Sertão – wir erklärten das bereits in unserer Beschreibung des Bundesstaates Ceará – ist eine halbtrockene Landschaft, die sich über das Interior fast aller Bundesstaaten des Nordostens ausbreitet, von Bahia im Süden, bis nach Piauí und einem Zipfel von Maranhão im Norden.
Infolge der geringen Niederschlagsmenge, die in dieser Region unter 300 mm pro Jahr sinken kann und manchmal auch ganz ausbleibt, ist das Leben der Menschen im „Sertão“ ein stetes Risiko. Ihre Felder vertrocknen, es fehlt ihnen am Nötigsten, sogar ihr Wasser müssen sie aus „Açudes“ (Bodensenken, die vom Regen gefüllt werden) schöpfen, oft kilometerweit entfernt.
Die Menschen, die in dieser Region ausharren, sind physisch zäh (alle andern sind bereits gestorben) und haben einen starken Glauben, wie sonst hätten sie sich innerhalb einer so menschenfeindlichen Umgebung behaupten können.
Im „Sertão“ des Bundesstaates Paraíba, zwischen 300 und 500 km von der Hauptstadt João Pessoa entfernt, hat sich ein religiöser, kultureller und wissenschaftlicher Tourismus entwickelt. Für einen Besuch im „Sertão Paraibano“ haben wir drei Distrikte ausgesucht: „Patos Sousa“ und „Cajazeiras“ und Sie müssen sich jetzt nicht fürchten, nichts zu essen oder gar zu trinken zu bekommen, aber von diesen drei bescheiden strukturierten Ausgangspunkten werden Sie einen typischen Eindruck vom „Sertão“ mit nach Hause nehmen, der, für einen aufmerksamen Besucher, nicht nur trockene Wüste sondern ein durchaus reizvolles Kontrastprogramm zu einem „Strandaufenthalt“ bietet!
PATOS
Liegt an der BR-230, rund 300 km von der Hauptstadt João Pessoa entfernt, und 174 km hinter „Campina Grande“. Die Stadt ist Zentrum für die Rinder-Farmen im Umkreis und die Baumwoll-Plantagen der Region. Ausserdem Ausgangspunkt für Exkursionen in die 28 km entfernte „Serra do Teixeira“, aus der Paraíbas höchster Berg aufragt, der „Pico do Jabre“, mit 1.130 m Höhe. Es gibt einige gute Hotels und Restaurants in der Stadt.
Das Heiligtum „Santuário Cruz da Menina“ ist ein von Pilgern häufig besuchter Ort und für die Stadt eine willkommene zusätzliche Einnahmequelle, denn bisher lassen die „religiösen Touristen“ mehr Geld in der Stadt als die „Sightseeing-People“.
Die kleine Geschichte erzählt, dass an dem Ort des errichteten Kreuzes ein namenloses Mädchen (Menina) noch im Kindesalter starb und jetzt erfüllt sie die Wünsche der Gläubigen. Um das bezeichnende Kreuz herum hat man eine touristische Infrastruktur aufgestellt, mit Kiosken und Geschäften mit religiösen und kunsthandwerklichen Artikeln. Die Kirche „Nossa Senhora da Conceição“ von 1773 ist sehenswert.
Das Klima in Patos ist trocken und heiss, mit einer maximalen Temperatur von 37º C und einem Minimum von 26º C. Der „Winter“ beginnt hier im März und endet im Juni.
SOUSA
Im Westen von Patos erreicht man, nach 130 km auf derselben BR-230, den kleinen Ort, der durch spektakuläre paleonthologische Funde in seiner Umgebung, aus der „Sertão-Dämmerung“ gerissen wurde. Heute ist er nicht nur einer der weltbekanntesten Fundorte für vorgeschichtliche Dinosaurier, sondern auch ein Highlight im Nordost-Programm neugieriger Touristen.
Die Kirche „Igreja do Rosário“ präsentiert Gemälde aus der Zeit der holländischen Besetzung – heute funktioniert in ihr eine Schule. Drei Kilometer vom Zentrum, auf einem Hügel, steht die Statue des „Frei Damião“, einem religiösen Führer des Nordostens, der erst 1997 gestorben ist. Er war ein italienischer Pater, der um die 30er Jahre nach Brasilien kam und wurde für die hiesige Generation der Besitzlosen eine Inspiration für ihren Glauben. Er ist auf dem besten Weg, für die Menschen aus dem „Sertão“ ein Heiliger zu werden, wie „O Conselheiro“ und der „Padre Cícero“.
Versteinerte Dino-Fussabdrücke, von mehr als 90 verschiedenen Spezies, die zwischen 110 und 80 Millionen Jahren gelebt haben, hat man im Gebiet um Sousa gefunden. Sie wurden von dem italienischen Paleonthologen „Giussepe Leonardi“ zwischen 1970 und 1980 ausgiebig studiert. Das „Vale dos Dinossaurus“, auf dem sedimentären Flussbett des Rio do Peixe, ist eine dem Ort am nächsten liegenden Fundstätten. Hier kann man einige eindrucksvolle Abdrücke vom Iguanodontus bewundern: eine Spur von 46 m Länge, mit Fussabdrücken von mehr als einem halben Meter Durchmesser!
Anfahrt: 4 km auf der Strasse in Richtung „Uiraúna“ (nach Norden). Beste Zeit ist zwischen Juli und Oktober, der trockensten Periode. Das Gebiet hat keinerlei Infrastruktur, man vertraut sich am besten einem lokalen Guide an!