Die Gewalt in Brasilien hat 2012 über 56.000 Menschen das Leben gekostet. Betroffen sind vor allem junge Menschen und unter ihnen besonders Afrobrasilianer. Mit der Kampagne „Jovem Negro Vivo“ (Schwarze Jugendliche Lebend) will Amnesty International über das bisher eher verdrängte Problem eine öffentliche Diskussion erreichen. Sammeln will die Organisation ebenso Unterschriften, um eine bessere Politik für die schwarze Jugend Brasiliens zu erreichen.
Die große Mehrheit der 56.337 ermordeten Menschen im Jahr 2012 waren Schwarze, nur 14.928 von ihnen waren weißer Hautfarbe. Darüber hinaus ist mit 57,6 Prozent vor allem Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 29 Jahren betroffen. 93,3 Prozent waren Männer und 77 Prozent der jugendlichen Todesopfer Afrobrasilianer. Dass vier von fünf ermordeten Jugendlichen eine schwarze Hautfarbe haben und die Mehrheit den ärmeren Gesellschaftsschichten angehört, ist längst kein Geheimnis. Darüber diskutiert wird allerdings wenig. Vielmehr werden die Opfer und auch die Favelas oft mit Stereotypen und Vorurteilen belegt und abgetan. Die in vielen Armenvierteln inzwischen stationierte Befriedungspolizei haben zudem nicht wirklich zu einer Verminderung des Problems beigetragen. Erschreckend ist ebenso die Tatsache, dass weniger als acht Prozent der Fälle aufgeklärt oder die Mörder verurteilt werden.
Laut einer Studie der Universität São Carlos kommt darüber hinaus ein „institutioneller Rassismus“ hinzu. Der Studie zufolge soll beispielsweise die Militärpolizei in São Paulo dreimal mehr dunkelhäutige Menschen getötet haben als weiße. „Alle Jugendlichen haben das Recht auf ein Leben ohne Gewalt und Vorurteile“, heißt es auf der brasilianischen Seite von Amnesty International. Um dieses Recht auch für die schwarzen Jugendlichen durchzusetzen, fordert die Organisation ein stärkeres Engagement der Politik und vor allem, dass das Thema auch von der Regierung aufgegriffen und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden.