Für einen deutschen Touristen endete der Besuch einer Favela tragisch. In Rocinha, der grössten Armensiedlung in der Stadt am Zuckerhut, wurde er angeschossen. Es soll sich um einen 25-jährigen Mann handeln. Er wurde am Freitag (Ortszeit) bereits in einem Krankenhaus operiert. Die genauen Hintergründe der Tat sind noch unklar. Das Generalkonsulat in Rio ist eingeschaltet.
Glaubt man lokalen Medienberichten, so wollte der 25-Jährige mit einem weiteren Deutschen nach einem Besuch der Christus-Statue die Favela Rocinha besichtigen. Die Armensiedlung gilt inzwischen als beliebtes Ziel geführter Touristentouren. Demnach waren sie auf eigene Faust unterwegs und trafen auf einer der zahlreichen Treppengassen auf einen bewaffneten Mann. Sie wollten flüchten, daraufhin eröffnete der mutmassliche Täter das Feuer und schoss den 25-Jährigen in den Bauch.
Die amtliche Nachrichtenagentur Agência Brasil berichtete unter Berufung auf die Gesundheitsbehörden, dass eine Kugel die Leber getroffen habe. Ein Anwohner fand den Deutschen in einer Gasse und brachte ihn zu einer Polizeiwache. Im städtischen „Hospital Miguel Couto“ im Stadtteil Gávea wurde er operiert.
Die im Süden Rios gelegene Siedlung Rocinha ist mit offiziell rund 70.000 Einwohnern die grösste Armensiedlung der Stadt. Die dort angesiedelten Pensionen sind bei jungen Rucksack-Reisenden beliebt, um das Leben in der Gemeinschaft kennenzulernen.
In der Favela wurde 2012 eine feste Wache der „Friedenschaffenden Polizeieinheiten“ (UPP) installiert. Trotz der Polizeipräsenz sind auch heute noch Mitglieder von Drogengangs mit Waffen auf offener Strasse zu sehen, wenn auch in wesentlich geringerem Umfang als vor der Besetzung.
Das Generalkonsulat in Rio bestätigte am Freitagabend lediglich, dass man von dem Fall wisse. Derartige Zwischenfälle werden von der Rechts- und Konsularabteilung betreut. Keine Angaben gab es zunächst zur Herkunft des Deutschen.
Mit dem Konzept der festen Polizeiwachen versuchen die Sicherheitsbehörden vor der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen 2016 die Sicherheit in der Sechs-Millionen-Stadt zu erhöhen. Auch Bundespräsident Joachim Gauck hatte bei seinem Brasilien-Besuch vor rund zwei Wochen eine befriedete Favela in Rio besucht.