Die Uneinigkeit der Weltgemeinschaft bei der UN-Nachhaltigkeitskonferenz Rio+20 in Rio de Janeiro wird immer stärker von der Zivilgesellschaft und den Nichtregierungsorganisationen (NGO) kritisiert. Mit zahlreichen Aktion machten sie ihrem Unmut über das magere Ergebnis Luft, Höhepunkt war ohne Zweifel der Auftritt von drei jungen Indianermädchen aus Nordamerika vor dem Plenarsaal im Kongressgelände Riocentro.
Es ist ein Bild, das um die Welt gehen wird. Die 12-jährige Ta’kaiya aus Kanada steht auf einem Stuhl vor einer auf dem Boden sitzenden Gruppe und skandiert Parolen. Die Zuhörer wiederholen lautstark die Worte, johlen zustimmend oder klatschen Beifall. Später wird Ta’kaiya symbolisch das Abschlussdokument zerreissen und ein traditionelles Lied ihres Volkes anstimmen. Kameras surren, Fotoapparate klicken – mehr Aufmerksamkeit kann man mit einer solchen Aktion kaum erzielen.
Mit dabei sind auch Xiuhtezcatl und Itzcuauhtli, zwei Schwestern indigener Abstammung aus den USA. Alle drei kämpfen auf den Nebenveranstaltung von Rio+20 für den Schutz der Natur, den Lebensraum für ihre Völker und damit für das Überleben ihrer Kultur und Traditionen. Dabei zeigen sich die Kinder, die über eine NGO akkreditiert wurden, überraschend erwachsen und lassen sich auch vom Blitzlichtgewitter, den zahlreichen Kameras und Mikrofonen nicht verunsichern. Geduldig beantworten sie am Tag nach der Aktion im Pressezentrum dutzende Fragen der neugierigen Journalisten, posieren für Fotohandys und Ta’kaiya singt sogar noch einmal das bis heute überlieferte Lied ihres Volkes.
Für viele symbolisieren die drei Mädchen noch mehr die Zukunft als die 17-jährige Brittany Trilford aus Neuseeland, die vor der UN-Versammlung für die Interessensgruppe Kinder und Jugendliche sprechen durfte. „Seid ihr hier um euer Gesicht zu wahren? Oder um uns zu retten?“ lautete ihre abschliessende Frage an die mehr als 100 Staats- und Regierungschefs. Auch Ta’kaiya, Xiuhtezcatl und Itzcuauhtli dürfte die Antwort mehr als brennend interessieren. Denn während die Weltgemeinschaft monatelang verhandelt und sich am Ende nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner hat einigen können, sterben immer mehr indigene Völker aus. Und damit Traditionen und Lieder, wie sie hier auf dem UN-Gipfel zu sehen und hören waren.