Emilio Santiago

Zuletzt bearbeitet: 2. Dezember 2020

Emilio SantiagoEmílio Vitalino Santiago, (geboren in Rio de Janeiro am 6. Dezember 1946 – verstorben am 20. März 2013), war ein brasilianischer Sänger. Phonoaudiologen kamen mittels technischer Analysen zu dem Ergebnis, in Emílio Santiagos Stimme “die perfekteste Stimme Brasiliens“ entdeckt zu haben.

Emilio besuchte die Nationale Fakultät der Rechte in den 1970er Jahren, um Rechtsanwalt zu werden. Im Verlauf seines Studiums nahm er sich vor, Diplomat zu werden, denn es störte ihn, dass es in den Reihen der Vertreter des Itamaraty (gemeint ist die brasilianische Regierung) keine schwarzen Diplomaten gab. Neben seinem Studium sang Emilio in Bars der Universität, nur so zur Unterhaltung seiner befreundeten Kommilitonen.

Anfangs spürte er kein Verlangen danach, ein professioneller Sänger zu werden, darüber dachte er auch nicht nach. Und als das Musikfestival der Universität vor der Tür stand, und die Einschreibungen eröffnet waren, setzten seine Freunde seinen Namen auf das Formular, ohne dass er davon wusste. Emílio wollte sie jedoch nicht enttäuschen, sang und gewann den Wettbewerb – seine Stimme beeindruckte die Juroren, unter ihnen auch die populäre Sängerin Beth Carvalho. Von da an präsentierte er sich öfter bei Festivals der Studenten und gewann sämtliche Wettbewerbe.

Jetzt war es die Musik, die in Emilios Leben zunehmend die grössere Rolle zu spielen begann – aber auf Drängen seiner Eltern beendete er sein Studium der Rechtswissenschaft. Im gleichen Jahrzehnt beteiligte er sich am beliebten Programm von Flávio Cavalcanti, im inzwischen erloschenen TV Kanal Tupi – einem Programm mit hohen Einschaltquoten – aus dem er ebenfalls als Sieger hervorging. Er trat als Crooner ins Orchester von Ed Lincoln ein, ausserdem präsentierte er sich nun häufiger in den Nachtclubs von Rio de Janeiro.

1973 kam seine erste Compact-Disk auf den Markt, mit den Songs “Transa de Amor“ und “Saravá Nega“, die ihm den Weg zu häufigeren Präsentationen in Radio- und Fernsehprogrammen ebnete.

Emilios erste Langspielplatte (LP) wurde vom Verlag CID im Jahr 1975 auf den Markt gebracht, mit vergessenen Songs bedeutender Komponisten, wie Ivan Lins, João Donato, Jorge Benjor, Nelson Cavaquinho, Guilherme de Brito, Marcos Valle, Paulo Sérgio Valle, und anderen. Im Jahr darauf wechselte er zur Philips-Polygram und blieb bei diesem Verlag bis 1984. Während dieser Periode kamen zehn Alben von ihm auf den Markt, alle mit nur geringem Erfolg.

Nachdem er 1982 den Wettbewerb des Globo-Kanals “MPB SHELL“ gewonnen hatte – mit dem Song “Pelo Amor de Deus“ – wurde er drei Jahre später als bester Interpret beim “Festival dos Festivais“, ebenfalls vom Globo-Kanal, mit dem Song “Elis Elis“ als bester Interpret ausgewählt.

Jedoch sein absoluter Durchbruch kam erst 1988, nachdem die LP “Aquarela do Brasil“, vom Verlag Som Livre, erschienen war – ein Spezialprojekt, das exklusiv einem Repertoire der brasilianischen Musik gewidmet war. Anfänglich wollte man nur eine LP mit dieser Musik zusammenstellen, aber wegen dem Riesenerfolg, waren es dann schliesslich sieben LPs der Serie “Aquarela Brasileira“. Das Projekt verkaufte mehr als vier Millionen Kopien!

Der Hit “Saigon“ kam mit der LP “Aquarela Brasileira 2“, im Jahr 1989 heraus. Während jener Epoche arbeitete Emilio auch an anderen Projekten, wie einer LP zu Ehren des Sängers Dick Farney (“Perdido de Amor“ 1995) und er nahm Klassiker des spanischen Boleros neu auf (“Dias de Luna“ 1996).

Zur Sony Music wechselte er im Jahr 2000. Die Platte, welche sein Debüt beim neuen Verlag prägte, ist “Bossa Nova“, die viele Klassiker dieses Genres präsentiert und ausserdem eine DVD einbrachte. Emilio fuhr in seiner Arbeit fort mit der Präsentation von “Um sorriso nos làbios“ (2001) – ein Album zu Ehren von Gonzaguinha – und einem anderen (2003), mit dem Titel “Emílio Santiago Encontra João Donato” zu Ehren jenes beliebten Komponisten aus dem Bundesstaat Acre.

Eines seiner letzten Werke war das Album “O Melhor das Aquarelas, ao vivo“ (Das Beste aus den Aquarelas, live), in dem er das gesamte Repertoire der brasilianischen Musik, die er in den Alben “Aquarela do Brasil“ (1-7) präsentiert, noch einmal revidierte und zusammenfasste. Dies war Emilio Santiagos erste Live-CD und die zweite DVD seiner Karriere, aufgenommen im Canecão, jener traditionellen Show-Bühne von Rio de Janeiro.

2012 kommt die CD “Só Danço Samba“ auf den Markt – die erste CD, die Emilio selbständig produzierte, unter seinem eigenen Siegel “Santiago Music“. Die CD gewann den Grammy Latino, als bestes Album des Genres Samba-Pagode. Später produzierte er die DVD “Só Danço Samba“ – live aufgenommen in São Paulo.

Aquarelas

Die 1990er waren definitiv die “Goldenen Jahre“ für Emilio Santiago. Gegen Ende der 1980er Jahre, genauer 1988, wurde Emilio von dem Produzenten Roberto Menescal eingeladen, ein Album aufzunehmen, welches sie “Aquarela Brasileira“ nannten, und in dem sie ein grosses Repertoire der Brasilianischen Volksmusik (MPB) zusammenstellten. Emilio lieh diesem Projekt seine starke, und gleichzeitig weiche Stimme, um das zu interpretieren, was die brasilianische Musik an Spitzenkompositionen hervorgebracht hatte. Der Erfolg kam sofort.

400.000 Kopien mit einem einzigen Album! Zwischen einem Samba, einem Bolero und einem romantischen Song spazierte Emilios Stimme durch das Repertoire der Platte, die eigentlich nur eine einzige sein sollte – aber sie entwickelte sich zu einer Serie von sieben Volumen, und erhielt Prämien und positive Kritiken sowohl in Brasilien als auch im Ausland. Die sieben “Aquarelas“ verkauften zusammen mehr als fünf Millionen Kopien!

Emilio Santiago selbst unterteilte seine Karriere in “vor und nach den Aquarelas“. Tatsächlich war er vor diesem Projekt ein Sänger von mittlerem Prestige, war nicht besonders populär, trotz seiner Prämien bei den Musik-Festivals des TV Senders Globo. Aber mit der Erscheinung der “Aquarelas“ und den millionenfach verkauften Kopien, wurde er zu einem Sänger des Volkes.

Mit den “Aquarelas“ wurden zwei Elemente dieses ungewöhnlichen Interpreten ganz deutlich: die Potenz seiner Stimme und die Kapazität in der Auswahl seines anspruchsvollen Repertoires von erlesenem Geschmack. Anerkannt von der Kritik und vom Volk als einer der grössten Musikinterpreten überhaupt, schrieb der Kolumnist der New York Times, Stephen Holden einst: “Mr. Santiago ist die brasilianische Antwort auf den nordamerikanischen Sänger Nat King Cole“.

Am 7. März 2013 wurde Emilio ins Hospital Samaritano, im Stadtteil Botafogo (Rio) eingeliefert, wo er in der Intensivstation (UTI) verblieb, nachdem er eine Gehirnblutung erlitten hatte. Nach Auskunft der Direktion des Hospitals starb Emilio Santiago durch fehlende Durchblutung des Gehirns, am 20. März 2013, um 6h30 morgens, im Alter von 66 Jahren.

Diskografie von Emílio Santiago
  • Só Danço Samba (2012)
  • De um Jeito Diferente (2007)
  • O Melhor das Aquarelas – ao vivo (2005)
  • Emílio Santiago Encontra João Donato (2003)
  • Um Sorriso nos Lábios (2001)
  • Bossa Nova (2000)
  • Preciso Dizer que te Amor (1998)
  • Emílio Santiago (1998)
  • Emílio Santiago (1997)
  • Dias de Luna (1996)
  • Perdido de Amor (1995)
  • Aquarela Brasileira 7 (1995)
  • Aquarela Brasileira 6 (1993)
  • Aquarela Brasileira 5 (1992)
  • Aquarela Brasileira 4 (1991)
  • Aquarela Brasileira 3 (1990)
  • Aquarela Brasileira 2 (1989)
  • Aquarela Brasileira (1988)
  • Tá na Hora (1984)
  • Mais que um Momento (1983)
  • Ensaios de Amor (1982)
  • Amor de Lua (1981)
  • Guerreiro Coração (1980)
  • O Canto Crescente de Emílio Santiago (1979)
  • Emílio (1978)
  • Feito pra Ouvir (1977)
  • Comigo É Assim (1977)
  • Brasileiríssimas (1976)
  • Emílio Santiago (1975)

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