Der Inflations-Index IPCA (Índice Nacional de Preço ao Consumidor Amplo) ist in Brasilien im August um 0,41 Prozent gestiegen. Den grössten Einfluss auf diese Steigerung haben die Lebensmittel, hierbei ist der Preis für Tomaten am grössten gestiegen. Anstieg betrug 18,96 Prozent.
“Aufgrund der Dürreperiode sowie der internationalen Preiserhöhungen von Produkten wie Soja, Weizen und Mais wegen klimatischen Problemen in den USA und Russland, werden die Preise der Lebensmittel in Brasilien weiterhin nach oben gedrückt“, erklärt Eulina Nunes, Koordinatorin der Preisindexe des Brasilianischen Instituts für Geografie und Statistik (Instituto Brasileiro de Geografia e Estatística, kurz: IBGE).
Durch die lang anhaltende Dürreperiode sind die Preise gestiegen, daher gab die brasilianische Regierung in den letzten Tagen die Anweisung, auf die Mais-Vorratslager zurückzugreifen, um schlimmere Auswirkungen zu vermeiden. Mit Genehmigung des Ministeriums für Landwirtschaft, Viehzucht und Versorgung (Ministério da Agricultura, Pecuária e Abastecimento), werden 1,2 Millionen Tonnen Mais aus den Lagern zur Verfügung gestellt. Hiervon soll ein Grossteil zu niedrigen Preisen, vor allem im Nordosten und Süden Brasiliens angeboten werden.
Vor allem Soja, Weizen und Mais hatten daher direkte Auswirkungen auf den Geldbeutel der Konsumenten in Brasilien. Für Sojaöl mussten die Kunden 1,25 Prozent mehr bezahlen, für Weizenmehl einen Prozent mehr. Allerdings konnte der grösste Einfluss der Preissteigerung indirekt festgestellt werden. Soja, Weizen und Mais werden als Futtermittel oder als Zugabe für andere Lebensmittel genutzt, so dass diese Produkte auch teuerer wurden. So stieg der Preis für Eier um 3,92 Prozent, für Hähnchenfleisch um 1,35 Prozent und für Nudeln um 1,22 Prozent. Auch für Brötchen mussten die Kunden mehr bezahlen (0,88 Prozent). Der Inflationswert für Lebensmittel insgesamt betrug 5,1 Prozent und ist damit deutlich höher als im Vergleichszeitraum des letzten Jahres (3,51 Prozent).
Anstieg um bis zu 16,9 Prozent
Um die Inflation der Lebensmittelpreise zu messen werden vergleichbare Produkte des täglichen Bedarfs in unterschiedlichen Städten gekauft und so die Preise gemessen. Steigen die Preise also zum Beispiel im August um elf Prozent in Florianópolis, Santa Catarina, so hat dies Auswirkungen auf die Mehrheit der Haushalte. In elf von den 17 durch das gewerkschaftsübergreifende Institut für Statistik und sozioökonomische Studien (Departamento Intersindical de Estatística e Estudos Socioeconômicos, kurz: Dieese), analysierten Städten gab es Preisveränderungen von mehr als zehn Prozent. In Aracaju, Sergipe, stiegen die Preise gar um 16,9 Prozent. Betroffen von solchen Veränderungen sind alle Haushalte, sowohl ärmere als auch reichere. Im innerbrasilianischen Vergleich gibt es aber auch Städte, die eine Deflation zu verzeichnen haben. In Belo Horizonte in Minas Gerais fielen die Preise im August sogar um einen Prozent.
Zwar ist durch dieses Messverfahren eine grosse Stichprobe gesichert, die auch gut über das Land verteilt ist, doch es zeichnet nur ein Bild des städtischen Brasiliens. Durchgeführt wird die Messung von dem Dieese und der Stiftung Getulio Vargas (Fundação Getulio Vargas, kurz: FGV). Beide kommen jedoch auf sehr ähnliche Ergebnisse.
Neben den Lebensmitteln sind auch die Preise für Dienstleistungen gestiegen. Den grössten Anstieg, um 9,9 Prozent, verzeichnen die Kosten für Haushaltshilfen. Auch Mahlzeiten ausser Haus, um 5,31 Prozent und Mieten (6,85 Prozent) sind teurer geworden.
Fabian Biastoch für BrasilienPortal