Eine etwas andere Kinderstube gibt es im brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso. Im ”Refúgio de Vida Silvestre Quelônios de Araguaia” erblicken jährlich 300.000 und mehr kleine Schildkröten das Licht der Welt. Eine Gruppe von Umweltschützern hat sich dort der Amazonas-Schildkröte angenommen, die bis vor kurzem als vom Aussterben bedroht gegolten hat.
Als das Reservat vor 14 Jahren vom Umweltsekretariat Mato Grossos gegründet wurde, galt die Amazonas-Schildkröte noch als bedroht. In Zusammarbeit mit der Umweltbehörde Ibama und der Gesellschafts-Organisation ”Aliança da Terra” (Allianz für die Erde) hat sich dies jedoch geändert. Ehrenamtliche Helfer und Mitarbeiter der ”Aliança da Terra” betreuen Eiablage und Schlüpfen der Schildkröten und setzen sich das ganze Jahr über für den Schutz der Tiere ein. Sie kontrollieren ebenso die Region und das Schutzgebiet, um die Jagd auf die Schildkröten zu verhindern.
Vor allem zwischen September und Dezember, während der Eiablage und dem Schlüpfen der Jungtiere haben sie viel zu tun. Zur Eiablage kommen an einer einzigen Stelle hundert bis 200 Weibchen ans Ufer, was sie zur leichten Beute macht. Begehrt sind sie wegen ihres Fleisches, dem Öl und auch, weil aus ihren Panzern Schmuckstücke hergestellt werden.
Durch den Einsatz der Helfer bevölkern die ”Quelônios” jedoch mittlerweile wieder die Seen im Norden Mato Grossos und am Unterlauf des Flusses Araguaia. Der Schutz kommt nicht nur den Süßwasserschildkröten zugute. Vielmehr wird mit ihm auch das Überleben der Fischfauna und anderer Tiere gewährleistet.
Ein Beispiel ist der Fisch Pirarucu, einer der größten Süßwasserfische, der bis zu 200 Kilogramm wiegen kann. Auch er war beinahe aus den Flüssen der Region verschwunden. Die Rehart ”Veado-Campeiro“ und das ”Porco-do-mato“ (einheimisches Wildschwein) sind weitere Tiere, die von dem Einsatz der Helfer und dem Reservat profitieren.
Die Amazonas-Schildkröte ist die größte Süßwasserschildkröte Südamerikas und kann bis zu 50 Kilogramm wiegen und ein Meter groß werden. Mittlerweile konnte sie durch den Einsatz der Helfer und das 60.000 Hektar große Schutzgebiet von ”vom Aussterben bedroht“ als ”gefährdet“ herab gestuft werden. Das Refúgio dient zudem als Kinderwiege vieler Fischarten, die von dort aus andere Bereiche außerhalb des Schutzgebietes besiedeln.