Silber, das Gold wert ist: Rebeca Andrade erturnt erstes olympisches Silber im Kunstturnen für Brasilien

Zum ersten Mal in der Geschichte des Kunstturnens hat eine brasilianische Athletin ein olympisches Silber erturnt. Rebeca Andrade hat in Tokio am Stufenbarren, Sprungtisch, Schwebebalken und beim Bodenturnen für eine Show gesorgt und ist mit ihren Saltos unter den Weltbesten auf Rang Zwei gelandet. Ein Silber, das Gold wert ist, wie die mehrfache Turnweltmeisterin Daiane dos Santos das herausragende Ergebnis kommentiert hat.


Silbermedaille im Turnen für Rebeca Andrade – Foto: Ricardo Bufolin/CBG

“Glaubt an euch, ihr könnt eure Träume realisieren“, sagte Rebeca Andrade vor laufenden Kameras schon mit der umgehängten Silbermedaille. Dass dies möglich ist, weiss sie. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen als eins von acht Kindern musste die heute 22-Jährige auf ihrem Weg zum olympischen Edelmetall etliche Hindernisse überwinden.

Mit nur vier Jahren hat sie in Guarulhos, einer Stadt im Großraum von São Paulo, über ein soziales Projekt des Munizips zu trainieren begonnen. Schon damals bekam sie den Spitznamen “Daianinha de Guarulhos“ (Daianchen von Guarulhos), in Anlehnung an Daiane dos Santos, der bisher herausragendsten Turnerin Brasiliens.

Als das Geld knapp wurde, legte die zu der Zeit nur Sechsjährige die zwei Kilometer bis zur Turnhalle zu Fuß zurück, bis ihr Bruder ein recyceltes Fahrrad erstand, ums sie zum Training zu bringen. Aber auch Trainer und Busfahrer halfen dem Mädchen, holten sie ab oder boten Mitfahrgelegenheiten.

“Die Medaille ist für euch alle“, bedankte sich Rebeca jetzt bei ihren Helfern, Trainern, ihrer Familie und Freunden.

In den vier Disziplinen des Einzelmehrkampfes hat Rebeca beim Kunstturnen stolze Leistungen präsentiert. Aufgefallen ist sie aber nicht nur durch ihre Ruhe und ihr Können. Beim Bodenturnen strahlte sie, sprang und tanzte zur Musik “Baile de Favela“ und schien sich auch nicht daran zu stören, dass sie zweimal außerhalb der Matte auftrat. Rebeca war in ihrem Element, dem Kunstturnen, und übermittelte ihre Freude daran an alle.

Ganz Brasilien hat mit der jungen Frau mitgefiebert. Selbst Weltstar Simone Biles (USA) hat die Leistung ihrer brasilianischen Kollegin am Stufenbarren gefeiert, wie Aufnahmen aus dem Stadion in Tokio zeigen.

Mit dem am Donnerstag errungen Silber ist es aber noch nicht getan. Am Sonntag (1. August) wird sie in Finale beim Kunstturnen antreten, dann beim Sprung. Am Montag ist sie zudem eine weitere Medaille beim Bodenturnen versuchen.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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