Mit einem überzeugenden 4:2 – Erfolg gegen Ecuador und durch jeweils zwei Tore von Alexandre Pato und Neymar hat sich Brasilien die Tabellenführung in der Gruppe B gesichert und damit ins Viertelfinale der Copa América 2011 geschossen. Die Seleção trifft nun erneut auf Paraguay, das sich als zweitbester Dritter ebenfalls qualifizieren konnte.
Bereits vor dem Spiel war die Rechnerei losgegangen. Nach dem 3:3 zwischen Venezuela und Paraguay hätte Brasilien ein 0:0 ausgereicht, um sich als zweitbester Gruppendritter für das Viertelfinale zu qualifizieren. Bei einem 1:0 wäre man aufgrund des Torverhältnisses hinter Venezuela Gruppenzweiter geworden, ein 2:0 hätte die Seleção zudem an die Tabellenspitze katapultiert. Am Ende war es ein 4:2, wobei die Tabelle mehrfach tüchtig durchgeschüttelt und neu gemischt wurde. Beim zwischenzeitlichen 2:1 wäre es sogar zu einem Losentscheid um die Tabellenführung gekommen. Kurz drauf lag Brasilien wieder auf Platz 3, ab dem 3:2 war der erste Platz dann endgültig gesichert.
Bei soviel Zahlenspielen wäre zu Beginn fast die Mannschaftsaufstellung zur Nebensache geworden. Trainer Mano Menezes hatte sich erneut für das Angriffstrio Neymar, Alexandre Pato und Robinho ausgesprochen, und alle bedankten sich mindestens mit einem Tor. Wobei das von Robinho in der Nachspielzeit nicht gewertet wurde, da der Linienrichter fälschlicherweise Abseits anzeigte. Nichtsdestotrotz konnten die zuletzt so arg kritisierten Torhoffnungen in der Offensive überzeugen, wobei die zwei Gegentore deutliche Lücken in der Defensive aufzeigten.
Entgegen der vorangegangenen Spiele sahen die Zuschauer im nicht ganz gefüllten Mario Kempes-Stadion in Córdoba eine energisch aufspielende Seleção. Vor allem Robinho mit erneut kurzgeschorenen Haaren zeigte sich erheblich leichter und spielfreudiger. Auch das Passspiel im Mittelfeld war deutlich schneller, Gefahr drohte Ecuador vor allem über die rechte Seite, wo Maicon eine hervorragende Partie spielte. Das erste Tor sollte allerdings von der anderen Seite eingeleitet werden. In der 28. war es André Santos, der den Ball mit einem Traumpass in den Strafraum lenkte, wo wie aus dem Nichts plötzlich Alexandre Pato auftauchte und aus gut 7 Metern den Ball am völlig verdutzten Keeper Elizaga zum 1:0 Führungstreffer ins Netz köpfte.
Danach erarbeiteten sich die „Kanariengelben“ weitere Chancen, die grösste Möglichkeit zum 2:0 hatte dabei Robinho in der 36. Minute, dessen Ball jedoch nur den Pfosten traf. Die Fans diskutierten noch über die vergebene Torchance, da klingelte es auf der anderen Seite im Kasten. Caicedo hatte sich freigespielt und den Ball flach von der Strafraumgrenze mittig aufs Tor gedroschen. Keeper Julio Cesar lässt sich noch reflexartig fallen, die Kugel rutscht jedoch unter ihm durch und eiert regelrecht über die Linie zum keineswegs verdienten 1:1 Anschlusstreffer (37.). Es war bis zu diesem Zeitpunkt der zweite Schuss auf das brasilianische Tor gewesen und er war durchaus haltbar.
Das gute Zusammenspiel der brasilianischen Mannschaft liess jedoch auf weitere Tore in der zweiten Halbzeit hoffen. Bereits in der 49. Minute stellte Neymar nach einem Zuspiel von Ganso zur Freunde von Fans und Mitspielern die Führung wieder her. Doch abermals sollte es kaum 10 Minuten dauern, dass Ecuador erneut ausglich. Abermals hiess der Torschütze Caicedo und abermals sah Julio Cesar bei der Aktion keineswegs gut aus. Doch Brasilien liess die Gegner nicht nochmals ins Spiel kommen, zeigte sich unbeeindruckt und drängte weiter auf den Sieg. Ganze 120 Sekunden benötigten die fünffachen Weltmeister, um den Ausgleichtsreffer ungeschehen zu machen. Diesmal leistete Neymar die Vorarbeit und drosch den Ball nach einem Zuspiel von Ganso auf das gegnerische Tor. Elizage konnte die „Bombe“ nicht halten und sofort waren Robinho und Alexandre Pato zur Stelle, wobei letzterer einen Tick eher am Ball war und diesen zur 3:2 – Führung im Netz versenkte (60.).
Nun war Brasilien in Torlaune geraten und versuchte so auch einen eventuell neuen Ausgleich zu verhindern. In der 73. Minute markierte der pfeilschnelle Neymar nach einer perfekten Flanke von Maicon den 4:2 – Vorentscheid, in der Nachspielzeit drosch dann auch noch Robinho den Ball nach einer perfekten Kombination über die Linie, doch wie bereits erwähnt wurde der Treffer aufgrund einer Fehlentscheidung des Linienrichters nicht anerkannt. Es blieb damit am Ende beim hochverdienten 4:2, wo vor allem der Sturm überzeugte, der brasilianische Schlussmann Julio Cesar jedoch überraschenderweise zweimal patzte.
Durch den Torreigen hat das mit Venezuela punktgleiche Brasilien nun das bessere Torverhältnis und verdrängt den nördlichen Nachbarn auf Rang 2. Die Seleção trifft im Viertelfinale am kommenden Sonntag Ortszeit auf Paraguay (17.07., 21h MESZ), im Halbfinale stünde man dem Gewinner des Viertelfinals zwischen Chile und Venezuela gegenüber (18.07., 0:15h MESZ). Bereits am Samstag Ortszeit finden die Viertelfinals zwischen Kolumbien und Peru (16.07., 21h MESZ) sowie Argentinien und Uruguay (17.07., 0:15h MESZ) auf dem Programm. Von den 12 Mannschaften müssen nach der Vorrunde vier Mannschaften bereits die Heimreise antreten: Die Tabellenletzten Bolivien, Ecuador und Mexiko sowie der Tabellendritte der Gruppe A, Costa Rica.
BRASILIEN: Julio César, Maicon, Lúcio, Thiago Silva, André Santos; Lucas Leiva, Ramires, Paulo Henrique Ganso (Elias); Robinho, Neymar (Lucas), Alexandre Pato. Trainer: Mano Menezes.
ECUADOR: Marcelo Elizaga, Neicer Reasco, Norberto Araújo, Frickson Erazo, Walter Ayoví; Oswaldo Minda, Christian Noboa, Michael Arroyo, Édison Mendez (Narciso Mina); Christian Benitez, Felipe Caicedo. Trainer: Reinaldo Rueda.
Tore: Alexandre Pato (1:0, 28.), Caicedo (1:1, 37.), Neymar (2:1, 49.), Caicedo (2:2, 58.), Alexandre Pato (3:2, 60.), Neymar (4:2, 73.). Stadium: Mario Kempes, Córdoba, Argentinien; Schiedsrichter: Roberto Silveira (URU); Gelbe Karten: André Santos (Brasilien); Noboa (Ecuador)
Venezuela und Paraguay nach Unentschieden ebenfalls qualifiziert
Am Ende einer spannenden Aufholjagd hatten sich kurz zuvor Venezuela und Paraguay mit einem 3:3 (1:1) Unentschieden getrennt. Während Venezuela bereits vor dem Anpfiff qualifiziert war, musste Paraguay unbedingt gewinnen, um sicher in die Runde der letzten Acht einzuziehen. Doch bereits in der 4. Minute ging „La Vinotinto“ durch José Rondón in Führung und verpasste Paraguay damit den ersten Dämpfer. Es dauerte knapp eine halbe Stunde, bis die Albirroja durch Antolín Acaraz in der 33. Minute zum 1:1 Halbzeitstand ausgleichen konnte.
Nach dem Seitenwechsel dominierte dann das südamerikanische Binnenland und sorgte durch die Tore von Lucas (64.) und Cristian Riveros (86.) die vermeintliche Vorentscheidung. Doch bekanntermassen ist das Spiel erst nach dem Abpfiff gewonnen und so drängte Venezuela in den letzten Minuten noch einmal auf Anschlusstreffer, was durch die Tore von Nicolás Fedor und Freddy Perozo in der 89. und 92. Minute zum 3:3 Endstand und der verdienten Punkteteilung belohnt wurde.