In der katholischen Kirche Brasiliens scheint es auch nicht anders als in der Politik zu sein. Kurz bevor der Papst, also der oberste Mann der Kirche, seine Reise antritt, wollte sich ein lokaler Untertan, in diesem Falle einer der mächtigsten Bischöfe Brasiliens, profilieren. Der Erzbischof von Cuiabá, Milton Antonio dos Santos, hat in einem lehramtlichen Schreiben die sonst normale Abendmahlspraxis geändert und so für einen handfesten Skandal innerhalb der brasilianischen katholischen Kirche gesorgt. Es war seinen Schäfchen nicht mehr erlaubt die Kommunion im Knien zu empfangen.
Der Erzbischof begründete seine „Weisung“ mit der „Einheitlichkeit der Gemeinschaft“. Diese sieht der Erzbischof durch den knienden Kommunionempfang in den Mund bedroht. Jedoch begab er sich damit auf sehr dünnes Eis, denn alle seit der Ritenkongregation 1967 verfassten lehramtlichen Aussagen fanden keinen Anklang bei dos Santos. Problem ist nur, dass die Gelehrten damals die Mundkommunion ausdrücklich erlaubten und als gängige Praxis empfohlen hatten. Die Abendmahlsgabe im Stehen ist lediglich eine inzwischen übliche Ausnahme, die von der zuständigen Bischofskonferenz erlaubt werden muss.
Zudem befindet sich der Brasilianer in Einsamkeit in der kirchlichen Gemeinschaft. Weder der amtierende Papst Franziskus noch dessen Vorgänger Benedikt XVI. verbieten oder verbaten eine kniende Abendmahlsgabe.
Pikanterweise hat ausgerechnet die die Erzdiözese Cuiabá 2012 eine Meinungsumfrage durchgeführt, bei der sie die Gläubigen ausdrücklich fragte, ob sie kniend die Mundkommunion empfangen wollen. 57,3 Prozent der Gläubigen antworteten mit Ja. Eine Verhaltensweise, die damals ausdrücklich mit der Nachahmung des Vorbildes von Papst Benedikt XVI. in Zusammenhang gebracht wurde.
Zunächst war das Schreiben des Erzbischofs auf dessen offizieller Internetseite zusehen. Wenige Stunden nach der Veröffentlichung eines Artikels auf der traditionstreuen Seite „Fratres in Unum“ wurde es vor wenigen Tagen jedoch wieder entfernt.
In dem Artikel forderte „Fratres in Unum“ die Gläubigen zum Protest gegen die Erzdiözese auf. Sie sollten gegen das rechtswidrige Verbot beim Erzbischof, bei der Apostolischen Nuntiatur, also der „Botschaft“ des Vatikans oder gar bei der zuständigen Gottesdienstkongregation in Rom protestieren. Im erzbischöflichen Palais gingen daraufhin zahlreiche Proteste ein, die den Erzbischof zum Umlenken brachten und gewissermaßen auch zwangen.
Am Dienstag dieser Woche wurde schließlich eine korrigierte Fassung des lehramtlichen Schreibens veröffentlicht. „Wie für brasilianische Bischöfe üblich, wird darin kein Fehler eingestanden, sondern „präzisiert‘“, kommentierte „Fratres in Unum“ die Wende. In der überarbeiteten Fassung erklärte der Erzbischof, dass es jedem Gläubigen frei stünde, stehend oder kniend die heilige Kommunion zu empfangen und er „nie“ jemanden zur Handkommunion „verpflichten“ würde.