Iódice |
Die Geschichte dieses Unternehmens wurde von zwei ganz unterschiedlichen Phasen geschrieben – wie der Gründer Valdemar Iódice, ein Paulistaner, betont, der eine Ausbildung als Buchhalter hinter sich hat.
Die Marke erschien 1987, mit einer industriellen Produktion von Strickwaren – aber erst ein Jahrzehnt später fand sie zu ihrer wahren Identität, indem sie Fashion–Accessoires aus Leder und Trikotstoffen herstellte. Die erste Modenschau, die 1995 im Filmstudio “Adrenalina“ in São Paulo stattfand, wurde ein grosser Erfolg und begründete die Aufnahme des Labels in die viel diskutierten Kreise der Mode. Von da an folgte eine Serie von 17 ununterbrochenen Präsentationen auf dem Laufsteg. 1996 gab die Marke ihr vielbeachtetes Debüt bei der Morumbi–Fashion, der Vorläuferin der São Paulo Fashion Week, auf der sie in den folgenden Jahren ihre Kollektionen vorstellte. 1997, mit der Show “Universa da Dança“, wurden die Veränderungen in Valdemar Iódices Unternehmen deutlich – seine Berufung zum Trendsetter offensichtlich.
Er entwarf eine Streetwear für junge Leute, blieb aber seinem Konzept der Simplizität der Formen und Farben treu. Bei den maskulinen Kollektionen gab die basische Kombination von Jeans und T–Shirts den Ton an. Bei der femininen, waren es die leichten Kleider in feinen, drapierten Stoffen.
Zwei Höhepunkte der Personifizierung der Iódice waren die Eröffnung eines Ladens von 500 Quadratmetern im glamourösesten Viertel der Rua Oscar Freire, in São Paulo, und etwas später die Wiedereröffnung des Ladens im Shopping Center Iguatemi, ebenfalls in der Hauptstadt São Paulos. In diesen Geschäften findet man die Kreationen der Linie “Rouge“, gezeichnet vom Meister Valdemar Iódice selbst.
Neben diesen zwei Geschäften und ein paar anderen in den ersten Shopping Zentren von São Paulo, kann man die Iódice–Kollektionen in mehr als 500 Markenartikel–Geschäften Brasiliens entdecken. Es gibt weitere zwei Showrooms von Iódice in den USA – einen in Los Angeles und einen anderen im Stadtteil Soho von New York.
Das Unternehmen exportiert auch nach Europa. Eine Serie von bedruckten T–Shirts, auf denen portugiesische Worte wie “Caipirinha“ und “Saudade“ aufgedruckt sind, wurde extra für den italienischen Markt konzipiert. Anfang 2004 entwickelte Iódice ein besonderes T–Shirt für die Kampagne “Der Brustkrebs im Mittelpunkt der Mode“ – eine Initiative zusammen mit der São Paulo Fashion Week. Dieses Shirt trugen die Entertainerin Xuxa und viele andere Stars und Sternchen.
Isabela Capeto |
Mit der Entwicklung einer handgearbeiteten femininen und gleichzeitig städtischen Mode, hat sich die “Carioca“ Isabela Capeto einen Platz unter der Jugend zwischen Rio und São Paulo erobert, die sie selbst als freiheitlich und alternativ versteht. 1990 studierte die Stilistin Mode in Florenz / Italien und, zurück in Brasilien, arbeitete sie während eines Jahrzehnts für die Marken Bonita, Maria Bonita extra und Leny.
2003 Jahren probierte sie den Alleingang und brachte die Marke Ateliê Ibô heraus. In ihrer Kindheit wurde Isabela von ihren Gespielinnen “Isabô“ genannt, und das sollte der Name für ihr Atelier werden.
Das Debüt ihres Labels gab sie auf dem Laufsteg der Winterkollektionen der Fashion Rio 2004. Die subtil choreographierte Show zu Harfenklang und einem Hintergrund typisch brasilianischer Fassaden, gefiel auf Anhieb – sowohl dem Publikum wie der Kritik. Isabela stieg auf wie ein neuer Stern am Modehimmel und hatte abermals grossen Erfolg auf der São Paulo Fashion Week, wo sie ihre Sommerkollektion 2004–2005 präsentierte. Inspiriert hatte sie ein Buch mit Fotos der Afrikaner Mali Seydou Keita und Malick Sidibê, die den Alltag ihrer Region in den 60er Jahren portraitiert hatten. So benutzte sie Umhänge, Schmuckperlen und Armreifen und ergänzte diese mit einem städtischen Flair – mittels Grafik und Silk–Screen.
Das Geschäft des Atelier Ibo befindet sich in einem antiken Gebäude im Stadtteil Gávea, in Rio de Janeiro. Dort kann man Einzelstücke finden, mit Applikationen gestickter Blumen auf Jacken, Hosen und Röcken.
Die Markenartikel werden auch in den Geschäften von Clube Chocolate in Rio und Sao Paulo verkauft, sowie in Markenartikelgeschäften in ganz Brasilien. Die Sängerin Petra Gil, die Ansagerin Marina Person und die Public–Relations Managerin Alice Ferraz sind Berühmtheiten, welche die Kreationen von Isabela Capeto tragen.
Jefferson Kulig |
Der Mann aus Paraná, Jefferson Kulig, agiert an der Grenze zwischen Kunst, Mode und dem Studium von Materialien. Mit einem eigenen Label seit 12 Jahren, stellt er konzeptionelle Kollektionen zusammen, die ihr Thema aus Wissenschaft, Kunst, Musik und Literatur ableiten. Oftmals verursacht die Komplexität seiner Shows ein gewisses Unbehagen im Publikum. Aber daran ist er schon gewöhnt.
Das Unbehagen war schon auf Seiten der Weber in der Fabrik seiner Eltern, in Paraná, als Kulig, noch ein Junge, dort mitarbeitete. Er pflegte neue Standards aufzustellen und Traditionen umzuwerfen, dass den Angestellten die Haare zu Berge standen. Aber sie mussten anerkennen, dass er als Ergebnis stets Kombinationen von erlesenem Geschmack zustande brachte.
In Curitiba schloss Kulig sein Studium auf der Wirtschaftsfakultät ab, und weil er seine Berufung für die Mode immer noch deutlich spürte, suchte er seinen Weg auf diesem Fachgebiet. 1993 reiste er nach Paris um im Studio Bercot, bei Marie Rucki, Stilistik und Kreation zu studieren.
Zurück in Brasilien brachte er seine eigene Marke heraus und begann eine Partnerschaft mit dem Unternehmen RHODIA, aus der einige Modeschauen und die Entwicklung besonderer Stoffe in einem High–Tech–Verfahren resultierten. Einer dieser Stoffe, eine Art vulkanisierter Gummi, wurde zum Markenzeichen des Stilisten während zahlreicher Kollektionen und charakterisierte seinen Schöpfer als futuristischen Visionär.
Jefferson Kulig gab sein Debüt auf der São Paulo Fashion Week 2003, wo er seine Herbst–Winterkollektion vorstellte – seither nimmt er an diesem Event teil. Neben der Mode widmet er sich auch der plastischen Kunst. Kürzlich wurde er im Salão Paulista de Arte Contemporânea geehrt.
Jum Nakao |
Begeistert von Technologie, hat der Paulistaner japanischer Abstammung, Jum Nakao, ein Studium als Elektroingenieur absolviert, sich dann aber für plastische Kunst auf der FAAP entschieden, wo er 1987 abging – ohne Diplom, weil er die Vorlesungen über den Werdegang und die Geschichte der Mode nicht besucht hatte. Das war zu Beginn der 80er Jahre und die Underground–Kultur kochte über. Jum frequentierte das mystische “Madame Satã“, ein Treffpunkt der Moderne jener Zeit, und beobachtete, dass die Kleidung eng verbunden war mit entsprechendem Verhalten ihrer Träger. Er sah in der Mode eine Möglichkeit der Veränderung und Befreiung. Seine entsprechende Ausbildung machte er in Kursen des Centro Industrial Têxtil (CIT), wo er von Lehrern wie Marie Ruckie, Vera Lígia und Alba Noschese unterrichtet wurde.
1987, als es in Brasilien noch keine Mode–Shows gab, schloss er sich zusammen mit Walter Rodrigues und Conrado Segreto dem Pionierprojekt Cooperativa da Moda an, in dem Stilisten grosser Konfektionsunternehmen ihre eigenen Arbeiten präsentieren konnten. Aber die Anerkennung des Publikums kam erst zehn Jahre später, im Jahr 1996, auf der Phytoervas Fashion. Jum arbeitete zu jener Zeit bei Carmin und löste sich von diesem Unternehmen, weil er sich ganz dem für ihn neuen Event widmen wollte. Seine Präsentation, inspiriert an der Figur “Bibelô“ des Karikaturisten Angeli, wurde ein Riesenerfolg. Gleich darauf wurde er eingeladen, beim Unternehmen Zoomp mitzumachen, wo er sechs Jahre als Chef der Kreativabteilung tätig war. Parallel zu dieser Anstellung schuf er Kollektionen für weitere zwei Ausgaben der Phytoervas und, 1998 und 2000, nahm er an der Semana de Moda Casa dos Criadores teil.
Zwischen 2002 und 2003 war er Mitglied des “Hotel Lycra“ – als Partner–Kurator, auf Einladung der Unternehmensgruppe DUPONT. Und heute, zusammen mit seiner Frau Lelê, konzentriert er sich auf sein eigenes Label, welches im offiziellen Kalender der Mode, der São Paulo Fashion Week, seit 2002 eingetragen ist.
Jum Nakaos Modenschauen, stark beeinflusst von der Technik, der japanischen Esthetik und von den Zeichentrickfilmen, haben sich inzwischen zu Ereignissen entwickelt, denen grosse Erwartungen vorauseilen. Als ein Meister der Performance, liebt er es, sein Publikum zu provozieren und ist auf einen starken Effekt aus – stets jedoch zur grossen Bewunderung des Publikums.
Anfang 2004 zum Beispiel, zur Eröffnung der Saison Herbst–Winter, kreierte und rekrutierte er “Looks“ direkt auf dem Laufsteg, indem er die Kleider seiner Models mit ein paar gekonnten Kniffen ver– und abänderte. Letzten Juli fand seine Kollektion aus Papier – die er nach der Präsentation zerriss – ihr Echo landesweit in allen Medien und von der Modekritikerin Glória Kalil kam das Lob: “Das war keine Modenschau, sondern eine Präsentation über die Mode“.
Karlla Girotto |
Ihre Ausbildung hat sie auf der Modefakultät Santa Marcelina absolviert und, seit 2001, signiert sie ihre eigenen Kollektionen. Sie war bereits Mitglied bei der Theatergruppe des Direktors Antunes Filho, und heute, neben ihrer eigenen Kollektion, leitet sie die Kreativ–Direktion der Marke “Animale“, die ebenfalls auf der Fashion Rio Sommer 2006 vertreten sein wird.
Ihre Kollektionen sind couragiert, mit einem Mix vieler verschiedener Stoffe und Drucke. Die Stilistin gibt an, dass sie eine Truhe besitzt, wo sie sowohl antike Kleidungsstücke als auch Metallplaketten von der Strasse aufbewahrt – daraus entspringen ihre Inspirationen.
Lei Básica |
Die Marke “Lei Básica“ wird heute von den Stilisten Bernadeth Vieira und Ronaldo Fraga signiert. Bernadeth ist Gründungs–Partnerin des Labels, und Ronaldo wurde 2001 in die Equipe integriert, als die Marke unter den besser situierten Jugendlichen an Boden gewann.
Lei Básica präsentiert sich auf der Fashion Rio seit dem Winter 2003 und man findet sie in den Markenartikelgeschäften ganz Brasiliens – sowie in Showrooms der USA, Spaniens und Australiens.
Lenny |
Im Jahr 1987, nachdem das Unternehmen Bikinis für die verschiedensten Marken produziert und verkauft hatte, entschloss sich seine Stilistin Lenny Niemeyer, in der Galerie “Forum“ im Stadtteil Ipanema, ein Auslieferungslager zu installieren, welches 1993 dem ersten Laden der Marke weichen musste. Dort verkauft man in erster Linie Bikinis für Frauen, die sie etwas weniger anzüglich mögen – mit klassischem Schnitt und entsprechenden Aufdrucken.
Heute gibt es Lenny–Läden in Búzios, Angra dos Reis, São Paulo, Belo Horizonte, Arraial d’Ajuda und Trancoso, ausserdem ein Geschäft in Portugal, das erst kürzlich eingeweiht wurde. Die Marke exportiert ausserdem in diverse europäische Länder, USA und Zentralamerika.
Lino Villaventura |
Er war einer der ersten brasilianischen Stilisten, der sich dem internationalen Markt zuwandte. 1989, schon mit wenig mehr als zehn Jahren Karriere und guten Referenzen in der brasilianischen Mode, wurde der damals im Bundesstaat Ceará lebende Stilist von der brasilianischen Regierung eingeladen, Brasilien auf einer internationalen Ausstellung in Osaka / Japan zu vertreten – der “World Trade Fashion“.
Seine Teilnahme brachte Aufmerksamkeit – mit einem ihm gewidmeten Artikel in der englischen Fiancial Times. Lino nahm die Gelegenheit war und platzierte gleich darauf seine Kreationen in Geschäften von Tokio, Osaka, London und New York. Ausser dem Prestige der Modewelt, begann Linos Arbeit auch im Sektor plastische Künste ein Echo zu finden. 1988 gab das Stedelijk Museum in Amsterdam ein Video heraus, mit den Kreationen des brasilianischen Stilisten. 1995 nahmen Linos Arbeiten an der Ausstellung “Art of Wear – Lust als Kleidung“ in Deutschland teil. Dann partizipierte er an der Ausstellung “Die Kunst Brasiliens in Beirut“ im Museum Sursoak, Libanon.
1996, als die Morumbi Fashion Brasil eröffnet wurde, Embrio der späteren São Paulo Fashion Week, nahm Lino an der ersten Gruppe der Stilisten teil, die ihre Kreationen auf dem Laufsteg zeigten. Und bis heute präsentiert er neue Kollektionen auf beiden jährlichen Ausgaben des Events.
Der Stilist, dessen Frau Inez Villaventura auch seine Geschäfspartnerin ist, produziert seine Kreationen in einer eigenen Fabrik. Und verkauft sie in Lino–Villaventura–Geschäften von São Paulo, Fortaleza und vielen Markenartikel–Läden in Brasília, Rio, Vitória, Belo Horizonte, Recife und Porto Alegre.
Und er fertigt auch Kleider auf Bestellung. Unter anderen Persönlichkeiten hat er Ruth Cardoso (Frau des brasilianischen Ex–Präsidenten), Elba Ramalho, Xuxa und Rita Lee schon eingekleidet. Trotz seines vornehmlich femininen Publikums, kleidet er auch Männer ein. Seine Kreationen fallen durch eine ungewöhnliche Mixtur von Rohmaterialien auf, wie getrocknete Fischschuppen, Gummi, Ziegenfell, Palmstroh, Spitze, Musselin und andere.
Eine ganz andere Facette des Stilisten ist sein Hang zur Schauspielerei. Unter anderem hat er im Film “Bocage, Triumph der Liebe“, von Djalma Limongi Batista mitgewirkt, und im Stück “Dorothea, eine unverantwortliche Farse in drei Akten“ von Nelson Rodrigues, die ihm eine Aufstellung für die Shell–Prämie des Theater 1996 einbrachte.
Lorenzo Merlino |
Die Geschichte von Lorenzo Merlino ist die der meisten brasilianischen Stilisten, die aus den 90er Jahren hervorgingen. Er studierte Mode an der Fakultät Santa Marcelina, wo er 1994 mit seinem Diplom in der Hand abging. Ein Jahr später präsentierte er seine erste individuelle Modenschau im Hotel Hilton von São Paulo.
Danach reiste er nach Frankreich, um sich zu spezialisieren. Dort wurde er eingeladen, bei der Direktorin des Instituts Bercot in Paris, Marie Ruckie, ein Volontariat zu absolvieren. Zurück in Brasilien brachte er die Marke mit seinem eigenen Namen heraus, in Partnerschaft mit Marcelo Barbosa, und reihte sich in den Show–Zirkel ein. Er war einer der acht jungen Stilisten, welche die “Semana da Moda – Casa dos Criadores“ in São Paulo ins Leben gerufen haben.
Merlino macht eine feminine prêt–à–porter Mode, in der er die verschiedensten Stile mixt. Im Gegensatz zu den thematischen Kollektionen, pflegt Merlino aus verschiedenen Inspirationen heraus zu entwickeln. Im Jahr 2000 war der Stilist einziger Brasilianer, der innerhalb einer Gruppe von acht jungen Stilisten an der “7th on Sixth“ in New York teilnahm, wo er eine Kollektion von assimetrischen Badeanzügen vorführte. Der Event unter dem Motto “The Modernists“ wurde von dem Unternehmen TENCEL gesponsert.
Seine internationale Karriere fällt auf durch einen Showroom in Paris. Madonna höchst persönlich bestellte sich ein Kostüm aus der Kreation des Brasilianers – aus marineblauem Trikot mit einem plissierten Detail am Ärmel. Fachzeitschriften wie THE FACE, I–D, die französische ELLE und L’OFFICIEL haben sich seiner Kreationen bereits für ihre Modeseiten bedient.
Merlino gab sein Debüt auf der São Paulo Fashion Week anlässlich der Sommerkollektionen 2002–2003. Ein Jahr später präsentierte er die Kollektion innerhalb der Pinakothek des Staates São Paulo. Dann kam seine Gelegenheit, nachdem er die Uniformen der Museumsangestellten entwickelt hatte – als Partner der Marke C&A.
Ausser mit der C&A beschäftigt sich der Stilist auch mit anderen Arbeiten für grosse Marken. Mit der LE POSTICHE entwickelte er eine Kollektion von Handtaschen, präsentierte sogar eine Show zusammen mit der Stilistin des Unternehmens, Daniela Restaino. Mit MOTOROLA schuf er einige Accessoires für Handy–Telefone und, als Partner der Marke VIZZANO entwickelte er eine Serie von exklusiven Schuhmodellen.
Lourdinha Noyama |
Sie ist eine junge Senhora von 62 Jahren, die auf den Laufstegen glänzt, wie sie sich selbst definiert. Nicht, dass sie mit ihrem Beruf zu spät angefangen hätte. Ganz im Gegenteil. “Dass ich mit Mod arbeiten wollte, wusste ich bereits im Alter von sieben Jahren. Und niemals habe ich an andere Dinge auch nur gedacht“ erzählt sie. Aber das Leben warf ihr eine Reihe Widrigkeiten in den Weg.
Ihre Geschichte aus der Welt einer Näherin beginnt im Keller ihres Hauses, in dem sie lebte, in Recife. Der Vater, Hobby–Schneider, fertigte seine eigenen Anzüge mit einer feinen Verarbeitung. Er versteckte sich vor der maschistischen Gesellschaft jener Epoche, indem er nur nachts arbeitete, und Lourdinha war seine Komplizin und bewunderte ihn.
Die Kleine beobachtete ihn genau und machte einige Zeit später ihre ersten Selbstversuche. Rebellisch, wie sie war, bestand sie darauf, unterschiedliche Materialien und verschiedene Farben zu mischen und schuf so Kontraste die, zur Überraschung ihrer Familie, den Kunden besonders gut gefielen, die sich bald einfanden.
Mit 13 Jahren hatte sie die Ehre, das Hochzeitskleid ihrer Schwester zu nähen. Im gleichen Jahr starb der Vater und zwei Jahre später musste sein Unternehmen, dass er hinterlassen hatte, geschlossen werden. Lourdinha nahm den Kampf auf. “Ich weiss nicht, ob meine Familie nun gut oder schlecht beraten war, ich entsinne mich nur, dass ich die Einzige war, die wusste, wie man arbeitet“, erinnert sie sich. Und sie begann Kleidung auf Bestellung anzufertigen und hörte nicht mehr damit auf.
Seit zehn Jahren hatte sie das Gefühl, dass sie nicht das tat, was ihr tatsächlich Spass machte. Jene jugendliche Unruhe, welche sie den Umständen entsprechend stets unterdrückt hatte, kam wieder zum Vorschein. “Ich wollte nicht sterben, ohne meine eigene Mode gemacht zu haben“. Und die Revolution begann.
Die Investition war gross, aber im Jahr 2004 kam ein erster Beweis, dass ihr persönlicher Einsatz in die richtige Richtung zielte. Eingeladen von Paulo Borges, präsentierte sie eine erste Kollektion auf der São Paulo Fashion Week Herbst–Winter. Die Show bekam “standing ovations“ – das Publikum zeigte eine grosse Anteilnahme.
Lourdinha ist auch auf den kommenden SPFW offiziell vertreten. Mit einer Mischung aus noblen Materialien und natürlichen Ornamenten, sind ihre Abendkleider gedacht für Mädchen von 15 Jahren wie für Damen von 80 – und ihre Quelle der Inspiration? “Die Sachen aus Brasilien, solange es noch etwas zu entdecken gibt“.
Ihr Showroom im Stadtteil der Jardins in São Paulo steht kurz vor der Eröffnung, und die Kollektionen findet man in Markenartikelgeschäften von Rio de Janeiro, Recife, São Paulo und in Paris.
Manifesto 33 1/3 |
Die Marke, welche ihr Debüt vor kurzem auf der Fashion Rio gab, gehört dem Musiker Marcelo D2. Seit den 80er Jahren mit der Hip Hop Bewegung verbunden, entschloss sich D2, sich mit dem Modemarkt zu befassen, nachdem er festgestellt hatte, dass die Art und Weise sich zu kleiden, welche früher direkt mit den “Rappers“ in Verbindung gebracht worden war, sich inzwischen im Alltag von Tausenden Brasilianern ausgebreitet hatte.
Die Eröffnungs–Kollektion kam mit drei Stilrichtungen: einer sportlichen, einer strassen–gebräuchlichen und einer abendlichen – mit ein paar eleganteren Elementen.
Mara Mac |
Das Unternehmen wurde von dem Carioca Mara MacDoweel 1965 gegründet – in Ipanema. Die Marke appelliert an die elegante Frau – die Modelle sind extravagant geschnitten, sowohl für die Arbeit wie auch für den abendlichen Ausgang.
Das Unternehmen produziert tausende Stücke pro Monat für seine sieben Geschäfte und hat als Zielgruppe Frauen aller Altersstufen, denen ein bisschen Glamour gefällt, wenn sie ausgehen.
Márcia Ganem |
Die bahianische Stilistin ist in der Modeszene von Rio de Janeiro durch eine Multi–Media–Show aufgefallen, welche während der Modenschauen Verbindungen zwischen der Kleidung und der Kultur herstellt – wie Tanz, plastische Kunst oder Religiosität. Ihre Kreationen sind inspiriert von natürlichen Elementen, und neue Materialien, wie zum Beispiel die Polyamid–Faser, geben ihrer Arbeit einen Hauch Modernität.
Márcia macht eine typisch brasilianische Mode, in der Steine und geschliffene Edelsteine häufig auf Kleidern und in Accessoires Verwendung finden – sie geben ihren Kollektionen einen vergnüglichen Touch.
Mareu Nitschke |
Der Designer aus dem brasilianischen Süden erschien in der Welt der Mode im Übergang der 80er zu den 90er Jahren. An der Spitze der kreativen Equipe der Catzo Homem, einer beliebten Marke der Fashion–Szenen von Porto Alegre, erweckte er das Interesse von Renato Kerlakhian, dem Kreativdirektor der ZOOMP.
Kerlakhian, schon auf dem Höhepunkt seiner eigenen Karriere, lud Mareu ein, Stilist der ZAPPING zu werden, der jüngsten Schwester von ZOOMP, eine neu geschaffene Marke mit jugendlichem Konzept. Also zog der junge Stilist nach Sao Paulo um und verbrachte die nächsten drei Jahre mit Kreationen für ZAPPING.
Dann versuchte er sich im ersten Alleinflug, mit der Schaffung eines eigenen Labels. Er begann mit der Entwicklung eines Projekts, in dem er stets Technologie mit Themen aus der brasilianischen Kultur verquickte. Die in jener Phase produzierten Kleider waren exklusiv feminin.
1998 gab er sein Debüt auf den Laufstegen, zum Beispiel auf der Semana da Moda–Casa de Criadores, einem Zirkel, dem er bis 2002 angehörte. Ausser eigenen Kollektionen, wirkte er auch als Consultor bei anderen Konfektionen mit und nähte auch Kleidung auf Bestellung in seinem Atelier.
Im Jahr 2000 stellte Mareu ein paar seiner Stücke anlässlich eines Events mit brasilianischer Mode in New York aus. Im Jahr darauf präsentierte er, zusammen mit anderen lateinamerikanischen Stilisten, eine Kollektion in Miami, innerhalb eines Events, der “Mode in Miami“ hiess.
Zwei Jahre danach, 2002, wurde er von dem österreichischen Unternehmen Swarovski eingeladen, in dem Buch “Crystal Premium“ mitzumachen, welches Welt–Ikonen des Designs verschiedener Länder präsentieren sollte. Inspiriert von Pelé, schuf er das Gerüst eines Balls, mit mehr als zehntausend eingelassenen Kristallen. Im gleichen Jahr wendete er sich auch maskulinen Kreationen zu, indem er auf seine Erfahrungen mit der Jeanswear aus seiner Zeit bei ZAPPING und bei Catzo Homem zurückgriff.
2004 kam er bei der São Paulo Fashion Week gross heraus – bei der Eröffnung der Wintersaison. Die Show wurde vom Publikum stehend applaudiert. Sie war wirklich sehr originell, mit Zuschnitten, auf denen noch die Kreidestriche vom Schneider zu sehen waren und interessante grafische Effekte ergaben.
Maria Bonita |
Das Unternehmen wurde 1975 von Maria Candida Sarmento und Malba Pimentel de Paiva aus der Taufe gehoben. 2002 wurde Alexandre Aquino ihr Partner, Exekutivdirektor des Unternehmens seit 1996. Die MARIA BONITA präsentiert sich in einem zeitgenössischen, anspruchsvollen Stil. Die Marke ist wegen ihrer sauberen Technik der Verarbeitung bekannt.
Maria Bonita Extra |
Als jugendliches Segment der Marke MARIA BONITA bekam dieses Unternehmen sein Eigenleben im Jahr 1990. Die Kollektionen werden unter der Kontrolle der Stilistin Andrea Marques kreiert, sie ist verantwortlich für Stil und Koordination der Kreativ–Equipe.
Maria Bonita Extra hat sieben eigene Geschäfte in Rio und in Sao Paulo, sowie 150 Verkaufsstellen über ganz Brasilien verbreitet.
Mario Queiroz |
In Niterói geboren, trat der junge Stilist in die Welt der Mode durch die Tür der grossen Einzelhandelsindustrien ein, was ihm eine willkommene Vielseitigkeit bescherte. So signierte er am Anfang seiner Karriere maskuline, feminine, infantile, Streetwear, Surfwear und Jeanswear–Kollektionen.
Nach mehr als 20 Jahren, ist er Besitzer eines eigenen Labels für maskuline Kleidung, die QM, welche in der Modewelt als Streatwear definiert wird. Die QM kam 1995 auf den Markt, in Bazars wie der Blondie Bazar und der Mercado Mundo Mix. Danach trat der Stilist dem Zirkel der Modenschauen bei, die Kollektionen auf der Semana Barra Shopping, Phytoervas Fashion und Semana de Moda Casa dos Criadores präsentierten, neben persönlichen Präsentationen bei HB und AVON – bis er schliesslich auch eingeladen wurde, an der Fashion Week teilzunehmen, an der Sommer–Ausgabe 2001/2002.
Obwohl sein Label nun hinreichend bekannt und in der Publikumsgunst gefestigt ist, hat Mario seinen Hang zur Vielseitigkeit behalten. Neben seinen Kollektionen wirkt er, ausgebildet als Journalist, als Professor an der Uni Anhembi–Morumbi, wo er der Abschlussprüfungs–Kommission der Studenten in Mode–Design vorsteht. Und er hält Vorträge und gibt Kurse in Mode im ganzen Land – und hat verschiedene Untersuchungen und Studien in Büchern publiziert. Als Mode–Konsultor stellt er seine Erfahrung grossen Ketten zur Verfügung. Zum Beispiel ist dies der Fall bei den Unternehmen RENNER und der TECELAGEM JAUENSE. Im vergangenen Jahr schuf er die Figurinen des Musicals “Naked Boys Singing“.
Das Jahr 2003 war ein sehr erfolgreiches für den Stilisten. Im Juli wurde er von der französischen Institution MagPie eingeladen, das Design für eine dekorative Lampe zu entwickeln, welche zur Unterstützung der HIV–positiven Frauen in Südafrika vertrieben werden sollte. Zusammen mit den Kreationen von Vivienne Westwood, Thierry Mugler, Nina Ricci und Tom van Lingen, wird das Modell des Brasilianers bereits in den französischen Geschäften verkauft.
Und im September war seine Kollektion im respektierten Salon de Prêt–à–Porter von Paris auf dem Laufsteg zu bewundern. Bei dieser Gelegenheit schloss er sich auch der Mostra Casabo an, die von Christine Walter Bonini ausgesuchte Stilisten und Designer präsentierte. An diesem Event nahmen ebenfalls John Galliano, Chloe und Christian Dior teil.
Mario Queiroz besitzt ein eigenes Geschäft und Showroom in São Paulo, und seine Kreationen werden in mehr als 30 Markenartikel–Läden in ganz Brasilien vertrieben.
Movimento |
Das Unternehmen hat 23 Jahre auf dem Markt für Strand– und Fitnessmode auf dem Buckel. Die Marke ist eine der bedeutendsten und bestsituierten dieses Segments in ganz Brasilien. Sie präsentiert ihre Kollektionen seit 2002 auf der São Paulo Fashion Week, dem grössten Mode–Event Lateinamerikas und einer der bedeutendsten Events der Gegenwart, und gehört zur grössten Kette der Strandmode Brasiliens, mit 19 eigenen Geschäften und Franchise–Läden, sowie mit mehr als 300 Markenartikelläden in mehr als 20 brasilianischen Bundesstaaten.
Der Erfolg des Movimento–Unternehmens ist der glücklichen Hand der Stilistin Tininha da Fonte zu verdanken, einer klassischen Ballerina, die in den 80er Jahren anfing, Figurinen für die Ballett–Kompanie zu kreieren, der sie angehörte. Der Name “Movimento“ (Bewegung) entstand genau aus ihrer Passion für den Tanz und den Sport – und im Alter von 20 Jahren hatte sie Spass an dieser Berufung zur Mode und begann, Bikinis herzustellen.
Ausgebildet in klassischem Ballett in der Escola de Danças Clássicas Flávia Barros und in Design auf der Universidade Federal de Pernambuco, stand Tininha da Fonte plötzlich wegen ihrer Bikinis im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses und konnte sich deshalb nicht mehr dem Ballett widmen. Kurz bevor sie dann ihr eigenes Label herausbrachte, absolvierte sie eine Studienzeit in Textilfabriken und entwickelte dort Stoff–Designs.
Der Erfolg in Brasilien führte ihr Unternehmen dann zu neuen Märkten durch den Export – inzwischen nimmt die MOVIMENTO an den grössten Modemessen der Welt teil, wie der Surf Expo in Orlando, der Magic Show in Las Vegas, der Swim Cruize in Miami – sowie den Franchise–Märkten in Mexiko, Washington, Lissabon und Valencia. Ausser der São Paulo Fashion Week war sie bei den Präsentationen der Iguatemi Collection und der Barra Fashion dabei, beide in Salvador (Bahia) sowie bei der Recife Fashion in ihrer Heimatstadt.
MOVIMENTO exportiert in verschiedene Länder, wie Argentinien, Australien, Kanada, Spanien, USA, Hong Kong, Indonesien, Italien, Malaysia, Mexiko und Portugal. Besondere Erwähnung verdienen die verwendeten Rohmaterialien, die ausgezeichnete Verarbeitung, die Modell–Kreation und die exklusive Bedruckung. Tininha selbst betont, dass MOVIMENTO eine jugendliche Marke sei, die besonderen Wert auf das Design und den Komfort der Stücke legt – und der Kundin die Möglichkeit lässt, ihren persönlichen Bikini selbst zu gestalten, indem sie die Teile bezüglich Grösse, Modell und Bedruckung selbst zusammenstellt.
2005 brachte das Unternehmen eine Aprés–Strandmode heraus. Das sind sehr kontrastreiche Kleidchen, Röcke und Blusen mit einem weichen Touch, Frottée–Stoffe, Stretch und Lycra, sowie Baumwolle.
Neon |
Das Unternehmen wurde rein zufällig geboren, vor zwei Jahren, als die Paulistaner Dudu Bertholini, Stilist, und Rita Comparato, Modellistin – ehemalige Kollegen der Mode–Fakultät – zusammen ein paar Badeanzüge für die Modereportage eines Magazins entwickelten, die von J.R. Duran fotografiert wurden.
Die beiden Freunde arbeiteten für gut eingeführte Marken, wie TRITON, ZAPPING und CORI, aber dann gefiel ihnen dieses Experiment so gut, dass sie eine kleine Produktion begannen, vollkommen in Handarbeit und ohne weitere Absichten. “Wir machten nicht ein Stück wie das andere“, erinnert sich Dudu.
Ein Jahr später, schon unter dem Namen NEON, setzten sie ihre erste Präsentation in die Realität um – mit dem Event–Produzenten Cacá Ribeiro als Partner, verantwortlich für die Produktion. Der hausbackene Stil wurde beibehalten – man wählte als Lokal des Events das Wohnzimmer von Dudu.
Obwohl klein, war diese Präsentation Anfang und Einführung eines exklusiven Stoffdesigns und eröffnete einen neuen Abschnitt in der kurzen Geschichte des Trios. Mit einer eigenen Kollektion auf dem Markt, wurde es nun Zeit für eine Serienproduktion, mit der man die wachsende Klientel befriedigen konnte. Jetzt manifestierte sich die NEON als Label.
Es kamen zwei weitere Laufsteg–Präsentationen – eine individuelle und eine andere bei der Amni Hot Spot. Und dann die Einladung für die Sao Paulo Fashion Week. Obwohl nur bekannt wegen ihrer Strandmode, haben sich Dudu und Rita auch in der Kreation von Accessoires wie Taschen und sogar Stiefeln einen Namen gemacht. Ruhig und gelassen glänzen die Beiden auf entsprechenden Modenschauen, die ihre Kollektionen Herbst–Winter präsentieren. “Wir werden eine Winter–Strandmode mit chique zeigen“, sagt Dudu und ergänzt: “Wir möchten eine Frau einkleiden, die es versteht, mit der Eleganz in leichter und optimistischer Art zu spielen“. Ein Beispiel für eine solche Frau? Björk. Jawohl, die exotische isländische Sängerin war mit einem Paar Stiefel von NEON auf einem der Fotos zu sehen, die sie anhand ihrer neuen CD “Medulla“ unter die Leute gebracht hat. Björk hat die Kreationen von NEON durch brasilianische Freunde kennen gelernt und ein Paar Stiefel von einem Repräsentanten in New York gekauft.
NEON hat auch einen Repräsentanten in Tokio und einen Showroom in São Paulo. Noch ist ein exklusives Geschäft nicht geplant. Die Arbeit von Dudu, Rita und Cacá ist noch begrenzt auf die Kollektionen, welche man in verschiedenen Markenartikel–Geschäften Brasiliens erwerben kann.