THEMENÜBERSICHT Klazz Meets The Voice – Neunte CD von Edson Cordeiro Nada Prem Marisa Monte – “Universo ao meu redor“ und “Infinito particular“ |
KLAZZ MEETS THE VOICE – NEUNTE CD VON EDSON CORDEIRO
Von: Tãnia Gabrielli-Pohlmann ©
Noch einmal fasziniert Edson Cordeiro das europäische Publikum mit seinem Potential. Deutschland nennt ihn “The Voice” und bezeichnet ihn als das “achte Weltwunder”. Nicht umsonst… Der Counter Tenor erreicht vier Oktaven und dazu noch hat in sich das Talent des Schauspielens.
In seiner Tournée durch Europa, stellt Edson Cordeiro “Klazz meets the voice” vor – Konzert für die Vorstellung der CD gleichen Namens, in Partnerschaft mit dem Trio Klazz Brothers. Die Musiker eröffnen das Konzert mit Jazz in harmonischem Miterleben mit Bach, Schumann und der Vorahnung davon, was das Publikum noch erwarten kann, wenn Edson Cordeiro auf die Bühne kommt. Diesmal, jedoch, kam Edson ganz unerwartet auf die Bühne, als das Trio “Air del Oeste” mit “Spiel mir das Lied vom Tod” spielte, und das Publikum bekam schon Gans Haut mit seiner Stimmehöhe.
Präsent noch waren Prince mit dem Lied “Kiss” in Partnerschaft von Tom Jobim durch “Corcovado”, welches Edson auf einem Goldtablett anbietet und mit seinem schauspielerischen Talent, wie in so vielen anderen Momenten, wie bei der Vorstellung von “Babalu”, “Sister” und “Creole love call”, voll Begeisterung und Faszination eines Publikum, welches sich selten beugt.
Edson führte das Publikum zum Lachen bei seiner verführerischen Einleitung zu “Carmen”von Bizet, als er in Spanisch mit dem Trio spontan eine Szene schuf. Für die Zuschauer, welche der spanische Sprache nicht mächtig, war es nicht schwer zu verstehen, was Edson sagte, da seine Darstellung vom “El Torero” für sich sprach. Edson Cordeiro wird einfach zu Carmen, ohne Kostüm, Make Up oder Szenerie zu brauchen. In diesem Punkt, was mich noch aufmerksam machte, war die Feststellung, dass Edson Cordeiro etwas hat, was ich bisher nur bei drei weiteren Künstlern gesehen habe, also bei Bibi Ferreira, Oswaldo Montenegro und Cássia Eller: egal auf welcher Distanz kann man den Glanz seines Blickes sehen. Ein Gigant, der nicht nur die Bühne besitzt.
Die brasilianische Volkskultur könnte nicht würdevöller dargestellt werden: in “Boi Bumbá”, von Waldemar Henrique, bietet Edson Cordeiro ein Spetakel von Rhythmus und Stimmbeherrschung, nachdem er die Bedeutung dieses brasilianischen Kulturausdruck erklärt hat.
Niemand im Publikum wollte vom Ende hören und die Lutherkirche, also die Kirche in welcher sich Edson Cordeiro jedes Jahr vorstellt, kam fast herunter, da das Publikum hier um Zugabe beim Hand- und Fussklatschen bittet und zwar mit seiner besten Kraft.
Wieder auf der Bühne geht’s weiter mit dem brasilianischen Gewürzen, auch wenn es mit dem musikalischen Akzent des Trios, mit “Girl of the night”, eine harmonische Mischung von Tom Jobim und Mozart, mit Samba im Fuss, und mit dem “Mädchen aus Ipanema”, welches mit der “Königin der Nacht” spielt. In dieser Version ersetzt die “Garota de Ipanema” die Rollung Stones der ersten Version mit der geliebten Cássia Eller, aus der ersten CD von Edson Cordeiro.
Und erneut demonstriert das Publikum, und es erreicht eine weitere Zugabe, mit dem Volkslied “Guten Abend, Gute Nacht” und “My way”.
Seltenheit in dieser Region Deutschlands? Stehender Applaus des Publikum?. Und Edson Cordeiro bekam es mehrmals. Die Fans fragen schon, wann er wieder käme, aber die Tournée geht noch ca. sechs Monaten weiter. Bis dann, hat man das Glück, die CD hören zu können. Vielleicht wird diese CD in Brasilien auch ausgeliefert, aber erst nach der europäischen Tournée.
CD “Klazz meets the voice” – Sony BMG
Stimme: Edson Cordeiro
Vocal: Edson Cordeiro
Klavier: Tobias Forster
Piano: Tobias Forster
Bass: Kilian Forster
Baixo: Kilian Forster
Drums: Tim Hahn
Bateria: Tim Hahn
Lesen Sie das exklusive Interview, welches Edson Cordeiro Tânia Gabrielli-Pohlmann in der extra Ausgabe der Radiosendung “Brasil com S” gegeben hat.
NADA PREM
Brasilianische Musiker bauen eine Brücke zwischen Orient und Okzident
Von: Tãnia Gabrielli-Pohlmann ©
Deutsche Version: Tãnia Gabrielli-Pohlmann + Clemens Maria Pohlmann ©
Schon seit den längst vergangenen Zeiten, verherrlicht der Mensch das Leben, seine Götter, Heiligen und Orixás durch die Musik. In Indien und im Tibet ist das Intonieren der sogenannten Mantras eine Tradition, die bei diesen Feiern verwendet wird. Die Mantras werden nicht immer undingt von Musikinstrumenten begleitet. Und nicht immer bestehen sie aus fröhlichen Rhythmen, die dem Zuhörer ermöglicht, sich rhythmisch zu bewegen.
Sieben brasilianische Musiker jedoch entschieden sich dafür, musikalische Elemente mit der schon erwähnten Tradition zu mischen, in einem rasanten und aussergewöhnlichen Projekt, wie auf der CD “Nada Prem” festzustellen ist. “Nada Prem” ist auch der Name der Band.
Die Musiker haben dafür gesorgt, Arrangements zu komponieren, welche die brasilianische Musikalität enthielten, wie die Serestas und den aus Nordosten typischen Rhythmen. Obwohl die Interpreten in Sanskrit singen, bieten sie in den Mantras eine deutliche brasilianische Betonung. Das Resultat ist: entweder der Eindruck, am Meditieren zu sein, aber doch in einer sehr entspannten und fröhlichen Stimmung. Oder dass man einfach brasilianische Musik mit orientalischen Akzenten hört. Die sprachliche Barriere wird von der Intensität der Interpretation überwunden.
Auch die verwendeten Musikinstrument kann man als aussergewöhnlich für solcher Art Musik bezeichnen: Steel Guitars, Keyboard, Bass, Harmonium, Triangel u.a. in der typischen brasilianischen Perkussion verwendet. Ausser den Mitgliedern der Band – Marcus Rocha, Gabbriel de Carvalho, Michel Kateny, Mara Regina Caccia, Edynaldho da Silva, Lúcia Premal und Aristhydes Júnior – nahmen besondere Gäste an der Produktion der CD teil: Cássio da Silveira (Perkussion), Sílvio Luís Pierotti (Flöte) e Ricardo Lessa (Geige).
“Nada Prem”, oder “Der ursprüngliche Klang der göttlichen Liebe” hat sich schon in zahlreichen Regionen Brasiliens präsentiert.
MARISA MONTE – “Universo ao meu redor“ und “Infinito particular“
Von: Tãnia Gabrielli-Pohlmann ©
Deutsche Version: Tãnia Gabrielli-Pohlmann + Clemens Maria Pohlmann ©
Die Tochter eines Leiters der Sambaschule Portela ist heute eine Referenz für die Musik einer Generation, die es nicht leicht hat, nachdem so viele grosse Momente der brasilianischen Musik weltweit bekannt wurden, wie der Bossa Nova. Mit dem Samba als Symbol eines Landes, in welchem die Instrumental-Musik kaum die Chance hat, im Radio gehört zu werden, obwohl es ein Publikum gibt, welches sich begeistern lässt, wenn es den Zugang dazu hat, mit dem Jazz als Zeichen einer Elite, von der man nicht genau weiss, ob es wirklich eine Elite ist, oder ob einfach ein Teil der Gesellschaft, welcher einfach Qualitätsmusik gerne hört, mit romantischen Rhythmen und Akkorden, bietet Marisa Monte nicht nur dem brasilianischen Publikum eine Möglichkeit an, die Vielfältigkeit der Stile mit Raffinement und Poesie zu erleben… Sie beweist, dass die musikalischen Ressourcen in Brasilien noch nicht alle erschlossen sind.
1989 steigt Marisa Monte auf in die Galerie der Grossen. Als Beispiel, São Paulo: als sie damals ein Konzert gegeben hat, ohne dass das allgemeine Publikum wusste, wer sie war, und am nächsten Tag wussten alle, wozu sie kam. Sie kann singen, was sie wirklich will. Sie hat die Fähigkeit, sogar ein nicht qualitatives Stück souverän zu transformieren. Sie öffnet alte Schubladen und findet Schätze der brasilianischen Musik aus allen Zeiten. Und sie gibt diesen Stücken neues Leben, neue Werte und gleichzeitig zeigt sie den neuen Generationen Brasiliens, was die brasilianische Musik hat und kann. Und was geschätzt bleiben soll.
Zwei neue Momente ihrer 17 jährigen Karriere sind die frisch ausgelieferten CDs “Universo ao meu redor“ und “Infinito particular“ (EMI), welche ich gerade bekommen habe.
Auf “Universo ao meu redor“, von Mário Caldato und Marisa Monte produziert, verewigt sie die Sambas der alten Generation der Sambaschule Portela und des traditionellen Sambas als Ganzem, nach dem sie sich für eine Recherche dieses musikalischen Universums entschieden hatte. Vieles von diesen Traditionen würde verloren, da es dabei auch die mündliche Tradition gab. Marisa Monte suchte die Komponisten, Textschreiber und andere Verantwortlichen für die sogar älter als 50-jährigen Sambas. Namen wie Paulinho da Viola, Monarco, D. Yvonne Lara, Sambas von Jayme Silva, Argemiro, Casemiro, Moraes und Galvão. Sie redete mit ihnen, sie analysierte deren Werke und hat von diesem Universum ihren Stoff in Partnerschaft mit Adriana Calcanhotto, Arnaldo Antunes, Carlinhos Brown, Cezar Mendes für diese zeitgenössische Produktion, in welcher die Themen genau von Marisa selber erklärt wird: “Diese CD ist mehr als in dem Samba fokussiert; ich würde sagen, sie ist in der Atmosphäre des Sambas fokussiert, mit seiner häufigsten Themen – der Liebe, der Natur, der Musik selbst, der human condition, dem Gesang der Vögel, dem Hof, das Mitleben durch die Kunst…“
“Universo ao meu redor“ bringt sowohl neueste Kompositionen dieser Partnerschaften, als auch Stücke wie “Meu canário“, von Jayme Silva aus dem Jahr 1950, “Três Letrinhas“, von Moraes Moreira und Galvão aus dem Jahr 1969, “Perdoa, meu amor“, von Casemiro Vieira aus dem Jahr 1944 und “Pétalas esquecidas“ von D. Yvonne Lara und Teresa Batista aus dem Jahr 1945. Ab dem ersten Track fühlt man sich in dem Rio de Janeiro jener Zeit, in welcher der Samba seine Traditionen baute. Sogar bei den neuen Kompositionen hat Marisa Monte die CD von diesem Gefühl geprägt. Noch dazu, Musiker bester Qualität wie Dadi, Jaques Morelenbaum, Marçal, Marcelo Costa, Cézar Mendes, Pupilo, Wladimir Gasper, Pedro Baby, Eliezer Rodrigues, Carlos Malta, Fernandinho Beat Box u.a. Und Paulinho da Viola! Also, diese CD darf nicht fehlen!
Marisa Monte gehört zu den Künstlern, die in ihrer Vielseitigkeit machen können, was sie wollen. Ob sie einen Samba der 20er oder 30er Jahren wieder interpretiert – was eigentlich schon zu Tradition in ihrer CDs wurde -, oder ob sie ein Jazz mit avant-gardistischen Arrangements singt, das wird garantiert jeden faszinieren. Ihre Stimme kennt kaum Grenzen. Ob tief im Blues oder bei poetischen und fragilen Vibratos, Marisa Monte umarmt die Seele des sensibelsten Zuhörers, sei er Brasilianer oder nicht, sei er ein Musik-Experte oder nicht. Sie ist unendlich und das Infinit zeigt sich auf der CD “Infinito particular“, mit Kompositionen von ihr und von weiteren Partnern, die einfach die musikalische Unendlichkeit der Fantasie und der Poesie darstellen: nochmals Arnaldo Antunes, Carlinhos Brown, Pedro Baby, Seu Jorge, Adriana Calcanhotto, Leonardo Reis, Jennifer Gomes, Nando Reis, Marcelo Yuka, Rodrigo Campello. Die Musiker? Sie kann Marisa wie niemand anders gut erahnen: Philip Glass, Juliano Barbosa, Pedro Baby, Dadi, Peu Meurray, Nicolas Krassik, Jesse Sadoc, Liminha, Pupilo, Eumir Deodato, Pedro Bernardes, Rick Ferreira, Marcelo Costa, Edu Morelenbaum, Tamie Kitahara, Kitty Ferreira und die besonders Eingeladenen Jaques Morelenbaum und João Donato u.a.
Und wenn man glaubt, dass sich ihr Talent auf das Singen begrenzt, dann ist man sehr naiv. Sowohl als Musikerin als auch als Textschreiberin hat Marisa Monte schon bewiesen, sie hat die Musik in ihrer Seele “tätowiert“.
Universario ao Meu Redor – Marisa Monte – EMI phonomotor records
Infinito Particular – Marisa Monte – EMI phonomotor records