Im Bundesstaat Mato Grosso im Westen Brasiliens leben heute rund 25.000 Indianer in über vierzig unterschiedlichen Stammesverbänden, jeder mit seiner ihm eigenen Sprache und Kultur. Sie besetzen etwa 10% des Territoriums des Bundesstaates.
Indianer-Stämme im Mato Grosso
Im Mato Grosso gibt es derzeit folgende Indianer-Stämme: Apiaká, Kayabi, Munduruku, Arara, Xavante, Cinta Larga, Bakairi, Paresi, Kayapó, Enauenê, Nauê, Mynky, Bororo, Nambikwara, Aweti, Juruna, Kalapalo, Kamayurá, Kuikuro, Matipu, Nahukwá, Mehinako, Suyá, Tapayuna, Trumái, Txicão, Waurá, Yawalapiti, Ikpeng, Yudja, Rikbaktsa, Irantxe, Panará, Karajá, Surui, Tapirapé, Terena, Umutina, Zoró, Guató und die Chiquitanos.
Wir haben oft die Frage bekommen, warum die Indianer sich nicht durch Öffnung ihrer Dörfer für den Tourismus selbst finanzieren? Dies ist eine schwierige Frage – oder vielmehr eine Frage, die sich nicht einfach so beantworten lässt. Für alle, die sich für dieses Thema interessieren, beantworten wir viele Fragen rund um das Thema Indios auf unseren Spezialseiten über die Ureinwohner in Brasilien.
Und wenn Sie die persönliche Meinung eines Indianers zu diesem Thema kennen lernen wollen, dann lesen Sie das Interview mit Aritana, dem Häuptling der Yawalapiti vom Rio Xingu im Bundesstaat Mato Grosso.
DIE UREINWOHNER SÜDAMERIKAS
Die Ureinwohner des gesamtamerikanischen Kontinents entstammen Völkern, die einmal aus Asien eingewandert sind. Die ältesten Indizien, die den Archäologen ihre Anwesenheit in Amerika beweisen, stammen aus einer Epoche vor 11.000 bis 12.500 Jahren. Allerdings haben sich die Wissenschaftler bis heute noch nicht über den genauen Zeitpunkt der ersten dieser Einwanderungswellen einigen können.
Die indianischen Völker, welche heute in Südamerika leben, stammen von Jägern ab, die durch den Isthmus von Panama aus Nordamerika gekommen sind, und deren Nachfahren sich auf den gesamten Kontinent verteilten – schon vor ein paar Jahrtausenden. Ab jener Epoche bis in die Neuzeit haben diese Völker unterschiedliche Sitten und Gebräuche innerhalb ihrer sozialen Gemeinschaften entwickelt und sich auf den Gebrauch und die Anwendung der natürlichen Ressourcen in ihrem jeweiligen Lebensraum perfekt eingestellt.
Es besteht auch noch keine übereinstimmende Meinung der Archäologen hinsichtlich des genauen Zeitpunkts der menschlichen Besetzung des südamerikanischen Kontinents. Bis vor einigen Jahren war die Mehrheit von ihnen der Ansicht, dass die ersten Menschen in Südamerika vor rund 11.000 Jahren eingewandert seien. Aber neue Beweise menschlicher Anwesenheit aus Bahia und Piauí erschüttern diese bisherige Theorie und würden die bisherige Annahme um noch ein paar Jahrtausende weiter zurück datieren – aber damit sind viele Archäologen noch nicht einverstanden. Die Notwendigkeit, dass alle bisherigen Annahmen überprüft werden müssen, ist dadurch jedoch ziemlich wahrscheinlich geworden.
Nur 500 Jahre
Dagegen ist es erst fünf Jahrhunderte her, dass die Portugiesen an der brasilianischen Küste auftauchten und einen Einwanderungsvorgang auslösten, der sich bis ins 20. Jahrhundert hinziehen sollte. Unter Einsatz ihrer überlegenen Bewaffnung verdrängten sie die Ureinwohner rücksichtslos aus deren angestammten Gebieten. Der Prozess ihrer Kolonisation bedeutete für viele der eingeborenen Gesellschaften, die versuchten, sich auf den von den weissen Eindringlingen okkupierten Territorien zu halten, das endgültige Aus – entweder durch deren überlegenen Waffen, durch die aus Europa miteingeführten ansteckenden Krankheiten, oder einfach durch die Politik der „Angleichung an ihre neueingeführte europäische Gesellschaft“, die sie den Eingeborenen entweder durch die Versprechungen ihrer Priester oder durch die Überzeugungskraft ihrer Peitsche schmackhaft zu machen pflegten.
Man ist sich nicht genau im klaren über die Zahl der Ureinwohner zur Zeit der ersten europäischen Einwanderungen – entsprechende Schätzungen beweisen, durch ihre enormen Unterschiede, die wissenschaftliche Unsicherheit in dieser Frage – sie liegen zwischen 6 und 10 Millionen Eingeborenen. Immerhin reichen diese Zahlen, um eine Vorstellung vom Ausmass der Vernichtung der Indianervölker zu bekommen, dessen sich die Kolonisatoren im Lauf dieser 500 Jahre schuldig gemacht haben – durch Gewalt, durch die Übertragung von Krankheiten und, vor allem, durch ihre ignorante „Politik der Angleichung“.
Nach anderen Schätzungen lebten allein im Amazonas-Becken um die 5,6 Millionen Indianer. Aus denselben Schätzungen geht auch hervor, dass allein innerhalb der heutigen Grenzen Brasiliens um die 1.300 verschiedenen Sprachen von den unterschiedlichen eingeborenen Gesellschaften gesprochen wurden. Hunderttausende von Indianern starben durch direkten und indirekten Kontakt mit den weissen Eindringlingen, durch Ansteckung und Übertragung von deren so genannten „Zivilisationskrankheiten“, wie Grippe, Mumps und Diphtherie. Andere noch gefährlichere, wie Tuberkulose und Pocken, rotteten ganze Völker aus, weil diese über keine natürlichen Antikörper in ihrem Blut verfügten, die jenen bisher unbekannten Viren gewachsen waren.
Angesichts des demografischen und gesellschaftlichen Zusammenbruchs durch die europäischen Eroberer, stellten einige Wissenschaftler die These auf, dass die Richtlinien der Indianer von heute, hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Organisation und der Nutzung ihrer natürlichen Ressourcen, nicht mehr die gleichen seien, wie die ihrer präkolonisatorischen Vorfahren. Und diese These wurde zu einem Diskussionsthema, denn es gibt noch nicht genug Daten aus archäologischen wie bioanthropologischen Untersuchungen oder aus der Geschichte der Indianer selbst, die entweder die eine oder die andere Meinung bestätigen könnten.