Nicht leicht hatte es der brasilianischen Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva bei seinem Auftritt beim internationalen Forum der Menschenrechte. Während er Umfragen zufolge bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr große Chancen hätte, erneut zum Staatsoberhaupt des Landes gewählt zu werden, wurde seine Ansprache von Protesten begleitet. Zudem wurde er während des Forums mehrfach als Verräter beschimpft.
Nur in einer Demokratie sei es möglich, dass ein Indio es bis zum Amt des bolivianischen Präsidenten schaffe, ein Schwarzer zum amerikanischen Präsidenten und eine ehemalige Untergrundkämpferin (gegen die Militärdiktatur) zur brasilianischen Präsidentin, hatte “Lula” zuvor betont. Seine Rede stieß dennoch auf Proteste. Mit Zwischenrufen wurde dem Ex-Präsidenten vorgeworfen, dass er sein Wahlversprechen nicht eingehalten hätte, die Agrarpolitik zu reformieren.
Lula führte indes aus, dass 56 Prozent der enteigneten Länder in die Programme der Landwirtschaftsreform eingeflossen seien. In Brasilien können Großgrundbesitzer teilweise oder ganz enteignet werden, wenn sie ihr eigentlich produktives Land nicht bewirtschaften. Wobei in dem südamerikanischen Staat aus historischen Gründen etliche Großgrundbesitzer gigantische Fläche noch immer ihr Eigen nennen, teilweise sind diese bis zu 400.000 Hektar groß. Im krassen Gegensatz dazu stehen die Landlosen, dich sich zu der Bewegung „Movimento sem terra“ (MST) zusammengeschlossen haben, sowie zahllose Kleinbauern mit weniger als fünf Hektar Fläche.
Proteste gab es ebenso von Vertretern der indigenen Völker und der „Quilombos“, Ansiedlungen ehemaliger Sklaven. Beide Gruppen kritisierten, dass die Ausweisung von Reservaten und Indio-Gebieten aufgrund seiner Politik stagniere.
Lula erntete allerdings auch Beifall, etwa dann, als er die Jugend aufrief, sich an der Politik zu beteiligen. Denn das Problem derjenigen, die keine Politik mögen, sei es, dass sie von der Politik regiert würden, so der Ex-Präsident.