Karneval São Paulo 2023: Erste Paradennacht der Elite-Sambaschulen

Paraden der Grupo Especial, Freitag, 17. Februar 2023

Mit eindrucksvollen Darbietungen entführten die Sambaschulen in die Geschichte Paratys, des Karnevals, der versklavten Afrikaner und auch des Pantanals. Geehrt wurden schwarze Frauen und indigene Völker. Dass bei der dritten Parade ein starker Regen einsetzte, hielt weder die Akteure der Sambaschulen noch das Publikum davon ab, das Karnevalfieber im Sambódromo von Anhembi auszuleben.

Sambaschule SP – Foto: Rafael Neddermeyer/FotosPublicas

Reihenfolge Sambaparaden São Paulo
Independente Tricolor, Acadêmicos do Tatuapé, Barroca Zona Sul, Unidos de Vila Maria, Rosas de Ouro, Tom Maior, Gaviões da Fiel.

Independente Tricolor glänzt mit eindrucksvoller Parade

Samba Enredo: „Samba no pé, lança na mão, isso é uma invasão!”
(Samba am Fuß, Speer in der Hand, das ist eine Invasion)
Der Aufsteiger Independente Tricolor hat für eine Invasion der Farben und Kreativität gesorgt. Erzählt hat sie die Geschichte vom Kampf der Trojaner und Griechen und ein wenig über den eigenen Kampf der Sambaschule. Die hatte in den vergangenen Jahren mit etlichen Problemen zu kämpfen. 2018 war sie aus der Elitegruppe abgestiegen. 2019 hatte ein verheerender Brand die Schule aus dem Rennen geworfen. Bei ihrer eindrucksvollen Präsentation am Freitag mit stattlichen Alas und imponierenden bis zu 15 Meter hohen allegorischen Wagen war von all den Schwierigkeiten indes nichts zu spüren. Independente Tricolor hat vielmehr geglänzt

Acadêmicos do Tatuapé entführt in historische Stadt Paraty

Samba Enredo: „Tatuapé Canta Paraty! Do Caminho do Ouro à Economia Azul”
(Tatuapé besingt Paraty! Vom Weg des Goldes bis zur blauen Wirtschaft)
Die vom Atlantischen Regenwald an der Küste Brasiliens gelegene historische Stadt Paraty stand im Mittelpunkt von Acadêmicos do Tatuapé. Mit detailreichen Kostümen und aufwendigen allegorischen Wagen hat der Vizechampion des vergangenen Jahres die Geschichte Paratys auf die Samba-Avenida gebracht. Gigantische Skulpturen zierten den Wagen, der wirkungsvoll die Kultur der Ureinwohner der Region darstellte. In den Alas wurden die vielen Festivals gezeigt, die in der Stadt ausgetragen werden, die Wirtschaftsgrundlagen der verschiedenen Epochen, Museen, Puppentheater, Meer und Natur.

Barroca Zona Sul appelliert an Respekt gegenüber Ureinwohner Brasiliens

Samba Enredo: „Guaicuru“
(Guaicuru)
Über 300 Jahre hinweg hat im brasilianischen Pantanal das indigene Volk der Guaicurus versucht, der Invasion der Europäer standzuhalten. Jetzt wurden die Ureinwohner des Pantanals von der Elite-Sambaschule Barroca Zona Sul mit einer beeindruckenden Parade geehrt. Bei der wurde auf anspruchsvolle Weise nicht nur das Volk der Guaicurus dargestellt, sondern ebenso die Kämpfe mit der spanischen Krone, der Verrat durch die portugiesische Krone, der Raubbau der Rohstoffe durch die Europäer und der Versuch der indigenen Völker die reichhaltige Natur des Pantanals zu schützen. Apelliert hat Barroca Zona Sul mit ihrer Darbietung aber auch an den Naturschutz und daran, die Urvölker des Landes zu respektieren. Heute existieren nur noch etwa 1.200 Guaicurus.

Unidos de Vila Maria zeigt, dass Sambaschulen weit über Samba und Karneval hinaus gehen

Samba Enredo: „Vila Maria, Minha Origem, Minha Essência, Minha História! Muito Além do Carnaval”
(Vila Maria, mein Ursprung, meine Essenz, meine Geschichte! Weit mehr als Karneval)
Während die Sambaparaden in der ganzen Welt berühmt sind, wissen Viele nicht, wie die Sambaschulen entstanden sind, die mit ihren Paraden jährlich für einzigartige Spektakel sorgen. Unidos de Vila Maria hat mir ihrer Präsentation die Geschichte der eigenen Vereinigung auf die Samba-Avenida gebracht. Die geht weit über den Karneval hinaus und umfasst ebenso soziales, sportliches und kulturelles Engagement im Stadtteil Vila Maria. So bietet die Sambaschule etwa auch psychologische Betreuung mit ehrenamtlich arbeitenden Psychologen und ebenso Physiotherapie. Auch der allegorischen Wage mit einem riesigen Nikolaus widmete sich dem Sozialengagement der Sambaschule. Die verteilt in der Weihnachtszeit tausende Geschenke an bedürftige Kinder.

Rosas de Ouro bietet bewegende Parade über Rassismus

Samba Enredo: „Kindala! Que o amanhã não seja só um ontem com um novo nome”
(Möge morgen nicht nur gestern mit einem neuen Namen sein)
Rosas de Ouro hat ein beeindruckendes Spektakel zu einem schwierigen Thema geboten, dem Rassismus. Bei dem ging es aber nicht nur um eine Anklage und einem Protest. Aufgerufen hat Rosas de Ouro vielmehr auch dazu, die Vergangenheit mit anderen Augen zu betrachten und so für die Zukunft zu lernen. Gezeigt wurden afrikanische Königreiche die überfallen und deren Menschen verschleppt und versklavt wurden, um mit ihrer Kraft und ihren Fähigkeiten etwa auf den Feldern und in Minen für den Erfolg der Weissen zu sorgen. Sie haben die Kultur Brasiliens geprägt und ebenso die Sambaparaden. Bei der überwältigenden Parade Rosas de Ouros ging es deshalb ebenso um Anerkennung. So war auf einem Transparent einer der allegorischen Wagen zu lesen: „Ihr existiert und seid wichtig für uns.“ Gesagt hat dies vor wenigen Wochen Menschenrechtsminister Sílvio Almeida bei seiner Vereidigung.

Tom Maior ehrt Mütter und weibliche Gottheiten Afrikas

Samba Enredo: „Um Culto às Mães Pretas Ancestrais”
(Ein Kult an die Vorfahrinnen der schwarzen Mütter)
Mit einer farbenprächtigen Parade hat Tom Maior die Mütter unserer Erde geehrt. Weil die Wiege der Menschheit auf dem afrikanischen Kontinent liegt und die Urmutter aller Mütter damit schwarz ist, hat Tom Maior das Publikum ebenso in die mythische Welt afrikanischer Kulturen entführt. Weibliche Gottheiten waren sowohl in den Alas anspruchsvoll dargestellt als auch auf den eindrucksvollen allegorischen Wagen. Dargestellt wurden Mütter, die uns zur Welt bringen, die uns erziehen und uns schützen.

Gaviões da Fiel beeindruckt mit Aufruf zur religiösen Toleranz

Enredo: „Em Nome do Pai, daos Filhos, dos Espíritos e dos Antos… Amém”
(Im Namen des Vaters, der Söhne, der Geister und der Heiligen… Amen)
Schon bei Tageslicht ist Gaviões da Fiel als letzte Sambaschule der ersten Paradenacht São Paulos im Sambódromo do Anhembi eingezogen und ebenso ein aktuelles Thema aufgegriffen. Die Sambaschule des Fußballclubs Corinthians hat auf phantasievolle Weise ein Apell zur religiösen Toleranz geboten und ließ auf der Samba-Avenida Ägypter und Hebräer, Christen und Indigene, Moslems und Hindu gemeinsam auftreten. Die imposanten allegorischen Wagen waren mit Heiligen und Gottheiten verschiedener Religionen geschmückt und in den Alas wurde zu Liebe und Frieden und zur Realisierung der Utopie einer toleranten Welt aufgerufen, in der alle Religionen Platz und Respekt finden.

Die besten Momente der ersten Paradennacht in São Paulo 2023

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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