Die aktuellen Zahlen zur Wirtschaftsentwicklung in Brasilien sind nicht besonders rosig. Ein Wachstum von lediglich 0,6 Prozent im dritten Quartal des Jahres 2012 ist bei weitem wirklich nicht das, was der brasilianische Finanzminister noch kürzlich verkündet hatte und auch erwartet wurde.
Damit stagniert die brasilianische Wirtschaft und in einigen Bereichen geht es sogar runter, insbesondere der industrielle Sektor schrumpft. Ganz anders ist die Situation bei den brasilianischen Erstliga-Fussballvereinen: Im vergangenen Jahr 2011 konnten die Top Fünf einen Umsatz von rund 1,93 Milliarden Real (rund 0,7 Milliarden Euro) verzeichnen, das sind immense 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem die höheren Einnahmen aus der Vermarktung von Fernsehrechten sind der Hauptgrund für die Steigerung. Dies belegen die Ergebnisse einer Untersuchung der Bank Itaú BBA, dem Investmentarm von Brasiliens zweitgrösstem und weltweit auf Platz zehn befindlichen Finanzhaus Itaú Unibanco.
Durch den besseren Umsatz haben die Vereine mehr Geld in den Kassen und können nationale Talente im Land halten beziehungsweise einige gute Spieler aus dem Ausland wieder zurückzuholen. “Die Clubs mit mehr Geld investieren intensiver in ihre Spieler und das ist für viele attraktiver. Sonst wären sie wahrscheinlich in Europa oder im Mittleren Osten gelandet“, sagt César Grafietti, einer der Autoren der Studie bei Itaú BBA.
Corinthians ist Spitzenverdiener
Der bestverdienende Fussballverein Brasilien in der zurückliegenden Spielzeit war Corinthians aus der Metropole São Paulo. Der Klub machte insgesamt 281 Millionen Real (ca. 104 Millionen Euro) Umsatz im vergangenen Jahr, das bedeutet im Vergleich zu 2010 eine Steigerung von 36 Prozent. Auf Position zwei liegt Rivale Santos, aus der gleichnamigen Hafenstadt wenige Kilometer von São Paulo entfernt, mit einem Umsatz von knapp 189 Millionen Real (rund 70 Millionen Euro) im Jahr 2011. Auch sie seigerten ihren Umsatz: 62 Prozent mehr als im Vorjahr stehen dem Klub aus Santos zu Buche.
Santos glückte es so unter anderem, das wohl grösste brasilianische Fussballtalente Neymar zu halten. In der Vergangenheit wäre er wohl bei Zeiten zu einem europäischen Topklub gewechselt. Zwar verdienen die Vereine Brasiliens noch lange nicht auf europäischem Niveau, doch das kann sich mit der anstehenden Fussballweltmeisterschaft 2014 noch ändern.
In einer Studie des Beratungsunternehmens Deloitte, der Deloitte Football Money League 2012, heisst es, dass die WM und der damit zusammenhängende Neubau der Stadien sich zu einem wahrem Katalysator für die Wirtschaft entwickeln kann und zudem ein Plus bei den Besucherzahlen, Eintrittsgeldern und Sponsorenverträge bedeuten könnte. Dies wäre logischerweise für die Erstliga-Klubs eine Hilfe im finanziellen Kampf mit europäischen Clubs, um junge Talente halten sowie etablierte Stars zur Heimkehr bewegen zu können.
Einige von diesen Stars sind in den vergangenen zwei Jahren bereits nach Brasilien zurückgekehrt: Luis Fabiano (São Paulo), Adriano (Corinthians) und Ronaldinho (Flamengo) spielen in der Serie A des Südamerikariesen.
Laut der Studie ist das Umsatzwachstum vor allem auf den steigenden Erfolg des Pay-TV in Brasilien zurückführen, welches mehr Abonnenten vorweisen kann und mittlerweile rund 50 Millionen Brasilianer erreicht. Etwa 36 Prozent ihres Umsatzes sollen die Fussball-Vereine bereits aus der Vermarktung ihrer TV-Rechte generieren. Darüber hinaus sind Sponsoringverträge von grosser Bedeutung: Eine der brasilianischen Staatsbanken, die Caixa Econômica Federal, hat die Rekordsumme von 30 Millionen Real (ca. elf Millionen Euro) ausgegeben, um auf den Trikots von Corinthians zu erscheinen.