Daniel Alves schiesst Brasilien ins Finale

Johannesburg, 25. Juni 2009

Brasilien hat beim Konföderationen-Pokal 2009 in Südafrika das Finale erreicht. Die Seleção gewann nach schwachem Spiel ihr Halbfinale gegen Gastgeber Südafrika glücklich mit 1:0 (0:0). Torschütze des Tages war der erst kurz zuvor eingewechselte Daniel Alves, der in der 88. Minute mit einem Freistosstreffer die drohende Verlängerung verhinderte. Im Finale am Sonntag treffen Kaká & Co. nun auf die USA, die bereits am Mittwoch überraschend den Titelaspiranten Spanien geschlagen hatten. Das Spiel um Platz 3 findet am Samstag zwischen Spanien und Südafrika statt.

Trainer Carlos Dunga veränderte die Mannschaftsaufstellung im Vergleich zum Italienspiel nur an einer Position. Statt dem verletzten Juan durfte sich diesmal Luisão gleich von Anfang an als Innenverteidiger beweisen. Vorne sollten wie gewohnt Kaká, Robinho und Luis Fabiano die Akzente setzen, Ramires kreative Momente schaffen. Die Hoffnungsträger Nilmar und Alexandre Pato sowie der zuletzt enttäuschende Elano blieben daher erneut auf der Bank.

Südafrikas Coach, der Brasilianer Joel Santana, musste ebenfalls eine Änderung im Vergleich zu den vorherigen Spielen vornehmen und ersetzte den gesperrten Dikgacoi durch Tshabalala. Der defensive Mittelfeldspieler sollte die einzige Sturmspitze Bernard Parker mit Bällen versorgen. Der Einzug in das Halbfinale des Confed-Cups ist bereits ein riesiger Erfolg für den mittlerweile 60-jährigen, der im vergangenen Jahr den brasilianischen Club Flamengo in Rio de Janeiro in der Regionalmeisterschaft zum Titel führte.

Doch Brasilien begann die Partie unkonzentriert und planlos. Vom Glanz des Spiels gegen Italien war am Donnerstagabend im fast ausverkauften Ellis Park Stadion in Johannesburg nichts zu sehen. Die Kanariengelben fanden kaum in ihr Spiel, liessen der “Bafana Bafana“ sehr viel Raum und liessen sich viel zu oft in die Defensive drängen. Dementsprechend ausgeglichen gestalteten sich die ersten 45 Minuten, in denen Brasilien vielleicht fünfmal vor das gegnerische Tor kam. Nach 20 Minuten Spielzeit waren lediglich zwei Distanzschüsse von Ramires zu verzeichnen, Kaká, Robinho und Luis Fabiano konnten keinerlei grosse Akzente setzen.

Gegen das Abwehrbollwerk der Südafrikaner fand Brasilien im gesamten Spiel kein Konzept. Besonders der 1,98 Meter grosse Booth machte es Torhoffnung Luis Fabiano alles andere als leicht. Joel Santana hatte seinen Mannen scheinbar genauestens gezeigt, wie das brasilianische Spiel völlig aus der Bahn zu werfen ist. Fehlpass um Fehlpass waren auf Seiten der Seleção zu verfolgen, der im Italienspiel zu überragende Felipe Melo lieferte eine schwache Leistung ab. Oft fehlten die notwendigen Anspielstationen, selbst Konter scheiterten regelmässig an den Abwehrreihen der Gastgeber.

War man noch der Hoffnung, Brasilien käme nach dem mit Sicherheit bitteren Pausentee motivierter in die eiskalte Arena zurück, wurde bereits nach 5 Minuten enttäuscht. Keinesfalls länger dauerte ungefähr das Aufbäumen der Seleção in der zweiten Halbzeit, dann nahm Südafrika wieder das Heft in die Hand. Der brasilianische Keeper musste sich in der Folgezeit das ein oder andere Mal lang machen, um sein Team vor einem Rückstand zu bewahren, doch im grossen und ganzen blieb Südafrika im Angriff eher ungefährlich. Aber dies machte das Spiel zu einer Zitterpartie. Und nach über einer Stunde Spielzeit stand dann auch fest: wer hier das erste Tor macht, geht als Sieger vom Platz.

Und da sich Brasilien immer weiter zurückfielen liess und nur noch auf eine Konterchance hoffte oder den Ball bereits im Mittelfeld vertändelte, witterte die “Bafana Bafana“ Morgenluft. Tausendfach erklang von den Tribünen die mittlerweile gefürchtete Vuvuzela. Ein vielstimmiges, ohrenbetäubendes Klangerlebnis, welches die eigene Mannschaft zum Sieg führen sollte. Nicht umsonst heisst ein afrikanisches Sprichwort: “Der Affe wird durch viel Krach erlegt.“

Wenn eine Mannschaft ohne grosses Konzept auf dem Platz agiert und keine Besserung in Sicht ist, sollte der Trainer handeln. Doch Dunga hielt sich erneut massiv zurück und wartete für die brasilianischen Fans wie immer eine Ewigkeit, bevor es seine Personalentscheidung traf. In der 81. Minute brachte er mit Daniel Alves seinen Joker ins Spiel, André Santo musste nach einer durchwachsenen Partie die restlichen Minuten von der Bank miterleben.

Und dieser Daniel Alves drehte schliesslich das Spiel. In der 88. Minute bekam Brasilien nach einem Foul an Ramires vor dem Strafraum einen Freistoss zugesprochen und der Profi vom FC Barcelona sollte ihn treten. Welche hohe Last auf den Schultern des 26-jährigen nach der bislang schwachen zweiten Halbzeit der Seleção lag, lässt sich nur erahnen. Bezeichnend ist jedoch der an ein Stossgebet erinnernde Kommentar von Galvão Bueno live im brasilianischen TV-Sender Rede Globo Sekunden vor dem Freistoss (siehe Video ab 0:59 Min):

“Mach das jetzt, Daniel. Das ist dein Ball. Das ist dein Ball beim Konförderationen-Pokal. Das ist dein Moment, Daniel. Mach das jetzt, das ist dein Ball, Daniel. Der Schiedsrichter wird den Ball freigeben. Daniel wird nun schiessen. Das ist dein Ball Daniel.“

Und die Bitten der Moderatorenlegende wurden erhört. Es war ein perfekter Schuss, der sich um die Mauer herumdrehte, dem Tor immer näher kam und letztendlich auf halber Höhe am Innenpfosten entlang schrammte – und im Netz landete. 1:0 für Brasilien und eine Totenstille im Stadion, wie man sie bei diesem Confed-Cup noch beim keinem Spiel erlebt hatte. Der Jubel auf brasilianischer Seite hatte natürlich keinerlei Grenzen.

In den letzten fünf Minuten versuchte die “Bafana Bafana“ noch einmal alles, doch Brasilien rettete das knappe und vor allem glückliche Ergebnis über die Zeit. Luis Fabiano vergab in der Nachspielzeit noch eine Riesenchance, darf stellvertretend für alle Patzer, die sich die Seleção heute leistete, noch Erwähnung finden. Die Frage, ob der Sieg gegen die aufopfernd spielenden und konditionell überraschend starken Südafrikaner verdient war, sollte man sich erst gar nicht stellen.

Dietmar Lang für BrasilienPortal

 

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Stadion: Ellis Park, Johannesburg
Zuschauer: 48.049

Tor: Daniel Alves 42‘/2°

MANNSCHAFTSAUFSTELLUNGEN
Brasilien
Julio César, Maicon, Lúcio, Luisão, André Santos (Daniel Alves); Gilberto Silva, Felipe Melo, Ramires, Kaká; Robinho, Luis Fabiano (Kleberson)
Trainer: Carlos Dunga

Südafrika
Khune; Gaxa, Mokoena, Booth, Masilela; Dikgacoi, Tshabalala (Mphela), Mhlongo, Modise (Mashego) Pienaar (Van Heerden); Parker
Trainer: Joel Santana

Gelbe Karten: Felipe Melo, Daniel Alves, André Santos (BRA), Masilela (SDA)

STATISTIK DER BEGEGNUNGEN
Freundschaftsspiel
24/04/1996:
Brasilien 3 x 2 Südafrika
Stadium: First National Bank Stadium, Johannesburg
Zuschauer: 75.000

Tore: Phil Masinga 26′, Doctor Khumalo 42′, Flávio Conceição 56′, Rivaldo 67′ & Bebeto 86′.

Brasilien
Dida (Cruzeiro–MG), Zé Maria (Portuguesa de Desportos–SP), Aldair (Rom–ITA), Alexandre Lopes (Corinthians–SP) & André Luiz (São Paulo–SP); Flávio Conceição (Palmeiras–SP), Amaral (Palmeiras–SP), Jamelli (Santos –SP), Zé Elias (Corinthians– SP), 46′ Rivaldo (Palmeiras–SP); Bebeto (Deportivo–ESP), Sávio (Flamengo–RJ)
Trainer: Mário Jorge Lobo Zagallo

Südafrika
André Arendse, Sizwe Motaung, Mark Fish, Lucas Radebe & Neil Tovey; John Moeti (Joel Masilela) 72’, Doctor Khumalo (Thomas Madigage) 65’, Helman Mkhalele & Eric Tinkler; Phil Masinga, Sean Bartlett (Gerald Stober) 75’
Trainer: Clive Barker.

Freundschaftsspiel
07/12/1997:
Brasilien 2 x 1 Südafrika
Stadium: Estádio Ellis Park, Johannesburg
Zuschauer: 55.917

Tore: Romário 11′, Bebeto 38′ & Helman Mkhlele 78′

Brasilien
Dida (Cruzeiro–MG), Zé Maria (Parma–ITA), Aldair (Rom–ITA) & Gonçalves (Botafogo–RJ) 75′, Júnior Baiano (Flamengo– RJ), Zé Roberto (Real Madrid–ESP); César Sampaio (Yokohama Flügels– JAP), Dunga (Jubilo Iwata–JAP), Russo (Vitória–BA) 89′, Rodrigo Fabbri (Portuguesa de Desportos–SP), Denílson (São Paulo–SP); Bebeto (Vitória–BA), Doriva (Atlético–MG) 81′, Romário (Valencia–ESP)
Trainer: Mário Jorge Lobo Zagallo

Südafrika
André Arendse, Sizwe Motaung, Mark Fish, Lucas Radebe, Neil Tovey; Willem Jackson (Helman Mkhlele) 52‘, John Moeti (Brendan Augustine) 53‘, Eric Tinkler (Dumisa Ngobe) 73‘,’Doctor Khumalo; Phil Masinga, John Moshoeu (Pollen Ndlanya) 85‘
Trainer: Clive Barker.

Olympische Spiele Sydney 2000
17/09/2000:
Brasilien 1 x 3 Südafrika
Stadium: Brisbane Cricket Ground, Brisbane
Zuschauer: 36.328

Tore: Edu 11‘, Fortune 10′, Nomvethe 74′ & Lekoelea 90′

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AutorIn: Dietmar Lang

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