Der Karneval São Paulo ist ein traditionelles karnevalistisches Fest, das alljährlich in der Metropole São Paulo neu ersteht. Die Parade der paulistanischen Sambaschulen findet im Sambadrom von Anhembi statt, der ebenfalls vom renommierten Architekten Oscar Niemeyer († 2012) projektiert worden ist – so wie der Sambadromo Marquês de Sapucaí in Rio de Janeiro.
Die Paraden der „Grupo Especial“ der Sambaschulen São Paulos finden jeweils am Freitag und Samstag der Karnevalswoche statt.
AUS DER GESCHICHTE
Nachdem der portugiesische „Entrudo“ (Fasching) auf die brasilianische Erde gesetzt hatte, entwickelte sich dieses Fest ganz unterschiedlich entsprechend der diversen Örtlichkeiten, in denen es erblühte: in Bahia wurde es stark von den Rhythmen Afrikas geprägt – in Rio de Janeiro organisierte man es schon sehr früh in verschiedene Gesellschaften, dem Embrio der zukünftigen Sambaschulen – in São Paulo stand es unter dem starken Einfluss jener Volksgruppen, die vom Land in die Stadt umzogen, um vor der Krise in der Kaffeewirtschaft zu fliehen. Es war diese Bevölkerung aus dem landwirtschaftlichen Exodus, die den paulistanischen Karneval einleitete.
Die karnevalistischen Inhalte und der Samba selbst unterschieden sich wenig von denen in Rio de Janeiro, ausgenommen ein klarer Unterschied im Rhythmus der Musik und damit auch in der Geschwindigkeit des Marschierens. Der paulistanische „Sambista“, gewohnt an die harte Arbeit in den Kaffeeplantagen, später in die Stadt ausgewandert, um am Fliessband zu arbeiten, präsentierte etwas, was Plínio Marcos den „Arbeits-Samba, hart und auf die Trommelschläge abgestimmt“ genannt hat – er kontrastiert deutlich mit dem eher lyrischen Samba der Cariocas.
Ausserdem wurde der paulistanische Samba entscheidend von anderen, stark perkussiven Rhythmen beeinflusst – wie zum Beispiel der „Jongo-macumba“ auch bekannt unter der Bezeichnung „Caxambu“. In dieser Epoche begann auch die Relation zwischen Karneval und Gesetz: eine Repression von Seiten der Polizei gegenüber den „Sambistas“ – in überaus harter Form und mit unbeschreiblichen Ausschreitungen. Die „Sambistas“ wurden nicht nur während des Karnevals, sondern das ganze Jahr über, als Vagabunden angesehen und als Gesetzesbrecher von der Obrigkeit hart verfolgt.
Das Erscheinen des Karnevals in São Paulo, so wird berichtet, wurde nach seiner geografischen Herkunft auf die Industrie- und Fabrikviertel verwiesen, was gewissermassen erklärt, dass zwei der traditionellsten paulistanischen Sambaschulen der Gegenwart in Stadtvierteln mit hoher Konzentration von Arbeiterfamilien beheimatet sind: die „Vai-Vai“ in Bela Vista, und die „Camisa Verde e Branco“ in Barra Funda.
Die Karnevalstradition São Paulos war – neben dem so genannten „Carnaval de Rua“ (Strassenkarneval), der sich in Feiern und populären Spässen durch die Strassen der Stadt bewegte – zentralisiert in der Figur der „Cordões“ (Kordons), unter denen sich eben die „Vai-Vai“ und die „Camisa Verde e Branco“ hervortaten. Die Strassenfeste und die Paraden der „Cordões“ fanden parallel und in bester Harmonie statt, sie rundeten das kulturelle Bild der Paulistaner ab. Die erste Intervention der Präfektur von São Paulo fand während des Karnevals 1934 statt, sie promovierte erstmalig eine Karnevals-Parade der existierenden „Cordões“ jener Epoche. Lange Zeit inspirierten jene „Cordões“ die Musikalität der Arbeiterklasse in São Paulo, und in ihren Reihen entwickelte sich auch der „Samba Paulistano“.
In den 50er Jahren tauchten die ersten „Escolas de Samba“ (Sambaschulen) auf, zweifellos inspiriert von jenen Institutionen gleichen Namens aus Rio de Janeiro. Die organisierten Paraden jener Einheiten wurden beherrscht von den traditionellen Sambaschulen „Lavapés, Unidos do Peruche und Nenê de Vila Matilde“, den ältesten Sambaschulen São Paulos, letztere ist die älteste überhaupt. Die erste Parade fand in Ibirapuera im Jahr 1955 statt.
Das definitive Ende der juristisch-administrativen Querelen bezüglich des Karnevals brachte dann eine Sanktion des Präfekten José Vicente de Faria Lima (er stammte aus Rio, geboren im Stadtteil Vila Isabel, und war ein Fan des Samba), mit dem Gesetz Nr. 7.100/67, dazu bestimmt, die Promotion des Karnevals durch die Präfektur von São Paulo zu regulieren – reglementiert vom Dekret Nr. 7.663/68. Dieses Gesetz, zusammen mit der Schaffung eines Sekretariats für Tourismus und den von diesem Organ promovierten Aktivitäten, traf zusammen mit der Idee einer kulturellen Erweiterung der Stadt. Und noch unter derselben regionalpolitischen Einstellung schuf man 1968 – 1970 die „Anhembi Turismo e Eventos da Cidade de São Paulo S/A“ (heute SPTuris genannt) – eine gemischtwirtschaftliche Gesellschaft mit offenem Kapital, von der sich gegenwärtig 77% der Aktien in Händen der Präfektur von São Paulo befinden. Der „Anhembi“ gebürte dann, zukünftig, eine bedeutende Rolle in den Veränderungen, denen der paulistanische Karneval unterworfen war.
Der Erlass jenes oben zitierten Gesetzes leitet das so genannte Phänomen der „Offizialisierung des Karnevals“ ein. Obwohl die Aktionen der Präfektur zweifellos mit gut gemeinten Absichten durchgeführt wurden, waren sie vom kulturellen Standpunkt aus gesehen ein Desaster! Obwohl der Paragraph1 des entsprechenden Gesetzes verschiedene öffentliche Investitionen in Infrastruktur vorsah, um Festplätze in verschiedenen Teilen der Stadt zu schaffen, ausserdem ein Budget für Prämierungen und Preise zur Verfügung zu stellen, wurde jene Mittel in der Praxis lediglich für die Organisation der Paraden der Sambaschulen verwendet – und man erklärte, aus Gründen fehlender Mittel, das Ende jener „Cordões“ und löste die Verbindung des paulistanischen Karnevals mit seinen kulturellen Wurzeln einfach auf. „Cordões“, die trotz dieser Unbilden überlebten, mussten sich der nunmehr herrschenden Logik beugen und sich in „Escolas de Samba“ verwandeln (wie die schon zitierten „Vai-Vai“ und „Camisa Verde e Branco“). Jener „Offizialisierung“ schloss sich die Organisation aller „Escolas de Samba“ in einer repräsentativen Einheit, der UESP, an – „União das Escolas de Samba de São Paulo“, welche gegenwärtig die Karnevals-Paraden der zweit- und drittrangigen Sambaschulen organisiert.
1968 fand dann die erste offizielle Parade der paulistanischen Sambaschulen statt – auf der breiten Avenida São João – Champion wurde die altehrwürdige „Escola de Samba Nenê de Vila Matilde“ mit ihrem Thema „Vendaval Marvilhoso“, das sich mit Castro Alves beschäftigte. Von da an – mit der Unterstützung der Präfektur von São Paulo, die sich definitiv entschloss, den Karneval zu dirigieren und privates Kapital mittels ihrer indirekten Administration, der Anhembi S/A, einzunehmen – hörte der Karneval in São Paulo nicht mehr auf zu wachsen. Im Jahr 1977 wurden die Paraden auf die Avenida Tiradentes verlegt, wo man Tribühnen errichtet hatte, welche 30.000 Zuschauern Platz boten – allerdings noch ohne grossartige Infrastruktur.
Im Jahr 1986 verblieb die Organisation der „Escolas de Samba“ zwar in dem bereits geschilderten Rahmen, nunmehr aber unter der Leitung der neu gegründeten „Liga Independente das Escolas de Samba de São Paulo“ – der LigaSP. Diese Institution ersetzte gewissermassen die UESP, jedoch ohne sie auszulöschen – vielmehr widmete sich die Liga SP nunmehr der Organisation der „Grupo Especial“ (exklusivste Paradegruppe) und der „Grupo de Acesso“ (der Aufsteigergruppe – das ist die zweitbeste Paradegruppe, aus der jedes Jahr ein oder zwei Schulen zur „Grupo Especial aufsteigen“) – die UESP dagegen organisierte von nun an die Gruppen der dritten und vierten Division.
1990 sanktionierte die Präfektin Luiz Erundina de Souza ein Gesetz (No. 10.831) welches in Übereinstimmung mit einer Klausel „den Karneval der Stadt São Paulo offiziell macht, das Gesetz Nr. 7.100/67 widerruft und weitere Regelungen trifft“. Dieses Gesetz überträgt der Präfektur, mittels des Artikels 3oC/c, Artikel 2o, II, die Verantwortung zur Organisation des Karnevals – durch die Anhembi S/A. Das Gesetz anerkennt und institutionalisiert die Repräsentation der „Escolas de Samba“ durch Mitgliedschaften – was seit dem Jahr 1986 bereits gang und gäbe war.
Das Gesetz Nr. 10.831/90 hatte ebenfalls den letzten Umzug der Karnevalsparaden zur Folge, welcher 1991 in die Tat umgesetzt wurde, und die Paraden von da an im „Pólo Cultural Grande Otelo“ stattfanden, ein riesiger Laufsteg von mehr als 500 Metern Länge, der auf der Avenida Olavo Fontoura konstruiert wurde – im Volksmund als „Sambódromo de Anhembi“ bekannt. Dieser Ort, im Besitz der Anhembi S/A, stand von da an nicht nur den Karnevalsparaden sondern auch diversen anderen Events unterschiedlicher Genres zur Verfügung.
Von 2006 an wurden im paulistanischen Karneval zwei Titel eingeführt. Der erste und bedeutendste betrifft die „Grupo Especial das Escolas de Samba“, der andere wird ausschliesslich von jenen Schulen umkämpft, die mit organisierten Fans von Fussballclubs liiert sind oder aus ihnen hervorgingen – so wie im Fall der „Mancha Verde“ (liiert mit PALMEIRAS) oder die „Gaviões da Fiel“ (liiert mit CORINTHIANS) – so entstand die „Grupo Especial das Escolas de Samba Desportivas“ (die sportlichen Sambaschulen).
Man beabsichtigte im Jahr 2006, lediglich jene Gruppe der „sportlichen Schulen“ paradieren zu lassen, als es nur noch ein oder zwei Gruppen gab, welche sich um die Prämie der „Grupo Especial“ bewarben – aber im Folgejahr 2007, obwohl nur noch die „Mancha Verde“ in der „Grupo Especial“ verblieben war, behielt man den Titel bei – Sieger wurde allerdings zum zweiten Mal hintereinander der Fan-Club Pameiras, der seinen ersten Titel 2006 errungen hatte. Ab 2008 löste man die „Grupo Especial de Samba Esportiva“ wieder auf – mit dem Ergebnis, dass die „Gaviões da Fiel“ und die „Mancha Verde“ erneut mit den anderen Schulen den Titel der „Grupo Especial“ umkämpften.
KARNEVAL AB 1950 BIS HEUTE
Anfang er 50er Jahre war der Karneval in São Paulo klein – die Schule mit dem meisten Prestige war die „Lavapés“, die viele Titel jener Epoche gewann, aber diese scheinbare Unbesiegbarkeit von vier Jahren hintereinander wurde im Jahr des 400-jährigen Geburtstages der Stadt São Paulo von der „Escola de Samba Brasil de Santos“ unterbrochen (einer Schule, die sich anfangs am Karneval von São Paulo beteiligte und heute in ihrer Heimatstadt Santos paradiert – 2007 wurde sie dort Champion). 1955 und 56 war der Champion die Sambaschule „Garotas de Itaim“ und im zweiten Jahr teilte sie sich den Titel mit einer Schule, die gerade auf der Bildfläche erschienen war, und die sich in Zukunft zur traditionellsten Schule der Stadt mauserte – die „Nenê de Vila Mathilde“.
1957 gewann eine andere Schule, welche ebenfalls Geschichte machen würde, die „Unidos do Peruche“. Zwischen 1958 und 1970 gehörte diese Ehre der „Nenê“, die insgesamt 8 Titel in 12 Jahren einheimste – allerdings mit einer Pause für mehr Titel der „Lavapés“ und einem weiteren für eine Tri-Championship der „Unidos do Peruche“. Zwischen 1971 und 1973 gehörten die Titel der „Mocidade“, die eine Neuheit in der Stadt darstellte. Der Abschnitt 1974 bis 1977 bedeutete für die „Camisa Verde“ eine Zeit der Glorie – sie wurde fünffacher Champion – und sie kreierten eine der grössten Erfolge des Karnevals überhaupt, den Themen-Samba von 1977 „Nairanã, a alvorada dos pássaros“. Der Karneval 1978 brachte der „Vai-Vai“ den ersten Titel ein. Nach einem Sprung ins Jahr 1980 erringt die „Mocidade“ ihren vierten Titel mit einem herrlichen Samba „Embaixada do Sonho e Bamba“. 1981 und 1982 gehörten der „Vai-Vai“, ihr Themen-Samba von 1982 „Orun Ayê, o eterno amanhecer“ ist unvergessen.
1983 und 1984 gewann die „Rosas“ ihre ersten Titel, ihre Eroberung von 1983 ist durch das Thema „Nostalgia“ besonders hervorgehoben worden. 1985 gewann die „Nenê“ mit „O dia em que o Cacique rodou a Baiana, ai ô!“ ihren zehnten Titel und infolge dessen eine Einladung, im gleichen Jahr auf der Marquês de Sapucaí in Rio de Janeiro zu paradieren – an der Seite der „Mocidade Independente de Padre Miguel“ und „Beija Flor de Nilópolis“, dem Champion und Vice-Champion von Rio 1985. Zwischen 1985 und 1988 wird die „Vai-Vai“ weitere dreimal Sieger der Paraden – besonders hervorzuheben ein Themen-Samba, der jene Epoche prägte: „O poeta falou, Zona Leste somos nós“, präsentiert von der „Nenê“ 1988, ein Samba-Song der bis zum heutigen Tag ein Motiv des Stolzes der Bewohner jenes Stadtteils ist. 1989 wird die „Camisa Verde“ Champion. Das Ereignis des Jahres war die „Leandro de Itaquera“, eine andere Schule der Westzone São Paulos, die zu ihrem Erstauftritt in der Gruppe I (heute „Especial“) die Aufmerksamkeit aller auf sich zog mit dem Thema „Babalotim, a história dos Afoxés“. „Camisa Verde“ und die „Rosas“ teilten sich den Titel von 1990 und 1991.
Ein weiterer Meilenstein des Karnevals von São Paulo wurde 1992 mit dem Titel der „Rosas de Ouro“ geboren – ein Samba, der bis zum heutigen Tag in den Herzen aller Paulistaner weiterlebt, eine Perle des brasilianischen Karnevals: „Non Dvcor Dvco, qual é a minha cara?“ – der Song machte Geschichte, nicht nur in São Paulo, ein unsterblicher Samba mit der Stimme von Royce do Cavaco. 1993 teilten sich „Camisa Verde“ und „Vai-Vai“ den Titel mit „Talismã“ und „Nem tudo que reluz é ouro“. 1994 wurde die „Rosas“ zum sechsten Mal Champion des Karnevals von São Paulo, mit dem Thema „Sapoti“ – eine Würdigung der Sängerin Angela Maria. 1995 gewinnt „Gaviões da Fiel“ ihren ersten Titel mit dem Themen-Samba „Coisa boa é pra sempre“, der sich mit der Kindheit beschäftigte. 1996 gewinnt die „Vai-Vai“ wieder einen Titel mit „A rainha, a noite transforma“ – er bezog sich auf die Königin der Nacht, Lilian Gonçalves. 1997 gehörte einem Parade-Neuling, der erst seit 1995 der „Grupo Especial“ angehörte: die „X-9 Paulistana“ – sie gewann mit „Amazônia, a Dama do Universo“ ihren ersten Titel. Der Karneval 1998 sah erneut die „Vai-Vai“ mit „Banzei Vai-Vai“ als absolute Siegerin – der Titel beschäftigte sich mit Japan. Der Karneval von 1999 war der bis dato grösste. Zwei Schulen glänzten bei diesen Paraden besonders: die „Vai-Vai“ (Champion) und, als Überraschung, die „Gaviões da Fiel“, die sich den zweiten Platz mit der „Saracura“ und der „Nenê“ teilte.
Der Karneval des Jahres 2000 erlebte einen innovativen Vorschlag: Die Geschichte Brasiliens wurde in 14 Teile zerlegt, von denen jede Sambaschule sich einen Teil zur Bearbeitung herauszugreifen hatte. Die Parade hatte dann wieder zwei Champions: Die „Vai-Vai“ und die „X-9 Paulistana“. Die „Vai-Vai“ mit „Vai-Vai Brasil relativa ao período de 1985-2000“ und die „X-9“ mit „Quem é você? Café“ bezugnehmend auf die Zeit des brasilianischen Kaffee-Booms. Der Karneval 2001 war dann noch grösser – der bisher grösste aller Zeiten! Mit zwei Champions: „Vai-Vai“ (zum fünften Mal) und „Nenê“ – letztere durchbrach eine Pause von 15 Jahren.
Die „Saracura“ thematisierte „das Licht“ und die „Nenê“ besang die Teilnahme der schwarzen Bevölkerung an der Geschichte. 2002 wird „Gaviões da Fiel“ Sieger mit einem halben Punkt Vorsprung! Die „Camisa Verde e Branco“ bekommt den Zweiten Platz mit nur einem halben Punkt Rückstand! „Gaviões da Fiel“ wird 2003 Zweifach-Sieger. Nach der Punktevergabe ändert die Liga der Samba-Schulen in São Paulo ihr Reglement: Nur zwei Schulen steigen zur “Aufstiegsgruppe“ ab. „Mocidade Alegre“ macht 2004 Schluss mit den Siegen der Gaviões. Der Bruch eines allegorischen Wagens in den letzten Minuten des Aufmarsches kompromittiert die „Gaviões da Fiel“ – sie überziehen dadurch die ihnen zugestandene Zeit. 2005 „Império da Casa Verde“ gewinnt und die „Vai-Vai“ boykottiert.
Wie angekündigt, nimmt die „Vai-Vai“ nicht am Aufmarsch der Sieger teil. „Império da Casa Verde“, gewinnt 2006 mit dem Thema “Do boi mítico ao boi real – De Garcia D‘ Àvila na Bahia ao Nelore – A saga da pecuária no Brasil“ (Vom mythologischen Stier zum realen Ochsen – Von Garcia D’Avila in Bahia zum Nelore-Rind – Die Sage der Viehzucht in Brasilien). „Mocidade“ gewinnt und Gaviões kehrt zur “Grupo Especial“ zurück.
Die „Mocidade Alegre“ errang ihren sechsten Titel im paulistanischen Karneval 2007. „Vai-Vai“ geht als Sieger aus den 2008-Samba-Paraden der Grupo Especial in São Paulo hervor. 2009 hat die Sambaschule „Mocidade Alegre“ mit hauchdünnen Vorsprung die Sambaparaden von São Paulo gewonnen und ist nun siebenfachen Titelträger.
SAMBA SCHULEN
Die Grossstadt São Paulo besitzt zirka 200 Karnevalsvereinigungen – zwischen Samba-Schulen und Blocks (aktive und erloschene). Die traditions- und siegreichsten sind 5 Schulen an der Spitze der Liste: „Nenê de Vila Matilde“, „Vai-Vai“, „Camisa Verde e Branco“, „Mocidade Alegre“ und „Rosas de Ouro“. Diese Schulen haben eine grundverschiedene Gründungsgeschichte. Die „Camisa Verde e Branco“ war einst ein „Cordão“ (so wie die „Vai-Vai“) in den 30er Jahren und erschien wieder 1953 unter dem Namen „Cordão Carnavalesco Camisa Verde e Branco“. Der Name dieser traditionellen Schule aus dem Stadtteil Barra Funda stammt von der Kleidung ihrer Mitglieder, die stets in weissen Hemden und grünen Hosen zu marschieren pflegten. Sie gewannen 9 Titel im Karneval von São Paulo.
Die „Vai-Vai“, wie schon gesagt, wurde einst ebenfalls als „Cordão“ gegründet – im Jahr 1930 – gegenwärtig ist sie der älteste Verein der Stadt – es gibt Leute, die behaupten, dass das Gründungsdatum dieser Schule aus dem Stadtteil Bela Vista, besser bekannt unter dem Namen „Bixiga“, erst etwas später liegt, aber die Mitglieder setzen ihre Gründung auf den 01. Januar 1930 fest. Diese Schule hat beim paulistanischen Karneval die meisten Titel verbucht – 13 Stück insgesamt! Die „Nenê de Vila Matilde“ wurde bereits als Samba-Schule gegründet – die zweitälteste der Stadt (nach der 1930 gegründeten „Lavapés“) – am 01. Januar 1949. Sie steht als Gesamtsiegerin an zweiter Stelle, mit 11 Titeln – und ist eine traditionelle Verteidigerin ihrer Stammregion, der Westzone der Stadt.
Die „Mocidade Alegre“ und die „Rosas de Ouro“ wurden 1967 und 1975 gegründet, sind zwei grosse Schulen der Nordzone – die erste aus dem Stadttel „Limão“ und die zweite wurde in „Vila Brasilândia“ aus der Taufe gehoben und funktioniert heute im Nachbarviertel „Freguesia do Ó“. Die „Mocidade“ eroberte bis 2009 sieben Titel und die „Rosas de Ouro“ deren sechs.
SPORTLICHE SAMBA SCHULEN
Der Karneval São Paulos wurde zum Mittelpunkt heisser Auseinandersetzungen als die „Gaviões da Fiel“ und die „Torcida Jovem do Santos“ sich zu der offiziellen Parade der Karnevals-Blocks gesellten. Und die Diskussion wuchs, als die „Gaviões“ sich vom Block in eine „Escola de Samba“ wandelten, ein Weg, der später auch von anderen Fussballclubs wahrgenommen wurde – inklusive von der „Jovem-Santos“, die sich im Jahr 2003 in eine Sambaschule verwandelte. 1995 hatten sich bereits die Mitglieder des „Palmeiras Futebol Clube“ in die Sambaschule „Mancha Verde“ verwandelt – nachdem sie als Block von der Justiz ausgemerzt worden war. Jahre später wurden die Mitglieder der „Torcida Independente“ von der UESP aus dem Karneval verbannt, nach einem Streit zwischen rivalisierenden Fans, bei dem es Tote gegeben hatte.
2004 wurde die „Mancha Verde“ Sieger der Aufsteigergruppe São Paulos, und damit eingereiht in die Parade-Elite des Karnevals – aber in jenem Jahr stieg überraschenderweise auch der aktuelle Champion „Gaviões da Fiel“ aus der Elite wieder ab. Der Begriff „Escola de Samba Desportiva“ tauchte 2006 estmalig auf, als man, mit der Rückkehr der „Gaviões“ in die Elitegruppe, jene Parallelparade der „Grupo Especial das Escolas de Samba Desportivas“ einrichtete. Diese „Sportlichen“ sollten nun ihrerseits einen separaten Wettbewerb austragen, mit einer Extra-Poarade.
Auf Grund von Vergleichen und juristischen Entscheidungen beteiligten sich dann doch beide Schulen am Wettbewerb der Paraden in der Elite-Gruppe – 2006 und 2007 (in diesem zweiten Jahr paradierte allerdings nur die „Mancha verde“ unter den grossen, die „Gaviões“ war erneut abgestiegen). Und die LigaSP weigerte sich, die errungene Position der „Mancha“ unter den 14 teilnehmenden Schulen anzuerkennen – stattdessen verlgte sie diese in eine Seitenkategorie, in der sie der einzige Teilnehmer war und zum Bi-Champion erklärt wurde. Im Jahr 2008 wurde die Gruppe der „Esportivas“ offiziell wieder aufgelöst.
Diese Haltung und letzliche Entscheidung entsprangen einem Versuch der Liga SP, jene beiden mit einem Fussballclub verbundenen Schulen von den Karnevalsparaden auszuschliessen, aus Angst, das die Prügeleien zwischen organisierten Fans, die in den Fussballstadien üblich sind, sich auf den Sambadrom ausbreiten könnten und damit die Veranstaltung gefährden.
SERVICE
Eintrittskarten
Tribünenplatz: R$ 80 bis R$ 165 (30 – 62,50 Euro)
Stuhl an der Piste: R$ 240 bis R$ 500 (91 – 190 Euro)
Tisch an der Piste (vier Personen): R$ 1.100 bis R$ 2.400 (417 – 910 Euro)
Loge, einfach (zehn Personen): R$ 1.000 bis R$ 10.000 (379 – 3.790 Euro)
Loge, spezial (25 Personen): R$ 2.500 bis R$ 25.000 (947 – 9.470 Euro)
(Preise 2013)
Wo kaufen?
Auf der Seite, per Telefon 3369-1050 (Logen 3369-1053) oder beim Sambódromo (einziger Ort für halbe Eintrittskarte) und Gymnasium Ibirapuera.