Der Norden Brasiliens wird von den Bundesstaaten Acre, Amazonas, Pará, Rondônia, Roraima, Tocantins und Amapá gebildet, die zusammen eine Fläche von fast 4 Millionen Quadratkilometern einnehmen, was 45% der Gesamtfläche Brasiliens entspricht. Das dort vorherrschende Klima ist äquatorial, warm und feucht, und sehr regnerisch. Die mittleren Temperaturen bewegen sich um 25 Grad Celsius.
Dieser Norden ist prädestiniert für den Ökotourismus: er vereint in sich ein Drittel aller tropischen Regenwälder unseres Planeten. In dieser Region sind die grössten Städte jeweils auch die Hauptstädte der einzelnen Bundesstaaten, welche auch das beste Angebot an Unterkünften für Besucher darstellen. Diese Unterkünfte werden allerdings bisher hauptsächlich von solchen Reisenden belegt, die geschäftlich unterwegs sind. Und daraus ergibt sich für die Öko-Touristen ein Problem: denn Millionenstädte wie Belém oder Manaus, die zwar einerseits die bessere Infrastruktur zur Unterbringung dieser speziellen Besucher haben, entsprechen kaum den Vorstellungen dieser touristischen Klientel, die auf der Suche nach dem „Amazonas – Regenwald“ sind. Daraus ergibt sich für alle betroffenen Staaten die Aufgabe, nach einer Strategie zur Stärkung und Verbesserung touristischer Zentren im Innern des Landes zu suchen, welche sich in unmittelbarer Nähe jener ökologischen Protektorate befinden, die im touristischen Interesse Vorrang haben – beste Lösung bisher: einfache bis sehr komfortable Lodges direkt innerhalb der Regenwaldszenerie, deren Regeln und Schutzmassnahmen die jeweiligen sensiblen Biotope respektieren und vom Staat regelmässig kontrolliert werden.
Amapá kann mit zirka 70 verschiedenen interessanten touristischen Sehenswürdigkeiten aufwarten, 35 davon sind von der Natur geschaffen und 20 sind historischen Ursprungs. Im Anschluss wollen wir einige davon kurz beschreiben:
Der Wasserfall von „Santo Antônio“
Gehört zu einem der eindrucksvollsten Landschaftsbilder Amapás. Er befindet sich im Distrikt „Laranjal do Jarí“, rund 270 km von der Hauptstadt Macapá.
Die durchschnittliche Regenmenge liegt in Amapá bei etwa 2000 mm pro Jahr – Januar bis Juni sind die regenreichsten Monate. Dann schwillt der Wasserfall mächtig an und präsentiert mit riesigem Wasservolumen seine gesamte Imponenz. Geformt durch vulkanische Tätigkeit vor Millionen von Jahren, mit einer Höhe von 30 Metern, aus der die Wasser in freiem Fall herabdonnern, ist der Wasserfall von „Santo Antônio“ ein herrliches und sehenswertes Spektakel der tropischen Natur, umgeben vom Regenwald.
Und so kommt man hin: Von der Hauptstadt Macapá aus nimmt man zum Beispiel den Bus bis zum „Municipio Laranjal do Jarí“, oder man benutzt einen der dort angebotenen Van-Transporte, die jeweils täglich um 8h00 und um 16h00 abfahren. Der Bus kostet um die 8.00 CHF und der Van um die 12.00 CHF. Dort angekommen, begibt man sich auf eines der Ausflugsboote (Catraias), die den Rio Jarí hinauf bis zum Wasserfall fahren. Hier verbringt man dann den ganzen restlichen Tag. Der Besucher kann sich nach Herzenslust an den Naturschönheiten erfreuen und im Wasserfallkessel baden, bis die „Catraias“ gegen Spätnachmittag in den Ort zurückkehren. Kostenpunkt zwischen 30.00 und 50.00 CHF pro Ausflug.
„Fazendinha und Curiaú“
Nur 16 km von der Hauptstadt befindet sich der „Fazendinha-Strand“ am Flussufer. Hier bekommt der Besucher alle landestypischen Menus geboten, unter ihnen auch gegrillter Fisch, gekochte oder gegrillte Shrimps und vieles andere mehr. Hier gibt es Sonne, weissen Sand und blauen Himmel und viel wunderbare Natur.
In nur 8 km Entfernung von der Stadt Macapá liegen die beiden kleinen Orte „Curiaú de Dentro“ und „Curiaú de Fora“, dessen Gründungen durch Sklaven bereits beschrieben wurden. Die Orte liegen innerhalb einer „Area de Preservação Ambiental“ (APA – Umweltschutzgebiet) – das Projekt sieht die Erhaltung der natürlichen Ressourcen der Region vor – deren Bewohner neben dem Naturschutz auch für die Bewahrung des Andenkens an jene Sklaven des 18. Jahrhunderts eintreten, welche an dem Bau des „Forts São José“ beteiligt waren und die damals mit ihren kleinen familiären Einheiten die Gründung von Curiaú und allen umliegenden Orten einleiteten.
Ihre Nachkommen wohnen heute innerhalb des APA-Gebiets am Rio Curiaú, um die 1.500 Personen, die sich auf vier Kommunen verteilen: „Curiaú de Dentro, Curiaú de Fora, Casa Grande und Curralinho“. Für diese Menschen ist die Erhaltung der lokalen Naturschönheiten eine Frage des Überlebens. Sie schützen ihre Fische, ihre Reiher und anderen Wasservogelarten, sowie die Lieblichkeit ihrer Gegend.
Die schwarze Rasse hat ihren Platz in der Geschichte Amapás seit Mitte des 18. Jahrhunderts, als dieser Teil Brasiliens von den Portugiesen besetzt wurde. Die ersten kamen 1751 als Sklaven ins Land, mitgebracht von Familien aus Rio de Janeiro, Pernambuco, Bahia und Maranhão, welche beschlossen hatten, sich in dem neu erschlossenen Gebiet anzusiedeln. Später wurden schwarze Sklaven auch aus dem Portugiesischen Guinea zur Arbeit in den Reispflanzungen importiert. Das grösste Kontingent allerdings, kam 1765 ins Land, bestimmt zur Errichtung des Forts São José in Macapá. Im April desselben Jahres unterhielt die damalige Regierung von „Grão Pará“ insgesamt 177 schwarze Sklaven zu seiner Konstruktion. Einige von ihnen starben an Masern und Malaria oder infolge von Arbeitsunfällen. Anderen gelang es zu fliehen und sich in so genannten „Quilombos“ im Inland zu verstecken – zum Beispiel in der Gegend des heutigen Curiaú.
Hier hatte der Portugiese Manuel Antônio Miranda seine Ländereien und den kümmerte es nicht, wenn sich auf seinem Gebiet die entflohenen Sklaven vom Fort versteckten. Auch die verschiedenen Invasionen der Franzosen, welche versuchten, sich am rechten Ufer des Rio Araguari anzusiedeln, stimulierten und begünstigten die Bildung der „Quilombos“ unter ihrem Schutz. Als im Jahre 1862 die Einwohnerzahl der Stadt Macapá auf 2.780 angewachsen war, betrug die Zahl der schwarzen Sklaven 722, oder zirka 25%. Und diese schwarze Kommune hat stets an der kulturellen, wirtschaftlichen und sozialpolitischen Formation des Bundesstaates Amapá ihren verdienstvollen Anteil gehabt. Curiaú ist eines der herausragendsten Beispiele.
Das Fort „São José de Macapá“
Im „Tratat von Utrecht“ anerkannte die französische Regierung im Jahr 1713, dass die Gebiete zwischen dem Rio Jarí und dem Oiapoque der portugiesischen Krone angehörten. Allerdings blieb den Franzosen damals die Möglichkeit offen, diese Entscheidung bei einem internationalen Gerichtshof in Revision zu geben und möglichst vorher wieder in diese Gebiete einzudringen, um eine neuerliche Entscheidung zu ihren Gunsten zu erzwingen. Unter dem Druck dieser möglichen Offensive fühlten sich die Portugiesen gezwungen, ihre militärische Präsenz in diesen Gebieten zu verstärken und Befestigungen anzulegen.
Schon seit dem Jahr 1738 schwebte den portugiesischen Machthabern die Konstruktion einer imponenten Befestigungsanlage in der Gegend von Macapá vor. Trotzdem zog sich dieses Projekt noch bis ins Jahr 1764 hin, als man endlich am 2. Januar desselben Jahres mit seinem Verwirklichung begann. Der damalige Gouverneur von „Grão Pará und Maranhão“, Fernando da Costa Ataide Teive beauftragte den Ingenieur „Henrique Antônio Gallúcio“ mit dem Festlegen des Baugrundstückes und seiner Vermessung. Am 29. Juni desselben Jahres begannen die Bauarbeiten. Und weil die Gebäude einen bisher in Brasilien nie gesehenen Umfang haben sollten – die grösste Befestigungsanlage aller bisherigen Zeiten sollte hier entstehen – ging ihre Konstruktion nur sehr langsam voran. Unter der Hand von schwarzen Sklaven und Indianern, letztere wurden zum Transport von Steinen auf Boten eingesetzt.
Viel Zeit wurde durch die unterschiedlichen aussen- und innenpolitischen Wechsel der portugiesischen Herrschaft verschwendet: Naturkatastrophen, die schon fertig gestellte Teile wieder zum Einsturz brachten und Krankheiten, die viele der an der Konstruktion beteiligten Arbeiter dahinrafften. Auch der erste Ingenieur, Henrique Antônio Gallucio wurde eines ihrer Opfer. Er starb am 27. Oktober 1769 an der Malaria, nachdem er in einem schon fertig gestellten Teil des Forts 64 von 101 Artillerie-Kanonen installiert hatte. Sein zwischenzeitlicher Nachfolger wurde der „Capitão Henrique João Wilckens“, der bis zum Eintreffen des Ingenieurs „João Geraldo Gronfelts“ die Bauarbeiten leitete. Schliesslich wurde die gesamte Befestigung am 19. März 1782 eingeweiht – immer noch nicht ganz fertig, denn es fehlten noch verschiedene Aussenarbeiten – unter dem Gouvernement von „José Napoles Tello de Menezes“, der schon seit 1780 im Amt war und dessen Administration noch bis zum 25. Oktober 1783 andauerte. Letzterer wurde besonders durch den Präsidenten der Volkskammer in Belém fortwährend kritisiert, worauf er diesen kurzerhand ins Gefängnis werfen liess.
Die übereilte Einweihung des Forts hat ebenfalls im besonderen Dünkel des Gouverneurs seinen Hintergrund. Das Fort São José in Macapá stellt das imponenteste und besterhaltenste militärische Monument der brasilianischen Kolonialgeschichte dar. Angefangen am 29. Juni 1764 und beendet am 19. März 1782, wurde es zur Abschreckung ausländischer Invasoren angelegt.
Errichtet im so genannten „Vauban-Stil“, auf 18 Metern über dem Meeresspiegel, besitzt es in seinem Interior eine Pulverkammer, ein Hospital, eine Waffenkammer und Truppenübungsplatz, eine Kapelle, Vorratskammern und Mannschaftsquartiere. Sein Grundriss gleicht einem fünfzackigen Stern.
Denkmalgeschützt durch das „Instituto do Patrimônio e Artistico Nacional“ (IPHAN) am 22. März 1950, wird es in ein „Zentrum für Kultur und Freizeit“ umfunktioniert – hier begeht man nun fortan alle möglichen lokalen und nationalen Feiertage. Mit gewaltigern Krachen der Kanonen in morgendlicher Frühe, mit Aufmärschen der Militärakademie und Tanzveranstaltungen. Später installierten sich im Fort in harmonischer Wohngemeinschaft: die städtische Presse, das Heeresoberkommando, ein Schützenverein und das territoriale Museum. Mit der Militärdiktatur, 1964, sperrte man im Fort Intellektuelle, revoltierende Arbeiter, Vorsitzende von Syndikaten und andere politische Häftlinge ein. Das Fort wurde stummer Zeuge der verschiedensten lokalen Konflikte, aber auch von kulturellen Prozessen der Menschheit.
Inzwischen gehören erzieherische, wissenschaftliche, kulturelle und sportliche Aktivitäten zu den Programmen inner- und ausserhalb der Mauern des Forts und sind zu effizienten Beispielen für seine Erhaltung geworden. Das Fort erlebt eine neue Ära der Eingliederung in die Volkskultur.
Der Null-Meridian des Äquators
Pontianak in Boméul/Indonesien, Coquilhaville am Kongo, Entebbe am Victoria-See/Uganda, Quito in Equador und Macapá in Brasilien, sind die einzigen nennenswerten Städte unter der Äquatorlinie.
Hier in Macapá hat man auf einer Plattform einen Obelisken aufgestellt und eine Sonnenuhr installiert. Ein schöner Platz um einen der wunderbaren tropischen Sonnenuntergänge zu erleben.
Die Kirche „São José de Macapá“
Ist das historisch älteste Monument der Stadt, ihre Konstruktion datiert aus dem 18. Jahrhundert. In ihr findet das grösste religiöse Fest, das des Schutzpatrons „São José“, seinen Anfang – an jedem 19. März – mit Messen, Prozessionen und Umzügen.
Eingeweiht am 6. März 1761, unter der Teilnahme von „Frei Miguel de Bulhões“, Mitglied der „Companhia de Jesus“, einem religiösen Orden, der die Menschen in Amazonien zum katholischen Glauben bekehrte, ist die kleine Kirche inzwischen in den Stand einer „Kathedrale der Diözese“ erhoben worden. Obwohl schon mehrmals restauriert und umgebaut, haben sich ihre Charakteristika des typischen Kolonialstils dieser Zeit gut erhalten. In ihrem Innern ihrer Korridore kann man sogar noch die alten Inschriften erkennen, welche auf die ehemals innerhalb der Kirchenmauern bestatteten Toten hinweisen.