Brasilien auch weiter ohne Olympiasieg im Fussball

Brasilien bleibt auch weiterhin der heiss ersehnte Olympiasieg im Fussball verwehrt. Die Seleção verlor am Samstag (11.) bei den Olympischen Spielen in London das mit Spannung erwartete Finale gegen Mexiko am Ende verdient mit 1:2 (0:1) und muss sich nach Bronze in Peking 2008 auch in diesem Jahr nur mit Silber zufrieden geben.

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Es wäre unfair, am Ende Oscar die Schuld zu geben. Doch genau er ist vermutlich die traurigste Figur in einem verrückten Spiel, wie es ein solches nur bei großen internationalen Turnieren geben kann. Der 20-jährige hatte in der Nachspielzeit die Chance, seine Mannschaft in die Verlängerung zu retten und wäre der große Held des Finals gewesen, unabhängig vom späteren Ausgang. Doch sein Kopfball frei vor dem Tor flog über die Latte und Sekunden später jubelte Mexiko über den Olympiasieg.

Aber der Reihe nach. Das Drama im Wembley-Stadion hatte bereits nach 30 Sekunden begonnen. Denn genau diese Zeit benötigte die „Tri“, um erstmals gemeinsam mit ihren Fans auf der Tribüne in unbändigen Torjubel auszubrechen. Oribe Peralta nutzte einen gravierenden Fehler in brasilianischen Abwehr, um das Leder zum Führungstreffer im Netz zu versenken. Die Seleção hatte wie schon so oft in der Vergangenheit den Fehler gemacht, sich nach dem Anpfiff erst noch einmal ein bisschen Warmlaufen zu wollen. Doch bei so einem wichtigen Spiel muss man eben schon vor dem Betreten des Rasen hochkonzentriert sein.

In der Anschlusszeit – wenn man davon in Hinblick auf das gerade begonnene Spiel überhaupt sprechen kann – versuchten die Zentralamerikaner sich das Tor rückwirkend zu verdienen. Hatten damit jedoch wenig Erfolg. Brasilien wurde stärker, dominierte immer häufiger das Geschehen auf dem Rasen und konnte sich auch die oder andere Torchance herausarbeiten. Doch der dringend benötigte Ausgleich wollte sich nicht einstellen. Trainer Mano Menezes reagierte daher überraschend früh und holte den mehr als enttäuschenden Alex Sandro bereits nach gut einer halben Stunde vom Platz. An seiner Stelle sollte nun Hulk mithelfen, das olympische Gold zu erringen.

In den zweiten 45 Minuten bot sich den Zuschauern in der verständlicherweise vollbesetzten Arena ein ähnliches Bild. Brasilien kämpfte gegen immer defensivere Azteken, die erst nach knapp einer Stunde überhaupt erneut in die Nähe des brasilianischen Tores kamen. Und dabei hätten sie fast sogar noch einen Treffer erzielt. Nach einem Abwehrfehler war der Mexikaner Marco Fabian im Strafraum zwar am Arm getroffen worden, der Unparteiische aus Großbritannien liess jedoch weiterlaufen. Fabian versuchte sich anschliessend mit einem Fallrückzieher, traf aber nur die Latte. Brasilien mit mehr Glück als Verstand, obwohl man die Aktion durchaus hätte pfeifen können.

neymar-mexikoEin desolates Stellungsspiel in der Abwehr ist jedoch eine der auffälligsten Eigenschaften Brasiliens im Olympiaturnier gewesen. Und dieses Wissen nutzen die Mexikaner rund 15 Minuten später bei ihrem nächsten Angriff in der zweiten Halbzeit. Nach einem Freistoss auf der rechten Seite lief sich Torschütze Oribe Peralta am Elfmeterpunkt völlig frei und köpfte unbehindert das Leder zum 2:0 ins Netz. Nun war brasilianisches Olympiagold Geschichte.

Zumindest bis zum Ablauf der regulären 90 Minuten. Brasilien hatte weiter gekämpft und den Anschlusstreffer gesucht, aber erst Hulk sollte dieser in der 91. Minute gelingen. Nach etwas Verwirrung im mexikanischen 5-Meter-Raum lag der Ball plötzlich zum 1:2 im Netz. Ein Hauch vor Morgenluft lag in der sonnendurchfluteten Arena. Sekunden vor dem Abpfiff dann die Anfangs beschriebene Situation. Oscar hat den Ausgleich und damit die Verlängerung auf dem Kopf, kann das „Wunder von Wembley“ jedoch nicht verwirklichen. Der Jubel der „Tri“ fällt daher Sekunden später für den Betrachter scheinbar auch irgendwie etwas euphorischer aus.

Mexiko, erstmalig überhaupt in einem Olympiafinale, greift sich das begehrte Gold. Brasilien verliert nach 1984 in Los Angeles (0:2 gegen Frankreich) und 1998 in Seoul (1:2 n.V. gegen die UdSSR) zum dritten Mal ein Endspiel im olympischen Fußballturnier. Vor vier Jahren in Peking hatte die Seleção durch ein 3:0 gegen Belgien zum zweiten Mal Bronze gewonnen – nach 1996 in Atlanta (5:0 gegen Portugal). Olympia-Gold ist zudem der einzige Titel, der dem brasilianischen Fußballverband noch fehlt. Vielleicht klappt es ja in vier Jahren vor heimischen Publikum, dann findet die Olympiade bekanntermassen in Rio de Janeiro statt.

Brasilien: Gabriel; Rafael (Lucas), Thiago Silva, Juan, Sandro (Alexandre Pato), Marcelo; Rômulo, Alex Sandro (Hulk), Oscar; Leandro Damião, Neymar.

Mexiko: Corona; I. Jimenez (Vidrio), Salcido, Mier, Chavez, Herrera, Fabian, Peralta (R. Jimenez), Aquino (Ponce), Reyes, Enriquez.

Tore: 0:1 Peralta (1.), 0:2 Peralta (75.), 1:2 Hulk (90.+1)

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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: Alaor Filho/AGIF/COB

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