Seine Beine sind verkrüppelt, seine Arme liegen eng an der Brust an und sein Kopf ist so stark nach hinten gebogen, dass er die Welt verkehrt herum sieht. Das hindert Claudio Vieira de Oliveira jedoch nicht daran, Motivationskurse zu geben. Jetzt hat der 40-Jährige ein Buch über seine Geschichte und sein Leben herausgegeben, um anderen Mut zu machen.
Claudio ist im brasilianischen Bahia mit Arthrogryposis multiplex congenita zur Welt gekommen, einer angeborenen Gelenksteife. Bei seiner Geburt haben ihm die Ärzte keine großen Überlebenschancen eingeräumt, wie er bei der Vorstellung seines Buches erzählt hat. Die Mediziner haben allerdings nicht mit seinem enormen Lebenswillen gerechnet.
Daran, dass er anders ist als andere, hat er sich gewöhnt. Mit sieben Jahren hat er gelernt, sich auf seinen Knien fortzubewegen und damit ein Stückchen Unabhängigkeit gewonnen. Lesen und Schreiben hat ihn auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin seine Mutter beigebracht.
Leicht hat es Claudio nie gehabt. Statt aufzugeben, sieht er Hindernisse jedoch als Herausforderung. Als ihn im Jahr 2000 ein Freund eingeladen hatte, in einer Kirche seine Geschichte zu erzählen, ist er dem nachgekommen. Seitdem erzählt er sie immer wieder und gibt motivierende Vorträge. Auch eine DVD hat er bereits herausgegeben, wobei er diese selbst grafisch untermalt hat.
Sein nun im renommierten Museu de Arte (Masp) in São Paulo vorgestelltes Buch trägt den Titel “O Mundo está a o Contrário“ (Die Welt ist anders herum). Mit ihm will er andere Menschen inspirieren, wie er sagt.
Angereichert sind die hundert Seiten nicht nur mit seiner Geschichte, sondern auch mit Fotos, die ihn als Kind zeigen, im Kreise seiner Familie und auch mit Pabst Johannes Paul II im Jahr 2000 im Vatikan. Die Bilder stammen vom Fotografen Yasuyoshi Chiba und sind ebenso in einer Ausstellung zu sehen.
Längst sind auch Forscher auf den tatkräftigen Mann aufmerksam geworden. Brasilianische und internationale Psychologen haben seinen Fall studiert, um herauszufinden, wie das Gehirn Gesichter erkennt. Schließlich sieht Claudio alles auf den Kopf gestellt.