Seit rund einer Woche sind rund 1.500 Ureinwohner von mehr als 100 indigenen Gruppen in der brasilianischen Hauptstadt Brasília und haben dort vor Ort eine Zeltstadt errichtet. Mit dieser öffentlichkeitswirksamen Aktion wollen sie auf ihre Landforderungen und dem gleichzeitigen Schutz der natürlichen Ressourcen aufmerksam machen. Vor allem fordern die Ureinwohner einen besseren Dialog zwischen ihren Volksgruppen und der Regierung.
Der 19. April ist in Brasilien der „Tag des Indianers“. Und so fand die Aktion gestern seinen krönenden Abschluss, als sich Vertreter der indigenen Gruppen mit Staatspräsident Luiz Inácio da Silva trafen. In diesem Zusammenhang unterzeichnete Lula ein Dekret, welches sechs Gebiete mit einer Gesamtfläche von rund 9.780 Quadratkilometer als neue Indianerschutzgebiete ausweist. Diese Schutzzonen, in der Summe halb so gross wie Rheinland-Pfalz, umfassen die Gebiete Apyterewa in Pará, Entre Serras (Pernambuco), Itixi-Mitari (Amapá), Palmas (Parana und Santa Catarina), Pankararu (Pernambuco) und Wassu Cocal in Alagoas und betreffen die indigenen Gruppen der Parakanã, Pankararu, Apurinã, Kaingang, Pankararu und Wassu.
Zudem wurde der lange von vielen Seiten geforderte „Nationale Rat für Ureinwohnerpolitik“ gegründet. Diesem Rat gehören zukünftig 20 Vertreter der indigenen Gruppen, zwei Vertreter von Nichtregierungsorganisationen sowie 13 Regierungsvertreter an. Präsident des Rates ist der Vorsitzende der Funai, der brasilianischen Behörde für Ureinwohner.
Ebenfalls am „Tag des Indianers“ wurden seitens des Justizministeriums sieben weitere neue Reservate ausgewiesen. Justizminister Tarso Genro unterzeichnete in Anwesenheit der betroffenen Ureinwohnergruppen ein entsprechendes Gesetz. Ab sofort sind folgende Gebiete als – wörtlich übersetzt – „indianische Erde“ geschützt: Cachoeirinha (Mato Grosso do Sul) für die Gruppe der Terena; Guarani de Araça’I (Santa Catarina) für die Gruppe der Guarani; Riozinho do Alto Envira (Acre) für die Gruppe der Ashaninka und Isolados; Toldo Imbu (Santa Catarina) für die Gruppe der Kaingang; Toldo Pinhal (Santa Catarina) für die Gruppe der Kaingang; Xapecó (Santa Catarina) für die Gruppe der Kaingang und Yvyporã Laranjinha (Paraná) für die Gruppe der Nhandeva Guarani.
Laut den Berechnungen der Regierung sind nun mehr als eine Million Quadratkilometer Fläche als indigene Gebiete geschützt. Dies entspricht rund 13% der Gesamtfläche Brasiliens und erfüllt somit die Regelung in der brasilianischen Verfassung, welche mindestens 10% der Gesamtfläche für die Ureinwohner vorsieht.