Eine am 09. April veröffentlichte Umfrage zu Kultur der Stiftung Persei Abramo sowie des SESC (Serviço Social do Comercio – Sozialer Dienst des Handels) zeigt, dass Brasilianer wenig lesen, stattdessen lieber Sertanejo-Musik hören oder Telenovelas sehen.
Es wurden 2.400 Personen über 16 Jahren in 139 Städte und Gemeinden aller fünf Großregionen des Landes befragt. Die Daten wurden zwischen dem 31. August und dem 8. September 2013 erhoben. Nach Auswertung der Daten verfügte mehr als die Hälfte der befragten Zielgruppe über ein Einkommen zwischen 290 und 1.018 Reais.
Unter den sozioökonomischen Daten enthüllt die Umfrage ebenfalls, dass sieben von je 10 der befragten Personen im Dienstleistungsbereich (45%) oder im Handel (29%) arbeiten. Die Mehrheit (54%) ist verheiratet und gehört einer Religionsgemeinschaft an. Die Katholiken sind mit 57% der grösste Anteil, gefolgt von den Protestanten (28%), von denen, die religionslos sind, aber an Gott glauben (11%) und Spiritisten nach Kardec (4%).
Lesen ist eine eher seltene Gewohnheit von Brasilianern. Um sich zu informieren, was in ihrer Gegend, in Brasilien und der Welt passiert, sehen sie lieber die offenen Fernseh-Kanäle, deren bevorzugte Programme sich auf Telenovelas, (hauptsächlich nordamerikanische) Filme und Nachrichtensendungen konzentrieren. In der Musik sind die bevorzugten Stile Sertanejo, Música Popular Brasileira (MPB), Forró, Pagode (beides Tanzmusik) Gospel (neue evang. Kirchenmusik). Das sind einige der Informationen dieser öffentlichen Umfrage zu Kultur.
Über die Hälfte der Befragten (58%) bestätigten, im letzten halben Jahr kein einziges Buch gelesen zu haben. Wenn sie lesen, suchen sich die Leute Unterhaltungsliteratur oder Science-Fiction (19%), die Bibel (18%) oder andere religiöse und spirituelle Themen aus (10%). Klassische brasilianische Literatur und Selbsthilfe-Bücher (5%), Poesie und Kriminal-Literatur (4%), Kurzgeschichten, Biografien und Comics (3%) rangieren auf den hinteren Plätzen. 34% geben an, dass sie Lesen überhaupt nicht mögen.
Zum Fernsehen sagen 62%, dass sie die offenen Fernseh-Kanäle bevorzugen, 28% sehen sowohl diese als auch Pay-TV. Telenovelas sind mit 54% die bevorzugten Programme, gefolgt von Filmen (52%) und Nachrichten (44%). Abenteuerfilme sind unter den Befragten am beliebtesten mit 39%, während Komödien (38%) und romantische Filme (29%) auf Platz zwei und drei liegen. US-amerikanische Filme werden von 45% des brasilianischen Fernsehpublikums gesehen, nationale Filme nur von 33%.
Die Sertanejo-Musik wird von 40% aller Befragten geschätzt, gefolgt von der MPB (23%), Gospel-(Kirchen-)Musik (18%) und Pagode (17%). Samba (9%), Rock (8%), Klassik (6%), Jazz (4%), Opernmusik (2%), Chormusik oder sinfonische Werke (1%) rangieren auf den hinteren Plätzen.
Zu ihren Vorlieben im Theater befragt, gaben 33% Komödien an. Dramen (9%), Theaterstücke für Kinder (6%) und Musical (5%) kommen weit hinter denjenigen, die angaben, überhaupt kein Theater zu mögen (23%) und den 28%, die nicht wussten, was sie antworten sollten oder noch nie ein Theaterstück gesehen haben.
Um sich über kulturelle Angebote zu informieren, fragt die Mehrheit (47%) nach Vorschlägen von Verwandten und Freunden, 36% suchen Informationen in den Medien generell, 25% im Internet und 10% erhalten ihre Informationen über die hier typischen Autos, die mit Lautsprechern durch die Gegend fahren und Ankündigungen machen.
Nach Aktivitäten befragt, die sie unabhängig von Zeit und Geld in ihrer Freizeit gerne ausüben würden, erwähnte über die Hälfte aller Befragten Reisen, während 41% gerne mit ihrer Familie verbringen würden, 24% möchten Zeit für sich alleine haben und andere 18% würden am liebsten ausruhen oder Nichts tun.
Generell ist die Bandbreite der kulturellen Aktivitäten eher gering: 89% waren noch nie in einer Oper oder einem klassischen Konzert; 75% haben noch nie eine Tanz- oder Ballett-Vorführung in einem Theater gesehen; 71% sind noch nie in einer Ausstellung von Malerei, Skulpturen etc. gewesen. 60% aller Befragten haben noch nie ein Theaterstück live miterlebt. Im Gegensatz dazu sind mit die einzigen Aktivitäten der Mehrheit der Befragten, Filme zuhause oder im Kino zu sehen (91%), Tanzen zu gehen (72%) oder ein Buch zum Vergnügen zu lesen (69%).
Unter den zitierten Hauptgründen, an keinen kulturellen Aktivitäten teilzunehmen, hielten sich die Argumente, dass bestimmte Aktivitäten nicht gemocht werden und dass es sie in den betreffenden Städten nicht gibt, die Waage. Der Anteil, der angab, einfach nicht gewohnt zu sein, solche Aktivitäten wahrzunehmen, war ebenfalls bedeutend.
Im Bezug auf die ersten Kontakte mit kulturellen Veranstaltungen in der Kindheit oder später gaben 29% den Zirkus an, 16% das Kino und 11% das Theater.
Währenddessen ist die Proportion derer klein, die selber aktiv kulturell tätig sind. Ca. 15% singen, 13% tanzen einzeln oder in Gruppen; 10% spielen ein Musikinstrument, 7% fotografieren, 5% malen auf irgendeine Art und Weise und nur 4% schreiben selber Texte oder komponieren Musik.