Die juristische Aufarbeitung der Brandkatastrophe in einer brasilianischen Discothek vom Januar kommt voran: Die Behörden des Landes werden wahrscheinlich Anklage gegen neun mutmassliche Verantwortliche des verheerenden Feuers mit 241 Todesopfern erheben. Dem Untersuchungsbericht der Polizei zufolge sprechen Indizien dafür, dass sich die beiden Eigentümer des Clubs und drei ihrer Partner, zwei Musiker sowie zwei Feuerwehrleute der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht haben, wie ein Ermittler mitteilte.
Wie die brasilianische Zeitung Zero Hora berichtet, übergab die Polizei der Staatsanwaltschaft einen 8000 Seiten umfassenden Untersuchungsbericht. Diese muss nun prüfen, ob sie tatsächlich Anklage erhebt.
Zivilrechtlich könnte die Katastrophe aber noch weite Krise ziehen. Mehrere Opfer beziehungsweise deren Angehörige könnten noch Schadensansprüche stellen. Insgesamt 28 Personen zählen nach Angaben der Polizei dazu, darunter der Bürgermeister des Ortes Santa Maria. In dem Ort im Süden Brasiliens hatte sich die Katastrophe Ende Januar ereignet.
Bei dem Feuer während einer Studentenparty im Club “Kiss“ sind in der Nacht vom 26. auf den 27. Januar insgesamt 241 Menschen gestorben, die meisten von ihnen erstickten am Rauch. Mehr als 600 weitere, meist junge Gäste wurden teilweise schwer verletzt. Auslöser des Brandes war den Ermittlern zufolge der Auftritt einer Musikgruppe, die mit Feuerwerk hantierte und somit durch die Funken die leicht entzündliche Deckendämmung in Brand setzten. Auch ein Bandmitglied war durch den Rauch ums Leben gekommen.
Der Club verfügte lediglich über einen einzigen, schlecht beschilderten Notausgang, ausserdem hinderten Sicherheitsleute die Gäste zunächst am Verlassen der Disco – sie sollten zuerst ihre Rechnung begleichen. In Brasilien ist es jedoch üblich erst beim Verlassen einer Veranstaltung Eintritt, Getränke und zu zahlen. Augenzeugen hatten zudem behauptet, der auf tausend Menschen ausgelegte Club sei doppelt so voll gewesen.
Staatspräsidentin Dilma Rousseff hatte nach der Katastrophe eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. Für Santa Maria galt auf Geheiss des Bürgermeisters – der nun zivilrechtlich belangt werden könnte – eine 30-tägige Trauerzeit.