Paläontologen vom “Serviço Geológico do Brasil“ (CPRM) in Rio de Janeiro präsentierten gestern (16) die Entdeckung einer neuen Spezies von Krokodil, in Form eines Fossils, das bereits vor 70 Jahren im Munizip von Itaboraí, metropolitane Region von Rio de Janeiro, entdeckt worden war. Es wurde als Sahitsuchus fluminensis getauft – das kriegerische Krokodil von Rio de Janeiro – ein entfernter Verwandter der Kaimane und Alligatoren, und das älteste je beschriebene Reptil des Bundesstaates.
Die Spezies bewegte sich exklusiv terrestrisch, erreichte ein Länge von mehr als zwei Metern und 1,2 Meter Höhe, denn es bewegte sich nicht kriechend auf dem Boden, wie seine heutigen Verwandten. Die Haltung des Tieres glich eher der eines Wildschweins, mit geschlossenen, aufrechten Beinen. Zu seiner Zeit war er wahrscheinlich der grösste Beutejäger überhaupt, ernährte sich vorzugsweise von kleineren Säugetieren, wie zum Beispiel von den häufigen Beuteltieren, durch die die Kalksteinbrüche von São José in Itaboraí weltweit bekannt geworden sind.
Obwohl diese Spezies die Ausrottung der Dinosaurier überlebte – vor zirka 65 Millionen Jahren – verschwand der Sahitsuchus fluminensis und seine Gruppe von Reptilien dann doch Millionen Jahre später, ohne Nachfolger zu hinterlassen. Bis jetzt kennt man die Ursache seines Verschwindens noch nicht, aber der leitende Paläontologe führt zwei Hypothesen an: die erste, dass das Reptil durch drastische Klimaveränderungen ausstarb. Die zweite Möglichkeit ist eine Konkurrenz mit fleischfressenden Säugetieren, die von Nordamerika eingewandert sind und das Reptil, in der Periode des Miozäns vor 23 Millionen Jahren, verdrängten.
Ähnliche Spezies wie der Sahitisuchus fluminensis wurden schon gefunden, besonders in Argentinien, aber anatomische Details, wie das Fehlen eines “externen mandibularen Fensters“, berechtigen zu einer Klassifikation als neue Spezies. Die Entdeckung enthüllt eine einzigartige Charakteristik des Beckens von São José, in Itaboraí: Dieser Ort hat bereits modernere Formen von Krokodilverwandten wieder ans Tageslicht gebracht, wie zum Beispiel den Eocaiman itaboraiensis.
Das Fossil wurde in den 1940er Jahren entdeckt, als die Kalkablagerungen noch von der “Companhia Nacional de Cimento Portland Mauá“ (Portland Zement) ausgebeutet wurden – zwischen 1933 und 1984. Weil man von der paläontologischen Bedeutung der Region wusste, wurden die Abtragungsarbeiten von Spezialisten begleitet, die die gefundenen Fossilien identifizierten. Wegen der finanziellen Schwierigkeiten, das Fossil als Studienobjekt zu restaurieren, wurde es im Museum “Museu de Ciências da Terra“ bis im Jahr 2011 aufbewahrt, als eine Finanzierung von 8.000 Reais endlich den Beginn einer Restaurierung einleitete – sie dauerte ein Jahr. Sechs Monate brauchte man für die Nachforschungen und acht Monate für die Vorbereitungen zur Veröffentlichung in der Fachzeitschrift “Plus One“.
“Wenn man mit einer paläontologischen Untersuchung beginnt, braucht man ein Laboratorium zur Vorbereitung, Präparatoren und Kuratoren der Fossilien, eine adäquate Bibliografie dafür und Assistenten. Und weil in Brasilien all das neu ist, muss man oft von Null aus anfangen“ sagt der Forscher der diese Arbeit zusammen mit einem Fachmann, vom nationalen paläontologischen Museum, koordinierte.