Der 46-jährige deutsche Priester Wolfgang Johannes Hermann ist tot. Er wurde am Dienstagabend erstochen in seiner Wohnung in Belém im Norden Brasiliens aufgefunden.
Laut dem Bistum Trier wurde Hermann in Bad Kreuznach geboren und 1985 in Trier zum Priester geweiht. „Padre Wolfgang“, wie er in Brasilien genannt wird, arbeitete von 1995 bis 2000 als Seelsorger in der Diözese Parnaiba. Danach kehrte er nach Deutschland zurück. Vor sechs Monaten lies er sich abermals freistellen um im Norden Brasiliens in einem Priesterseminar zu arbeiten.
Erstochen wurde er nach ersten Erkenntnissen der Ermittlungsbeamten bei einem lauten Streit mit einem Besucher in seiner Wohnung. Nachbarn alarmierten aufgrund des Lärms die Polizei, der Täter flüchtete, konnte jedoch später gefasst werden. Er wurde als 18-jähriger Cássio Adriano de Jesus Figueiredo identifiziert und wies bei seiner Festnahme Schnittverletzungen an den Händen auf. Er wurde sofort in ein Krankenhaus eingeliefert.
Nach brasilianischen Medienberichten vom frühen Mittwochmorgen wurde der Verdächtige nach der Behandlung in Untersuchungshaft genommen. Die Stichwunden, so erklärte Figueiredo der Polizei, habe ihm Hermann zugefügt. Er selbst sei ein „garoto de programa“, sprich Prostituierter und hätte mit dem katholischen Geistlichen ein Treffen über das Internet vereinbart. Man habe sich in einem Shopping-Center getroffen und dann zusammen die Wohnung des Paters aufgesucht. Dort habe dieser ihn dann in einem Streit mit einem Messer angegriffen. Er selbst habe in Notwehr reagiert. Weitere Aussagen wolle er keine machen.
Laut Polizeiangaben hat der 18-jährige jedoch bei einer erneuten Vernehmung am heutigen Mittwoch die Tat inzwischen gestanden. Er muss nun mit einer Anklage wegen Mordes rechnen. Ihm drohen bis zu 30 Jahre Haft.
Nach Aussage der Erzdiözese von Belém hatte Wolfgang Johannes Hermann keinerlei Verbindungen mit der katholischen Kirche von Pará gehabt hat. Er sei vom Prälat der Region Xingu, Bischof Ervin Kräutler, freigestellt worden und habe in den letzten Monaten vornehmlich den Amazonas bereist. Zudem wollte er sich über Sozialprojekte der Region informieren. Vor rund einem Monat sei er in Belém angekommen.
Obwohl es sich nicht um einem Angehörigen der lokalen Kirchengemeinde handelt, will die Erzdiözese den Fall nun begleiten und mit den lokalen Behörden zusammenarbeiten sowie die Presse und die deutsche Botschaft entsprechend informieren.
So bleiben gut einen Tag nach der Tat noch viele Fragen offen. Bislang gibt es keine Erkenntnisse darüber, warum sich der Pater mit dem jungen Mann getroffen hat und worüber der Streit ging. Auch ein Motiv für den angeblichen Angriff auf den späteren Täter ist nicht bekannt. Die Beisetzung findet nach Rücksprache mit der Familie des Opfers am morgigen Donnerstag in Belém statt.