Immer wieder sterben in Brasilien Menschen bei Polizeiaktionen. Allein 2012 kamen 1890 Menschen bei Konfrontationen mit der Zivil- und Militärpolizei ums Leben. In den USA waren es 410. Die Zahlen stammen vom brasilianischen Forum für öffentliche Sicherheit, welches in diesen Tagen seinen jüngsten Bericht vorlegte. Vor allem bei Einsätzen gegen den Drogenhandel, in Favelas oder gegen kriminelle Vereinigungen wie der PCC (Erstes Hauptstadtkommando) in São Paulo kommt es häufig zu Zwischenfällen, bei denen Menschen durch Schüsse aus den Revolvern und Gewehren der Polizisten ums Leben kommen.
Nicht immer lässt sich bei den polizeilichen Einsätzen die Gewalt vermeiden. Kritisiert wird in dem Bericht jedoch die hohe Zahl der Toten und Verletzten. Vor allem schwarze Jugendliche fallen den Polizeikugeln zum Opfer, wie eine Studie der Universität São Carlos zeigt. Zwischen 2009 und 2011 war die Zahl der toten Afrobrasilianer dreimal höher als die der Weißen. Die große Mehrheit von ihnen, 77 Prozent, waren junge Männer zwischen 15 und 29 Jahren.
Im Jahr 2006 kamen in São Paulo alleine im Monat Mai über 400 Jugendliche ums Leben. Die meisten von ihnen sollen an Attacken beteiligt gewesen sein, die der kriminellen Organisation PCC zugeschrieben werden.
Die Meisten Untersuchungen von Todesfällen bei Polizeiaktionen wurden und werden schnell ad acta gelegt. Als Begründung wird fast immer angegeben, die Opfer hätten Widerstand gegen die Staatsgewalt geleistet. Somit entfällt nach der momentanen Gesetzgebung die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung der Todesumstände. Um zu gewährleisten, dass mehr Fälle aufgeklärt werden, fordern Politiker daher Änderungen am Strafgesetz, die unter anderem ein ausführlicheres Beweissicherungsverfahren vorsehen. Menschenrechtsorganisationen und Initiativen der Zivilgesellschaft versprechen sich dadurch aber nicht nur eine bessere Aufklärung der Fälle. Sie erhoffen sich ebenso eine Verringerung der Zahl der Toten bei Polizeiaktionen.