Brasilianische Haushalte: Mehr Fernseher als Kühlschränke

Viele Überraschungen zeigt die heute veröffentlichte Studie des „nationalen Stromspar – Programmes“ des brasilianischen Energieriesen Eletrobrás nicht auf. Die brasilianischen Verbraucher gehen mit der Energie nach wie vor leichtsinnig um. Strom wird nur selten eingespart, funktionierende Geräte werden fast nie gegen sparsame Geräte ausgetauscht. 

Zumindest eines steht fest. In 97,1 % der brasilianischen Haushalten ist ein Fernseher vorhanden, in über der Hälfte sogar mehrere. Kühlschränke findet man dagegen nur in 96 % aller Haushalte. Da jeder brasilianische Haushalt durchschnittlich 1,41 TV-Geräte besitzt, will Eletrobrás mit der Studie nun die Industrie sensibilisieren, energiesparende Fernseher zu produzieren. Der „Stand-By“ Modus verbraucht den Untersuchungen zufolge schon genügend Energie, und die grafische Auswertung zeigt, dass landesweit die TV-Geräte zwischen 19 und 21 Uhr mehr Strom verbrauchen als die Kühlschränke. Nur Glühbirnen und die elektrischen Duschen haben noch höhere Werte.

In 23.2 % der brasilianischen Haushalte befinden sich sogar Gefrierschränke oder Gefriertruhen. Hier ist laut den Untersuchungen die einzige Sensibilisierung der Bevölkerung zu verzeichnen. Rund ¼ der Geräte ist nicht in Betrieb, da sie von den Besitzern als „Stromfresser“ angesehen werden.

Die Elektrodusche ist auch heute noch die verbreiteste Form der Warmwassererzeugung. 73,1 % der Haushalte sind mit diesem Elektrogerät ausgestattet, welches am stärksten die Stromrechnungen beeinflusst. Knapp ¼ des monatlichen Stromverbrauchs entfällt auf die kugeligen Duschköpfe mit integrierter Heizschlange. Laut Eletrobrás kennen über die Hälfte alternative Formen um heisses Wasser zu erzeugen, doch bislang wollen sie auf die Elektrodusche nicht verzichten. Durch die einfache Installation und keiner Neuverlegung der Rohrleitungen verzichten somit ¾ der Haushalte auf warmes Wasser am Waschbecken und in der Küche.

Betrachtet man die Studie in Hinsicht auf die Verbraucher, bestehen recht unterschiedliche Einsparpotentiale. Bei der Industrie könnten rund 57 % der Unternehmen Energie einsparen, in Firmen und Dienstleistungsunternehmen sind es 59 %, in öffentlichen Einrichtungen sogar 79 %.

Eletrobrás kritisiert auch die Unternehmer bei der Entscheidung über Investitionen zur Energieeinsparung. Fast ¼ würde lediglich einen Amortisierungszeitraum von 6 Monaten festlegen. Laut den Experten ist diese Frist zu kurz gewählt. Investitionen in diesem Bereich würden sich erst recht langfristig lohnen, Zeiträume von rund 3 Jahren, bis sich der finanzielle Aufwand amortisiert hätte, wären die Regel.

Die Untersuchung erfolgte von Dezember 2004 bis Juli 2006 in 18 Bundesstaaten und im Bereich von 21 Stromgesellschaften, was einer Marktabdeckung von etwa 92 % entspricht. 14.413 Fragebögen wurden insgesamt ausgegeben, rund 10.000 private Haushalte hatten darauf geantwortet.

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AutorIn: Dietmar Lang

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