Am “Weltwassertag” (22. März) – dem Tag, an dem man weltweit dieses wertvollsten Gutes der Menschheit – dem Wasser – gedenkt, ist es von besonderer Bedeutung für Brasilien, nicht zu vergessen, dass seine Bevölkerung kaum Kenntnis von der Realität der hydrischen Ressourcen des Landes besitzt, erklärt der Koordinator des “Programms Wasser für das Leben“ des WWF-Brasil.
Seiner Meinung nach befindet sich die Bevölkerung weit entfernt vom Thema Wasser, von dem sie lediglich Notiz nehmen, wenn es mal fehlt (wie speziell Ende 2014 anfangs 2015 u.a. im Bundesstaat Sāo Paulo). “Die Menschen kümmern sich nicht darum, zu erfahren, woher das Wasser kommt, das sie verbrauchen, und was sie dafür tun können, um die Versorgung zu garantieren, diese Dinge sind kaum jemandem bekannt. Die Regierenden sind schuld, die Unternehmen und die Medien ebenfalls, und dieses Fehlen der Aufklärung spiegelt sich in der Bevölkerung wieder.
Er zitiert die Untersuchung, welche der WWF alle fünf Jahre durchführt, und die sich um die Wahrnehmung der Brasilianer in Bezug auf das Wasser dreht. Bei der letzten, im Jahr 2012, hatten mehr als 80 Prozent der Befragten noch nie von der ANA (Nationale Agentur für Wasser) gehört – dem Organ, das die hydrischen Ressourcen reguliert. “Es gibt ein Bewusstsein hinsichtlich des “wie Sparens” und, dass Wasser einmal fehlen könnte. Mehr als 70% der Personen wissen um dieses Problem, aber die Unkenntnis ist noch schrecklich gross“, sagt der Spezialist.
Ein weiteres Problem ist die schlechte Nutzung der hydrischen Ressourcen, ergänzt er. “Es ist schwierig zu sagen, ob wir es schaffen, unseren Verbrauch zu drosseln, oder nicht – und die Chancen, dass wir in Zukunft Versorgungsprobleme bekommen werden, sind gross“, sagt er, und hebt hervor, dass Brasilien bezüglich Gesetzen durchaus gut dasteht – wie zum Beispiel mit der “Nationalen Politik der hydrischen Ressourcen“, dem “Nationalrat für Hydrische Ressourcen“ und den Komitees der hydrografischen Becken – aber, dass diese Gesetze nicht angewendet und entsprechend kontrolliert werden.
“Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, bis zu einem gewissen Punkt, und jetzt müssen wir die Richtung ändern, aus jenem Szenario ausbrechen, das die Vereinten Nationen (UNO) projektiert haben. Wir haben ein schönes Skelett, gute Modelle, aber das politische Interesse, etwas mit Konsistenz zu schaffen, ist äusserst gering – nicht nur in Regierungskreisen des Landes, sondern auch in den Bundesstaaten und Munizipien“, fügt der Koordinator des Programms “Wasser für das Leben“ hinzu.
Der Bericht zur “Weltweiten Entwicklung des Wassers 2015”, von der UNO-Wasser, sieht voraus, dass im Jahr 2030 die Weltbevölkerung 35% mehr Nahrung, 40% mehr Wasser und 50% mehr Energie benötigen wird.
“Das Thema Wasser rangiert unterhalb der Prioritäten. Die ANA ist ein exzellentes technisches Organ, aber die lokalen Regierungen bringen es nicht fertig, die Instrumente einzurichten, die bereits existieren, die Bevölkerung stellt keine Forderungen, und die Unternehmen bewegen sich nur, soweit sie vom Gesetz her dazu verpflichtet sind“, argumentiert der WWF-Mann. Seiner Meinung nach besteht der dritte Stolperstein in der Nutzung der hydrischen Ressourcen aus der schlechten Nutzung des Bodens. “Die Städte wachsen und werden von Reservoirs abhängig – deren Mehrheit ist verschmutzt, und sie befinden sich im Bereich von Quellen, die man als die goldenen Eier der Gans bezeichnen kann. Die urbane Planung sollte viel ernster genommen werden, und der Sektor der Wasserversorgung sollte darin enthalten sein“.
Für ihn gibt es auch im landwirtschaftlichen Sektor eine Tendenz zur Zuspitzung des Problems durch die Flexibilität des “Código Florestal“ (Waldwirtschafts-Gesetz) von 2012. Er führt an, dass die Verringerung der “Permanenten Schutzzonen“ (APPs), die jetzt von der Grösse eines Besitzes abhängen, ein Risiko für den Erhalt natürlicher Quellen darstellen.
Die “Nationale Bewässerungspolitik“, die im vergangenen Jahr eingeführt wurde, kann sich, so der Spezialist des WWF, ebenfalls als Problem erweisen, da die Finanzkredite und Bewilligungen zur Bewässerung steigen werden. Das ist wie beim Sparkonto: Wir brauchen immer mehr Codes, um an unser Sparkonto zu gelangen, aber niemand legt da eigentlich Geld hinein. Also brauchen wir eine ernstzunehmende Zusammenarbeit zum Schutz der Quellen und dazu ein Areal zum Sammeln des Regenwassers“, und er erklärt, dass es durchlässigere Böden gibt und solche, die eine Walddecke über sich brauchen – und die aus Unkenntnis von den Menschen asphaltiert oder mit Sand bedeckt werden.