Die Massenproteste gegen soziale Ungerechtigkeiten und Milliardenkosten für den FIFA-Konföderationen-Pokal und die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien haben am Donnerstagabend ihr erstes Todesopfer gefordert. Ein Autofahrer hatte in der Kleinstadt Ribeirao Preto, rund 300 Kilometer von São Paulo entfernt, eine von Demonstranten errichtete Blockade ignoriert und einen 18-Jährigen erfasst. Dieser erlag seinen Verletzungen, zwei weitere Personen wurden verletzt.
Während der Spiele am Donnerstag hatten sich erneut rund eine Million Menschen auf den Straßen Brasiliens versammelt und demonstriert. Zuletzt gingen vor 20 Jahren so viele Menschen in dem südamerikanischen Land auf die Straße.
In der Metropole Rio de Janeiro setzte die Polizei Tränengas und Gummigeschosse gegen die Protestierenden ein. Die Demonstranten errichteten Barrikaden und legten Brände, Es sollen auch Steine in Richtung der Polizei geflogen sein, die erst infolge dessen zum Tränengas gegriffen haben soll. In der Hauptstadt Brasilia versuchten mehrere Menschen Gebäude der Regierung zu stürmen.
Unter den Verletzten befand sich auch ein Reporter eines lokalen Fernsehsenders. Er wurde von einem Gummigeschoss am Kopf getroffen. “Die Polizei hat komplett die Kontrolle verloren und ist unfähig, mit solchen Demonstrationen umzugehen“, sagte eine Kollegin des Reporters. Viele Menschen, die von den Tumulten hörten, verließen daraufhin den Protestmarsch in Rio und gingen nach Hause.
Präsidentin Dilma Rousseff sagte eine geplante Reise nach Japan ab und berief lokalen Medienberichten zufolge eine Dringlichkeitssitzung des Kabinetts ein. “Sie hat entschieden, wegen der aktuellen Ereignisse in Brasilien zu bleiben“, teilte Rousseffs Pressestelle mit.
Auslöser der Protestzüge war die Erhöhung der Fahrpreise im öffentlichen Nahverkehr, die allerdings in den meisten Städten zurückgenommen wurden. Daraus entwickelte sich ein Protest gegen die soziale Lage der Menschen in Brasilien. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer mehr auseinander, wenn auch die Regierung Lula viele Menschen aus der extremen Armut geholt hat.
Die Menschen drücken nun auf der Straße ihre Unzufriedenheit mit den Ausgaben des Staates aus. Er solle mehr Geld soziale Projekte, wie Schulen und Gesundheit stecken und weniger in die Ausrichtung der großen Sportveranstaltungen in den kommenden Jahren. Die Menschen seien aber nicht gegen die Seleção oder die Veranstaltungen an sich, betonten sie immer wieder.
Derweil machten in den Spielstätten Gerüchte die Runde, wonach die FIFA eine Absage der noch ausstehenden Spiele des Konföderationen-Pokals plane.