Lemos und Dandara Ventapane verkörpert wurden. Auch der erste ala hat sich der trockenen Vegetation angenommen indem die für die Region typischen Kakteen “xiquexique“ und “mandacaru“ über die Avenida flannierten.

Eröffnet wurden die Themengruppen mit dem abre-alas “Miragens do Sertão”, was soviel bedeutet wie Träume oder Wunschvorstellungen des Sertão, des semiariden Landes, der Caatinga. Neben Spiegeln war der Wagen ebenso mit Menschen, die als Raubvögel verkleidet Samba tanzten.

Folgende Themengruppen verstärkten noch einmal die Trockenheit der Region. Die alas repräsentierten Tiere der Caatinga, Raubvögel, aber auch Heilige und die strohgedeckten Häuser der Landbevölkerung.

Mit dem zweiten allegorischen Wagen ging es an die Küste. Er präsentierte sich in Form von Pfahlbauten und der Mangrovenzone und stand damit ebenso für die „ribeirinhos“, den Menschen, die entlang der Flüsse leben. Eine eigene Themengruppe war den „cortadores de cana“ (Zuckerrohrschneidern) gewidmet.

Koronels und Bauern leiteten zum nächsten allegorischen Wagen ein, mit dem der Konflikt zwischen Arbeitern und Fabrikbetreibern dargestellt wurde. Auf die Wichtigkeit der Bildung hat Vila Isabel mit ihrem vierten alegorischen Wagen verwiesen. Der war von von gigantischen Bleistiften gekennzeichnet.

Ihm folgten Darstellungen zur Kultur Pernambucos, wie der „literatura de cordel“. Sie geht auf das 16. Jahrhundert zurück. Dahinter verbergen sich kleine Heftchen, in denen Geschichten und Gehörtes oft in Reimform wieder gegeben werden.

Anders als Bücher im Regal stehend, werden die Heftchen an Leinen aufgehängt. Die Reime werden von den “cordelistas“ in melodiöser Form und häufig von einer Gitarre begleitet vorgetragen. Die Tradition wird in Pernambuco noch heute gepflegt.

Eine weitere Themengruppe hat wiederum den “Xaxado“ aufgeführt, einen Volkstanz, der im Sertão Pernambucos entstanden ist. Der Name geht dabei auf das Geräusch der Stiefel zurück, wenn diese über den Boden schleifen “xa-xa“.

Bekannt ist Pernambuco ebenso für seine Töpferkunst. Auch sie wurde phantasievoll veranschaulicht. Puppentheater, religiöse Feste aus der Kolonialzeit und Musiker der typischen Reimlieder, der “Repentistas“ fehlten ebenso nicht.

Auch der Karneval Pernambucos wurde repräsentiert, mit Frevotänzern und einer Hommage an den größten Karnevalsblock der Welt, dem “Galo da Madrugada“. Abgeschlossen hat Vila Isabela ihre Parade mit dem alegorischen Wagen “Uma Festa Popular“ (ein Fest des Volkes).

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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