Schutz und Erhaltung des “Tatu-bola” (Gürteltier), einer Spezies, die auf der Roten Liste der von der Ausrottung bedrohten brasilianischen Tierwelt steht – und zwar unter der Kategorie “verwundbar“ – ist Objekt eines “Nationalen Plans zur Erhaltung von Arten der von Ausrottung bedrohten Fauna“. Und diese Anstrengungen hat man genialer Weise mit der Idee verknüpft, sein Image durch die Wahl zum WM-Maskottchen entsprechend aufzuwerten, denn auch unter den Brasilianern selbst, besonders den Städtern, ist das kuriose Säugetier nur Wenigen bekannt. Die Leute vom Land betrachten es lediglich als willkommenen Leckerbissen auf dem Grill – dort wird es wegen seines wohlschmeckenden Fleisches gejagt, und ist nicht zuletzt deshalb heute vom Aussterben bedroht.
Weil es sich bei Gefahr zu einer perfekten Kugel (oder Ball) zusammenrollen kann, die dann rundherum von seinen übereinander greifenden Knochenplatten geschützt ist, denen selbst ein ausgewachsener Jaguar nichts anhaben kann, kam man auf die Idee, diesen “Ball aus Fleisch und Knochenplatten“ zur Symbolfigur der brasilianischen “Copa 2014“ zu wählen.
Die Erarbeitung der Schutz-Kampagne wurde dem “Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade (ICMBio) übertragen, welches mit dem Umweltministerium (MMA) eng verbunden ist und den Plan der Kampagne bis zum Jahresende 2014 fertig vorlegen wird.
Gegenwärtig gibt es 44 Pläne zur Erhaltung von bedrohten Tierarten, die vom ICMBio in allen Regionen Brasiliens zusammengetragen worden sind. Sie erfassen insgesamt 362 Arten – im Meer, in der Caatinga, dem Cerrado, in Amazonien, in der Pampa und im Pantanal. Nach Aussage des Direktors der Untersuchung, Bewertung und Kontrolle für Biodiversifikation des ICMBio, werden die Untersuchungen ab sofort territorial durchgeführt, um die grösst mögliche Anzahl von Arten aller Biome erfassen zu können: “Es interessiert uns, alle Druck- und Stressmomente kennenzulernen, von denen die einzelnen Spezies bedroht werden, deshalb gilt es nun, territoriale Pläne zusammenzustellen und nicht mehr pro Spezies“, erklärt er.
Das “Nördliche Kugelgürteltier“ – so sein deutscher Name – Tolypeutes tricinctus benannt von der Wissenschaft – ist eine Säugetierart, die nur in den brasilianischen Gebieten der “Caatinga“ und des “Cerrado“ vorkommt, also endemisch ist. Der Exekutiv-Sekretär der NGO “Associação Caatinga“, aus dem Bundesstaat Ceará meint: “Das Tatu-bola ist tatsächlich stark gefährdet. Mit unserem Projekt beabsichtigen wir einen Teil der weltweiten Leidenschaft für den Fussball auf die Rettung dieser Spezies zu lenken, und wir können dieses Ziel nur erreichen, wenn es uns gelingt, das wertvolle Naturerbe “Caatinga“ zu schützen und zu bewahren“.
Für den Analytiker der “Secretaria de Biodiversidade e Florestas do MMA“ sollte man jeder bedrohte Spezies einen Plan zur Erhaltung widmen, der darauf abzielt, ihren Erhaltungszustand zu verbessern und, wenn möglich, sie von der Liste bedrohter Arten streichen zu können. Im Fall des “Tatu-bola“, so erklärte er, unterstützt der MMA das Projekt der “Associação Caatinga“, indem er die Artikulation mit wichtigen Partnern und dem ICMBio erleichtert, zur Erarbeitung und Umsetzung des “Plano Nacional de Conservação de Espécies da Fauna Ameaçadas de Extinção“, der dem Tier innerhalb der von ihm bewohnten Biome wieder “auf die Beine helfen soll“.
Das Hauptmotiv des “Projekts Tatu-bola“ – entwickelt in Partnerschaft mit “The Nature Conservacy (TNC)“ – besteht darin, einerseits die Spezies in ihrem Habitat zu erhalten und andererseits die entsprechende Forschung zu unterstützen, um den nationalen Plan zu seiner Erhaltung zu realisieren. “Wenn nichts für diese Tierart getan wird, wird es innerhalb der nächsten fünfzig Jahre aus der Natur verschwunden sein – im letzten Jahrzehnt verschwanden 30% seiner Restpopulation“, warnt der Forscher.