Im Süden Brasiliens helfen Delphine den Fischern beim Fang der “Tainha“, der Meeresäsche. Mit ihrem Verhalten zeigen sie den Männern und Frauen an, wo sich ein Schwarm dieses beliebten Speisefisches befindet. Das Phänomen hat längst auch die Forscher zu einer Studie angeregt, welche die Zusammenarbeit von Mensch und Delphin bestätigen.
Vor allem in den Wintermonaten von April bis November sind vor der Küste Südbrasiliens große Schwärme der Tainhas anzutreffen, die sich auf den Weg zu ihren Laichplätzen in den Flüssen befinden. Von den Fischern wird dies genutzt.
Sie werfen von Land aus oder im Wasser stehend ihre Netze aus, um die Tainhas einzufangen. Dass dabei Delphine behilflich sind, ist allerdings weltweit eine Seltenheit, wie Ignacio Moreno vom Zoologischen Institut der Biowissenschaften der Universität Rio Grande do Sul konstatiert.
In Brasilien ist dieses Verhalten nur in Tramandaí und Laguna im Bundesstaat Santa Catarina bekannt. Nähert sich ein Schwarm Tainhas springen die Delphine aus dem Wasser, zeigen ihren Bauch und deuten auf eine Seite. Erst dann werfen die Fischer zielgenau ihre Netze aus, um sie dann gefüllt gemeinsam an Land zu ziehen.
Maurino Ramos Francisco sind auf diese Weise an einem einzigen Tag schon 173 Tainhas ins Netz gegangen, wie er erzählt. Er sagt: “Ohne die Delphine sind die Fischer nichts.“ Die Fischer kennen “ihre“ Delphine genau. Sie haben ihnen sogar Namen gegeben und leiden mit den Tieren mit, wenn diese erkranken oder gar sterben.
Seit mindestens drei Generationen helfen die friedfertigen Meeressäuger den Fischern von Tramandaí und Laguna, die ihr Wissen an ihre Kinder weitergeben. Aber auch die Delphine scheinen ihr Wissen über die ungewöhnliche Fischpraxis an ihre Jungen weiterzugeben. Laut dem Biologen Maurício Tavares ist der Bereich bei Tramandaí wie eine Schule für die Jungdelphine.
Allerdings gibt es längst auch Probleme. Vor allem in der Touristenzeit sorgen Jetski, Motorboote und Kitesurf für ein Fernbleiben der Delphine. Die Einleitung von ungeklärtem Abwasser führt zudem zu Erkrankungen der Meeressäuger.
Um die Tradition der “Pesca colaborativa“ zu erhalten sowie die Delphine zu schützen und den ebenso den Lebensunterhalt der Fischer ist das Projekt “Projeto Botos da Barra“ ins Leben gerufen worden. Mit ihm sollen zudem Studien über diese weltweit einzigartige Symbiose vertieft werden.