Brasilien steckt in einer Pfarrer-Krise. So sehen es zumindest die brasilianischen Bischöfe. In einer Untersuchung durch das „Zentrum für religiöse Statistik und soziale Untersuchungen“, einem Organ der brasilianischen Bischofsvereinigung wurden nun die für Geistlichen so erschreckenden Zahlen aufgedeckt.
Mit 18.685 Pfarrern kommt in Brasilien ein Geistlicher auf 10.000 Einwohner. Dies sei das weltweit schlechteste Verhältnis. In Italien stünde das Verhältnis bei 1:1000 und sogar in Ländern, die nicht offiziell katholisch seien, wäre das Verhältnis zwischen Seelsorger und Gläubigem besser. Als Beispiele werden hierbei die USA mit 1:6350 und Deutschland mit 1:4500 angeführt.
Zudem würden die „wenigen Pfarrer“ keineswegs ausreichen, um alle Gläubigen zu betreuen. Aus diesem Grunde würden auch immer mehr Katholiken zu anderen Religionsgemeinschaften abwandern. Fehle der geistliche Beistand eines katholischen Priesters, so hätten Sekten gute Chancen, die Menschen negativ zu beeinflussen.
Für die brasilianischen Bischöfe scheint jedoch ohne Mithilfe des Vatikans keine Besserung in Sicht. Man habe zwar genügend Möglichkeit zur Ausbildung, meist halte jedoch das Zölibat junge Männer davon ab, sich für das Priesteramt zu entscheiden. Die Bischöfe des angeblich „grössten katholischen Landes“ werden jedoch wohl kaum den Mut aufbringen, an der Ehelosigkeit zu rütteln. Und auch aus den Reihen ihrer lateinamerikanischen Kollegen, die ähnliche Probleme zu beklagen haben, dürfte keine Unterstützung zu erwarten sein.
Manche Geistliche hoffen zwar auf den Papstbesuch in Brasilien im Mai diesen Jahres, ob aber die dann dort stattfindende lateinamerikanische Bischofskonferenz tatsächlich auch Impulse setzten kann, ist fraglich. Die Macht der katholischen Kirche liege nun einmal in Mitteleuropa. Und bevor dort kein Notstand ausbricht, so Experten, werde sich in dieser Beziehung wenig ändern.