Ausgerechnet im Land des Wassers gibt es aufgrund der anhaltenden Trockenheit seit Monaten Probleme bei der Trinkwasserversorgung. Betroffen ist mit São Paulo auch die am dichtesten besiedelte Region Brasiliens. Das Speicherseesystem Cantareira, das den Großraum der Megametropole versorgt, weist mittlerweile nur noch ein Volumen von 3,5 Prozent auf. Politiker und Versorgungsunternehmen hoffen nun auf eine von den Metereologen angekündigte Kaltfront. Gleichzeitig setzen sie auf Anreize zum Wassersparen und diskutieren alternative Wege aus der Krise.
Schon seit Ende vergangenen Jahres werden im Zentrum und im Südosten Brasiliens weniger Regenfälle und gleichzeitig höhere Durchschnittstemperaturen gemessen. In São Paulo sprechen Spezialisten von der größten Wasserkrise der Geschichte. Laut einer Umfrage sind dort inzwischen 60 Prozent der Bevölkerung von Sparmaßnahmen betroffen. Offiziell wird zwar nach wie vor eine Rationierung verneint, doch zeigt die Studie, dass die Mehrheit der Bevölkerung in den vergangenen 30 Tagen über Stunden hinweg mindestens einmal auf Wasser aus dem Hahn verzichten musste.
Auch in vielen anderen Munizipien des Bundesstaates São Paulos, werden die Wasserleitungen mittlerweile nur noch zeitweise bestückt. In der Stadt des internationalen Flughafens São Paulos, Guarulhos, gibt es beispielsweise nur alle zwei Tage Wasser. Noch schlimmer hat es die Stadt Itu getroffen. Dort leiden die Bewohner seit Februar unter dem Wassermangel, was bereits zu Tumulten geführt hat. Die Verteilung des Wassers mit Hilfe von Tankwagen wird deshalb inzwischen von der Polizei abgesichert. Probleme werden ebenso aus dem Bundesstaat Minas Gerais und dem Hauptstadtdistrikt vermeldet.
Längst wird Kritik an versäumten Investitionen in das Versorgungssystem laut. Spezialisten fordern zudem ein Umdenken. Statt Trinkwasser für die Versorgung der Toilettenspülungen oder die Bewässerung von Grünflächen zu verwenden, könnte dies mit entsprechend behandeltem Abwasser geschehen, wie sie ausführen. Erreicht werden könnten damit enorme Einsparungen, zumal nach ihren Angaben nur etwa 20 Prozent des Wassers zum Trinken und Kochen verwendet wird.
Allerdings wären die Wiederbenutzung des Abwassers sowie Regenzisternen langfristige Maßnahmen zur Abhilfe des Problems. Was derzeit fehlt, ist Regen in ausreichender Menge.