Brasilien gewinnt ohne Glanz gegen Bosnien

St. Gallen, 28. Februar 2012 Der Fussballgott muss Brasilianer sein! Dies müssen sich die Akteure der brasilianischen Fussball-Nationalmannschaft nach dem mehr als glücklichen 2:1 – Erfolg gegen Bosnien-Herzegowina am Dienstagabend (28.) im Schweizer St. Gallen gedacht haben. Denn erst durch ein Eigentor der Underdogs in der letzte Spielminute konnte die Seleção das Spiel für sich entscheiden.

Es war das erste Spiel von Brasiliens Nationalkicker in diesem Jahr. Seit der 2:3 Niederlage gegen Deutschland im vergangenen August hatte das Team von Trainer Mano Menezes kein Spiel mehr verloren und sich bei sieben Siegen nur einmal mit einem Unentschieden begnügen müssen, dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen im Heimatland vor der Partie. Und der Rekordweltmeister startete eigentlich stark, stand jedoch auch einem Gegner gegenüber, der gehörig Respekt zu haben schien. Die Kanariengelben überrannten förmlich die bosnische Hintermannschaft und bereits nach 3 Minuten konnte Marcelo den Führungstreffer markieren.

Die in den Playoffs der Qualifikation zur Europameisterschaft gescheiterten Osteuropäer liessen sich das jedoch nicht gefallen und suchten nun ihr Heil im Angriff. Bereits in der 12. Minute erzielte Ibsevic vor 17.500 Zuschauern den überraschenden Ausgleich, bei dem Starkeeper Julio César alles andere als gut aussah. Vielmehr war es ein krasser Fehler der Nr. 1 bei Inter Mailand, in dem er den Ball einfach ins eigene Tor lenkte.

In der Folgezeit versuchten nun beide Teams energischer, ein Tor zu erzielen. Brasilien war zwar über weitere Strecken die technisch deutlich bessere Mannschaft, die Konter der Bosnier waren jedoch durchweg gefährlich. Der Betrachter stellte schnell fest, dass beiden Teams vor allem in der Defensive der Überblick fehlte. So ist es mehr als verwunderlich, dass bei den teilweise krassen Lücken in den Abwehrreihen im Laufe der ersten 45 Minuten kein weiteres Tor mehr fiel.

Nach dem Seitenwechsel flachte das Spiel merklich ab, wobei die Seleção teilweise in langweiligen Standfußball verfiel und Bosnien nurmehr auf einen Konter lauerte. In der ausverkauften Arena wurden erste Plätze frei, und auch die eher von Wärme verwöhnten Brasilianer auf dem Platz schienen sich bei einstelligen Temperaturen nach der Umkleidekabine zu sehnen. Erst eine Viertelstunde vor Schluss kam durch zwei Großchancen für Brasilien wieder etwas mehr Stimmung auf den Rängen auf. Zunächst war Marcelo im Strafraum knapp gescheitert, danach verpatzte Neymar eine hundertprozentige Chance, in dem er völlig frei den Ball direkt in die Arme des bosnischen Keepers beförderte.

In der Schlussphase tröpfelte das Spiel fast nur noch vor sich hin. Der mehr als mäßig spielende Ronaldinho Gaúcho hatte bereits nach knapp einer Stunde seinen Platz Jungstar Ganso überlassen müssen, doch auch dieser konnte kaum neue Akzente setzen. Beide Teams schienen sich kurz vor dem Schlusspfiff mit dem Remis angefreundet zu haben, als der eingewechselte Hulk dem Ball von der Seite scharf hereingab und dabei Sasa Papac traf. Die schlecht platzierte Flanke sollte jedoch für Torjubel sorgen, da Papac das Leder ungewollt über die Linie bugsiert und somit den Brasilianern durch das Eigentor in der 90. Minute den Siegtreffer bescherte.

Ob Brasilien verdient gewonnen hat, ist zu bezweifeln. Mit Sicherheit war die Seleção stärker als die aktuelle Nr. 19 der FIFA-Weltrangliste, doch von Samba-Fußball und spritzigen Kombinationen war wenig zu sehen. Der Gastgeber der WM 2014 muss weiter an sich arbeiten – und dies ausschließlich im Rahmen von Freundschaftsspielen. In drei Monaten stehen die nächsten auf dem Programm: am 26. Mai trifft Brasilien in Hamburg auf Dänemark, am 30. Mai in Maryland auf die USA und am 03. Juni in Dallas auf Mexiko. Am 09. Juni steht dann zum Abschluß der Klassiker gegen Argentinien in New Jersey auf dem Programm.

Brasilien
Júlio César, Daniel Alves, Thiago Silva, David Luiz, Marcelo, Sandro (Elias), Fernandinho, Hernanes (Hulk), Ronaldinho (Paulo Henrique Ganso), Neymar (Jonas), Leandro Damião (Lucas).
Trainer: Mano Menezes

Bosnien
Asmir Begovic, Sasa Papac, Emir Spahic, Boris Pandza, Elvir Rahimic, Sanel Jahic, Miralem Pjanic (Maletic), Zvjezdan Misimovic (Ibricic), Haris Medunjanin (Zahirovic), Edin Dzeko, Vedad Ibisevic (Salihovic).
Trainer: Safet Susic

Tore: Marcelo 3 Minute, Ibsevic 12 Minute der 1. Halbzeit, Eigentor Sasa Papac, 45 Minute der 2. Halbzeit.
Stadium: AFG Arena, CH-St. Gallen

Dietmar Lang für BrasilienPortal
Foto: Rafael Ribeiro / CBF

© 2003-2024 BrasilienPortal by sabiá brasilinfo
Reproduktion der Inhalte strengstens untersagt.
AutorIn: Dietmar Lang

Letzte News