Nach wie vor stellen die öffentlichen Bildungssysteme ein grosses Problem in Brasilien dar. Schlecht ausgebildete Lehrer, fehlende Unterrichtsmaterialen und teilweise katastrophale Zustände der Schulgebäude veranlassen immer mehr Eltern, ihre Kinder auf private Schulen zu schicken. Der Mehrzahl der Bevölkerung kann sich dieses jedoch nicht leisten und so wächst eine ganze Generation heran, die später auf dem Arbeitsmarkt wenig oder gar keine Chancen haben wird und für die ein Studium mit jeder Schulstunde in weitere Ferne rückt.
Mit einem speziellen Entwicklungsprogramm für Bildung sollen nun die Zustände verbessert werden. In den kommenden Jahren sollen die Zuschüsse in das Projekt um 0.4% bis 0.5% des Bruttoinlandsproduktes erhöht werden. Bildungsminister Fernando Haddad hat angekündigt, dass rund 8 Milliarden Reais (rund 3 Milliarden Euro) in das Programm investiert werden sollen. Diese Aufstockung sei nötig, um die geplanten Aktionen ab dem nächsten Jahr auch tatsächlich realisieren zu können.
Hauptanliegen des Programms, welches nun offiziell Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva vorgelegt wurde, bleibe die Grundbildung für Kinder und Jugendliche. Doch auch Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene sollen verstärkt gefördert werden. Ein Teil der Gelder soll zudem in eine ständige „Qualitätskontrolle“ der Bildungsmassnahmen öffentlicher Schulen fliessen. Doch diese Überwachung soll ein einheitlicher Standard sichergestellt werden. Von diesen Kennzahlen sei dann aber auch die Vergabe von öffentlichen Geldern für Bundesstaaten und Gemeinden abhängig.
Laut Bildungsminister Haddad sei dieses Kontrollsystem nicht zu Bestrafung gedacht, vielmehr soll es der Motivation der Verantwortlichen dienen. Sein Ministerium greift damit auf Erkenntnisse aus erfolgreichen Projekten zurück, die in den vergangenen Jahren in rund 200 Gemeinden Brasiliens gemacht worden sind. Zudem wurden Studien aus dem Ausland hinzugezogen.
Auch wirtschaftlich schwache Regionen sollen von den Fördergeldern profitieren. Dort wo hohe Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen wären, sei durch fehlende Steuereinnahmen das Bildungssystem sehr schlecht, da die Bundesstaaten und Gemeinden die Hauptlast tragen würden. Hier will das Programm mit Unterrichtsmaterialen oder technischer Hilfe die Situation in den kommenden Jahren verbessern, Zukunftsperspektiven anbieten und den brasilianischen Nachwuchs verstärkt auf den Arbeitsmarkt vorbereiten.